Norderstedt. Der Trägerverein kalkuliert 1,4 Millionen Euro. Politiker wollen das Haus auf Fehmarn behalten und besser auslasten. Die Pläne.

Das Jugendlandheim Lemkenhafen, das die Gemeinde Harksheide 1960 gekauft und 1970 in den Besitz der Stadt Norderstedt übergeben hat, muss saniert und modernisiert werden. Rund 1,4 Millionen Euro sind nötig, um alle Auflagen für den Brandschutz zu erfüllen und das Heim so attraktiv zu gestalten, dass deutlich mehr Gäste dort übernachten. Diese Investitionssumme nennt Jürgen Lange, Vorsitzender des Vereins Harksheider Jugendlandheim, der das Ferienhaus mit 85 Betten auf Fehmarn betreibt. Und Lange macht Druck: Die Politiker müssten schnell entscheiden, „sonst können wir das Heim im Frühjahr nicht aufmachen“. Der Brandschutzingenieur des Kreises Segeberg fordere deutliche Nachbesserungen.

Kosten und Zustand haben die CDU dazu gebracht, grundsätzlich über die Zukunft des Heims nachzudenken. „Verkaufen kommt für uns nicht infrage“, sagt Petra Müller-Schönemann, Vorsitzende des Jugendhilfeausschusses. Das Backsteinhaus direkt am Strand sei ein Kleinod. Surfschule und Bootssteg vor der Tür, dazu die vorgelagerte Insel Großer Warder – wer schon mal da war, komme begeistert wieder. Leider sei das Ferienlager in Norderstedt viel zu wenig bekannt.

Haus nur zu 35 Prozent ausgelastet

8069 Übernachtungen gab es im Vorjahr, damit sei das Haus nur zu 35 Prozent ausgelastet. Seit Jahren bezuschusst die Stadt den Betrieb mit knapp 60.000 Euro im Jahr. Immer wieder fielen Extrakosten an: 88.287 Euro für die neue Küche 2014, im Jahr 2016 brauchte der Verein 21.000 Euro, um die Dachfenster zu sanieren, und in diesem Jahr kostete es knapp 60.000 Euro, um den Mindestanforderungen an den Brandschutz gerecht zu werden und die Elektrik auf den aktuellen Stand zu bringen.

„Das Jugendlandheim Lemkenhafen ist ein echtes Kleinod, das wir auf keinen Fall verkaufen sollten“, sagt Petra Müller-Schönemann, CDU Norderstedt.
„Das Jugendlandheim Lemkenhafen ist ein echtes Kleinod, das wir auf keinen Fall verkaufen sollten“, sagt Petra Müller-Schönemann, CDU Norderstedt. © Michael Schick | Michael Schick

Nun sei die Zeit für eine übergreifende Lösung gekommen: „Mehrbettzimmer sind einfach nicht mehr zeitgemäß, genauso wenig wie Duschen und Toiletten auf dem Gang“, sagt Müller-Schönemann. Die CDU möchte das Jugendlandheim zu einer „modernen Begegnungs- und Bildungsstätte“ umbauen, das Ferienheim ganzjährig öffnen und die Auslastung auf 70 Prozent steigern. Die CDU-Politikerin nennt die Modernisierung des Hamburger Jugenderholungsheims in Puan Klent auf Sylt und der Jugendherberge am Stintfang in Hamburg als Vorbilder.

Ehrenamtlich oder professionell geführt?

Nachgedacht werden müsse auch darüber, ob das Heim weiter ehrenamtlich oder professionell geführt wird. Denkbar sei auch eine gemeinnützige Gesellschaft oder Stiftung. Klarheit soll ein Bauzustandsgutachten sowie eine Markt- und Kostenanalyse bringen.

Bis auf die FDP teilen die Politiker die Auffassung der CDU. „Die SPD setzt sich für den Erhalt und die Sanierung des Jugendlandheims ein“, sagt Fraktionschef Nicolai-Steinhau-Kühl. Die Partei warte auf das Konzept des Trägervereins zur Sanierung und Zukunft des Heims. Es sei zurzeit unnötig, die ehrenamtliche Trägerschaft an einen professionellen Betreiber zu übertragen.

Nur die FDP spricht sich gegen Investitionen aus

„Das Gelände ist unbestritten ein Juwel“, sagt auch Reimer Rathje von der WiN, die das Haus im Winter für Seminargruppen öffnen will. Ein Bauzustandsgutachten sei erst sinnvoll, wenn sich die Parteien darauf geeinigt haben, wie das Ferienlager weiter geführt werden soll. Es sei klar, dass große Schlafräume und Etagenduschen nicht attraktiv sind. Die Grünen sprechen sich für eine professionelle Führung des Hauses aus, um eine ganzjährige gute Auslastung zu erreichen. „Eine Sanierung bis hin zu einem Neubau scheint notwendig. Ein Bauzustandsgutachten bietet für eine Entscheidung eine gute Grundlage“, sagt Fraktionschefin Ingrid Betzner-Lunding. Auch Die Linke kann sich den Erhalt vorstellen, möchte vor einer Entscheidung aber den Kosten und Sanierungsplan des Vereins kennen.

„Das Jugendlandheim muss dauerhaft kostendeckend arbeiten“, sagt Christian Waldheim von der AfD. Die Stadt Hamburg habt mit Puan Klent gezeigt, dass Attraktivität in einem hart umkämpften Tourismusmarkt mit preiswerten Übernachtungsmöglichkeiten vereinbar ist. „Dieses Ziel und diese Maßstäbe müssen auch für das Jugendlandheim Lemkenhafen gelten“, sagt Waldheim. „Wir sollten das Heim sanieren und modernisieren, wenn wir es auf Dauer kostenneutral betreiben können“, sagt Thomas Thedens von den Freien Wählern. Die Führung sollte dann an Profis vergeben werden.

Widerstand kommt von der FDP: „Wir erkennen das ehrenamtliche Engagement der vergangenen Jahrzehnte an, aber wir müssen wohl leider feststellen, dass das Angebot von den Schulen zu wenig genutzt wird, um wirtschaftlich arbeiten zu können“, sagt Fraktionschef Tobias Mährlein. Fehmarn scheine als Ziel für Klassenfahrten nicht mehr interessant genug zu sein. „Uns stünde jetzt eine riesige Investition von mehreren Millionen Euro bevor, und an dieser Stelle sollten wir Stopp sagen“, fordert Mährlein. Die Stadt solle das Geld lieber in Kitas und Schulen in Norderstedt investieren und das Betreiben von Schullandheimen besser den Profis überlassen.

Weitere Infos: Günstiger Urlaub

Zurzeit hat das Jugendlandheim Lemkenhafen geschlossen. Wenn es im Frühjahr den Betrieb wieder aufnimmt, steht es jedem offen, egal ob er aus München oder Norderstedt nach Fehmarn reisen und günstig Urlaub machen will: Einzelreisende zahlen für Übernachtung und Frühstück 25 Euro. Weitere Infos unter www.jugendlandheim-fehrmarn.de.