Norderstedt. Was das Einkaufsquartier in Glashütte besonders macht und warum die Bezirkspostbotin hier gerne ihren Kaffee trinkt.
- Mit der Kita „Streifenentenclub“ gibt es einen ungewöhnlichen Mieter, der für Leben sorgt.
- Die gute Seele des Quartiers ist seit vielen Jahren der Objektbetreuer Oliver Gallein.
- Wichtige Anlaufpunkte: Der Bäcker und der Nahkauf-Supermarkt.
Klein, aber besonders. So ist das Einkaufszentrum Immenhof in Norderstedt. Man muss es sich ein bisschen wie ein Gegenstück zu einer großen Shopping-Mall oder Einkaufsstraße vorstellen: Bekleidungsgeschäfte großer Ketten sucht man hier vergebens, es gibt auch nur einen Supermarkt und ein kleines Restaurant. Dafür sind am Immenhof eher ungewöhnliche Mieter wie ein Kindergarten und die Polizei ansässig. Und vor allem ist das Quartier eine regelrechte Heimat für viele Menschen, die im Umkreis oder direkt über den Geschäften leben. Man kennt sich, ist per du, trifft sich beim Bäcker und tauscht Neuigkeiten aus. Ostern hängt die Kita bunte Eier im Quartier auf, im Sommer blühen die Rosenstöcke.
„Das ist ein beständiger Hafen für die Menschen hier. Wir sprechen von unserem Immenhof“, sagt Oliver Gallein. Der 64-Jährige ist Objektbetreuer für den Immenhof, der dem Norderstedter Wohnungsunternehmen Plambeck gehört. Gallein kümmert sich seit 2006 um das 1981 erbaute Areal, zu dem Gewerbeflächen und auch Wohnungen gehören. Gallein sorgt sich um technische Dinge, Pflanzen und alles, was sonst noch anfällt. Vor allem aber ist er, das ist allenthalben zu hören, die gute Seele des Quartiers.
Ein wichtiger Anlaufpunkt: der Nahkauf-Supermarkt
Ob sich das Quartier mit den Jahren verändert hat? „Es hat sich eher vom Einzelhandel zu den Dienstleistungen verschoben“, sagt Gallein. Man findet Ärzte, Anwälte, Notare, eine Psychotherapeutin, ein Versicherungsunternehmen und ein Reisebüro. Dazu die Schneiderei und Wäscherei von Hamid Ahmadi, die sich kürzlich kräftig vergrößert hat. Die Pizzeria „Bella Italia“ sowie der Nahkauf-Supermarkt – „sehr wichtige Anlaufpunkte für alle hier“, sagt Gallein.
Auch die Polizeistation Norderstedt-Ost, ein gern gesehener Nachbar, sie stärke das Sicherheitsempfinden der älteren Leute und habe bei kleinen Kindern viele Fans. Die gehen auch gern in die Kita „Streifenenten-Club“, die vor zehn Jahren die Räume des ehemaligen Schlecker-Marktes bezog und sich kürzlich um die Räume des ehemaligen Friseurs erweitert hat. „Die Kita hat für eine deutliche Verjüngung des Quartiers gesorgt“, sagt Gallein. Seitdem sind immer wieder auch Eltern mit ihren Kindern Kunden – zum Beispiel im Bäckerladen, der eine Filiale von „Dat Backhus“ und so etwas wie der Treffpunkt des Quartiers ist.
Im Bäckerladen trifft sich am Wochenende der Stammtisch
Filialleiter Aydin Kesan öffnet täglich um 7 Uhr, sonntags um 8 Uhr. Bei ihm bekommt man Brötchen (belegt oder unbelegt), Börek, Kaffee, Eier – was man so braucht. „Manche kommen morgens her und frühstücken. Und am Nachmittag kommen dann Kinder aus der Kita mit Mama und Papa, das ist schön. Man kennt sich hier. Es ist wie eine Familie“, sagt er.
An diesem Tag ist auch ein Anwohner zu Gast, der sich mit seinem Vornamen „Alexander“ vorstellt. „Ich verbringe hier immer meine Pausen“, sagt er. Und auch ansonsten ist er viel in dem Bäckerladen. „Am Wochenende haben wir hier einen Stammtisch“, sagt er. Man sitze im Bäckerladen oder auch davor, „zum Informationsaustausch“, wie er sagt.
Und dann geht die Tür des Bäckerladens auf und eine junge Postbotin tritt ein. Es ist Marta Lis, die gerade ihr Postfahrrad vor dem Laden geparkt hat und nun einen „Latte Macchiato, wie immer“ bestellt. Die 27-Jährige arbeitet seit einem halben Jahr bei der Post, fährt die Briefe in „Bezirk 2“ aus. Die Arbeit macht ihr Spaß und wenn sie eine Pause braucht, kehrt sie gerne bei Aydin Kesan ein. „Es ist gemütlich hier!“, sagt sie.
