Norderstedt. Nachverdichtung: Wo die Stadt jetzt Eigentümern erlauben will, ihre Grundstücke zu teilen. Ein Plan, der Konflikte birgt.

Inmitten des dicht besiedelten Stadtteils Harksheide in Norderstedt bleibt seit Jahrzehnten ein großes Potenzial für den Bau von neuem Wohnraum ungenutzt. In dem 126.000 Quadratmeter großen Wohngebiet gibt es knapp elf Hektar Bauflächen, die zu großen Teilen ungenutzt sind. Das soll sich nun ändern. Mit dem Bebauungsplan 250, den die Stadt jetzt offengelegt hat und die Öffentlichkeit um ihr Meinung dazu bittet.

Nachverdichtung ist das Stichwort bei diesem Projekt. Das genannte Baugebiet liegt zwischen dem Weg am Denkmal im Norden und dem Glashütter Weg im Süden und wird durch die Grootkoppelstraße in seiner Mitte erschlossen. Ein ruhiges Wohngebiet, hauptsächlich mit Reihen- oder Einzelhäusern bebaut.

Nach dem Ersten Weltkrieg wurde hier gesiedelt

Es ist eine jener typischen Nachkriegssiedlungen, wie es sie in Harksheide häufig gibt. Diese ist unter dem Namen Siedlung Eggers bekannt geworden. Der Name geht wohl auf den ursprünglichen Eigner der Flächen, einen gewissen Ludwig Eggers zurück, der in dem Bereich mal seinen Hof gehabt haben soll.

Die Siedlung entstand nach dem Ersten Weltkrieg. Die Menschen litten unter Wohnungsnot, verließen die großen und teuren Städte. Weil Grund und Boden in Harksheide günstig war, landeten sie in der Siedlung Eggers. Oder am Kielort, in Harkshörn, bei Land und Haus am Schulweg sowie am Falkenberg.

Die Grundstücke in den Siedlungen sind schmal und tief. Sie weisen hinter den Häusern an der Straße oft große, lang gezogene Gärten auf. Früher mutmaßlich eine wichtige Grundlage für die Selbstversorgung mit Obst, Salat und Gemüse. Heute sind es immer noch Gärten, aber eher als Rückzugsorte und Ruhebereiche.

Viele Eigentümer wollen auf die großen Gärten verzichten

Der Bebauungsplan 250 umreißt das Gebiet zwischen dem Weg am Denkmal im Norden und dem Glashütter Weg im Süden.
Der Bebauungsplan 250 umreißt das Gebiet zwischen dem Weg am Denkmal im Norden und dem Glashütter Weg im Süden. © google maps | Google Maps

Wie die Stadt mitteilt, gibt es wohl etliche Eigentümer in der Siedlung Eggers, die auf diese großen Gärten gerne verzichten und stattdessen lieber alles bebauen würden. Vielleicht, um Angehörigen zu einem Grundstück zu verhelfen? Oder um die ungenutzte Fläche hinter dem Haus auf einem angespannten Wohnungsmarkt zu vergolden?

Über die Nachverdichtung der Siedlung Eggers wird schon seit 2010 in den Gremien der Stadt Norderstedt beraten. Jetzt liegt der Entwurf eines möglichen Bebauungsplanes öffentlich zur Einsicht im Rathaus aus. Von Montag, 12. Februar an, und bis Donnerstag, 14. März, kann sich nun jeder ein Bild machen von den Flächen und was auf ihnen baulich ermöglicht werden soll. Dazu kann man ins Amt für Stadtentwicklung, Umwelt und Verkehr, Fachbereich Planung (2. Stock) kommen. Man kann sich aber auch alles digital anschauen (norderstedt.de/Bebauungspläne-und-sonst-Satzungen). Informationen gibt auch der Stadtplaner Filip Ahrens (040/53595209).

Mehr Menschen, aber die Ruhe soll erhalten bleiben

Der Charakter des ruhigen Wohngebietes soll in jedem Fall erhalten bleiben. Auch wenn durch die künftig ermöglichte zusätzliche Bebauung viel mehr Menschen auf dann weniger Raum zusammenleben werden. Was genau auf den Grundstücken entstehen soll, unterscheidet sich je nach Lage. Zu den Straßen hin sind zweigeschossige Einzel- oder Doppelhäuser mit 135 Quadratmetern Fläche und einer Firsthöhe von 9,30 Meter vorgesehen.

Auf den neuen, rückwärtigen Bauflächen sollen maximal eingeschossige Einzelhäuser auf 105 Quadratmetern Fläche entstehen, die höchstens eine Firsthöhe von 8,30 Meter erreichen. Pro Haus soll nur eine Wohneinheit zulässig sein. Erschlossen werden müssten diese sogenannten Pfeifenstiel-Grundstücke über die Nachbargrundstücke zur Straße hin, etwa über Privatstraßen.

Konflikt: Wenn der Nachbar nicht mitmacht

Nicht selten bergen solche Regelungen erhebliches Konfliktpotenzial. Immer dann, wenn sich Bauherr und Nachbar nicht so richtig einig sind. Doch das sind die Probleme der Zukunft. Momentan geht es ja zunächst nur um die Aufstellung eines Bebauungsplanes, der grundsätzlich Bauprojekte möglich macht.

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In den Baugebieten an der Falkenbergstraße soll – abweichend vom restlichen Plangebiet – der Bau überwiegend größerer Gebäudekörper möglich sein. „Durch eine derartige Bebauung ist es möglich, die Verkehrslärmemissionen, die von der Falkenbergstraße ausgehen, für das übrige rückwärtige Quartier zu verringern“, so die Stadtplaner.

Nachverdichtung kommt vor Außenentwicklung

Im Rathaus sieht man sich mit dem Nachverdichtungsprojekt ganz auf der Linie des Landesentwicklungsplan 2021, der Innenentwicklung vor der Außenentwicklung Vorrang eingeräumt. Das Ziel sei die Schaffung von zusätzlichem Wohnraum, insbesondere für Familien. Das Quartier müsse für die Zukunft gut aufgestellt werden. „Es soll auch dem Wunsch nach kleineren Grundstücken, sowohl für die alteingesessenen, älteren wie neu zuziehenden Bewohner Rechnung getragen werden.“

Das vornehmliche Planungsziel sei die Nachverdichtung mit Einzelhäusern in den Gartenbereichen, angepasst an die bereits vorhandene Bebauung. Der Baumbestand soll gesichert und gestärkt werden.