Supermarktchef Yasar Seyrek sucht das Obst auf dem Großmarkt selbst aus
Den Nahkauf-Supermarkt im Immenhof wird seit vier Jahren von Familie Seyrek geführt. Juniorchef Enes Seyrek (25) sagt: „Es ist schon sehr familiär hier. Wir unterhalten uns gerne mit den Kunden. Einen Lieferservice für ältere Menschen haben wir auch, der macht zwei bis drei Lieferungen pro Tag.“ Eine kleine Poststation gibt es auch in dem Supermarkt. Ansonsten ist der Markt für sein Obst und Gemüse bekannt. Und das habe auch einen Grund, wie der Juniorchef sagt: „Mein Vater Yasar fährt jeden zweiten Tag nach Hamburg zum Großmarkt und sucht die Ware selbst aus. Das zeichnet uns aus“, Enes Seyrek.
Ronald kommt mit seinem Fleischwagen schon seit 27 Jahren zum Immenhof
Eine Fleischtheke gibt es in dem Supermarkt nicht. Aber es gibt ja „Ronald“ mit seinem Fleischwagen. Man darf ihn auch „Ronni“ nennen. Der ist nicht nur auf Wochenmärkten unterwegs, sondern kommt auch dienstags und freitags zum Immenhof und verkauft Wurst, Aufschnitt und mehr. Viele Leute aus der Nachbarschaft holen sich hier ihr Mittagessen. So auch „Alexander“: „Bei Ronald gibt es gute Suppen“, sagt er. Ronald kommt schon seit 27 Jahren her. „Es ist schön, dass wir hier per du sind. 90 Prozent meiner Kunden sind Stammkunden. Die kenne ich seit Jahren, die Familien, die Geschichten...“ sagt er. Und dann muss er weiterbedienen, denn die Schlange wird schon länger.
Restaurant Bella Italia: Lieferung und Abholung ist mittlerweile Hauptgeschäft
Wer etwas zu Essen haben möchte, kann natürlich auch zu „Bella Italia“ gehen. Hier gibt es Pizza, Nudelgerichte, Fingerfood – und auch Gerichte wie „Scampi alla Livornese“. Inhaber ist Booda Singh. „Wir sind seit zehn Jahren hier“, erzählt er. Man ist Teil des Quartiers. Seit der Coronazeit habe sich das Geschäft allerdings deutlich verlagert, wie er erzählt: „Früher kamen mehr Leute, um hier zu essen. Mittlerweile ist Lieferung und Abholung das Hauptgeschäft. Die Leute essen öfter zu Hause als früher. Mittags liefern wir viel, abends holen sich viele Leute ihr Essen ab.“
Hin und wieder gibt es aber durchaus Gäste, die an den Tischen im „Bella Italia“ Platz nehmen. Zum Beispiel das Team der Kita Streifenentenclub, wie die Chefin Susanne Braun erzählt. „Das EKZ Immenhof ist klein, aber deshalb steht man in engem Kontakt“, sagt sie. Und die Kita pflege auch an allen Ecken die Verbindungen. „Wenn wir zum Beispiel ein Zahnprojekt mit den Kindern machen, binden wir den örtlichen Zahnarzt mit ein. Kuchen holen wir gelegentlich vom Bäcker. Und wenn die Polizisten draußen sind, sprechen wir natürlich mit denen. Und wir stellen auch die Kunstwerke der Kinder in unseren vielen Fenstern aus.“
Weihnachten schmücken die Kita-Kinder den Tannenbaum im Immenhof
Wenn Weihnachten naht, stellt Oliver Gallein einen Weinnachtsbaum auf. Den schmücken die Kinder der Kita dann, und es wird auch mit Eltern gesungen. „Ostern hängen die Kinder hier bunte Eier auf. Und wir haben hier auch schon Blumenzwiebeln gepflanzt“, sagt Susanne Braun, die noch viel mehr Beispiele für das Miteinander im Immenhof aufzählen könnte. Wie viele andere Akteure vor Ort, nimmt auch die Kitaleitung an Treffen der Werbegemeinschaft der Kaufleute teil.
Der Norderstedter Werbefachmann Thomas Will berät diese Gemeinschaft schon seit 24 Jahren. Und so zeichnet er auch verantwortlich für die regelmäßigen Events, die es in dem Quartier gibt: „Wir haben im Mai oder Juni hier immer den Oldie-Frühschoppen. Im Herbst gibt es jedes Jahr den Laternenumzug. Und in der Weihnachtszeit haben wir einen Adventskalender.“
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Demnächst wird der Immenhof für das Frühjahr schick gemacht. „Ende Februar, Anfang März werde ich die Stiefmütterchen pflanzen“, sagt Oliver Gallein, der gelernter Gärtner ist. Und dann, im Juni/Juli, blühen die Rosenstöcke. „Das ist die schönste Zeit“, sagt Oliver Gallein.