Kaltenkirchen. Premium-Bonbons: Cavendish & Harvey übernimmt Jahnke Süsswaren. Warum die beiden Süßen ihre Kräfte jetzt bündeln.

Das ist wohl die süßeste Verschmelzung zweier Unternehmen, die sich jetzt im Januar in Kaltenkirchen vollzogen hat. Der Fruchtbonbon-Hersteller Cavendish & Harvey hat den Lakritz-Anbieter Jahnke übernommen. Beide Unternehmen beschäftigen in Kaltenkirchen zusammen 220 Beschäftigten und machen etwa 70 Millionen Euro Umsatz. Der neue Süßwaren-Konzern ist nun einer der größten Arbeitgeber in der Stadt.

„Wir wollen weiter erfolgreich wachsen“, kündigt Cavendish & Harvey-Geschäftsführer Frank Gemmrig an, der nun Chef beider Unternehmen sein wird, die jeweils ihren eingeführten Handelsnamen behalten sollen. Über den Kaufpreis macht Gemmrig keine Angaben. Aber es werde in den nächsten Jahren mit Sicherheit ein zweistelliger Millionenbetrag investiert werden müssen, um die Verschmelzung beider Firmen zu organisieren und zukunftssicher zu machen.

Weltmarktführer für Premium-Bonbons

Cavendish & Harvey vertreibt seine Bonbons in über 100 Ländern weltweit.
Cavendish & Harvey vertreibt seine Bonbons in über 100 Ländern weltweit. © Burkhard Fuchs | Burkhard Fuchs

Die „Traditionsmarke“ Cavendish & Harvey, die 1977 in England gegründet wurde und seit 1984 in Kaltenkirchen ihren Sitz hat, sei heute Weltmarktführer für Premium-Fruchtbonbons, erklärt der Geschäftsführer Gemmrig. Die zurzeit 160 Mitarbeitenden produzierten am Standort in der Carl-Zeiss-Straße in drei Schichten rund um die Uhr von montags bis freitags 38 Millionen Fruchtbonbondosen und insgesamt 2,5 Milliarden Bonbons in 26 verschiedenen Geschmacksrichtungen. Auch Weingummi wird dort produziert.

„Wir haben in den vergangenen Jahren unser Geschäft verdoppelt“, erklärt Gemmrig. Die Nachfrage in den drei wichtigsten Absatzmärkten China, Australien und Deutschland habe so angezogen, dass das Unternehmen auf der Suche nach zusätzlichen Kapazitäten für die Produktion der Früchtebonbons war.

Lakritz Jahnke sitzt direkt in Nachbarschaft

In 26 verschiedenen Geschmacksrichtungen, auch als Doppelfruchtbonbons und  Hartkaramellen, gibt es die Bonbons von Cavendish & Harvey, immer in der goldenen Blechdose.
In 26 verschiedenen Geschmacksrichtungen, auch als Doppelfruchtbonbons und Hartkaramellen, gibt es die Bonbons von Cavendish & Harvey, immer in der goldenen Blechdose. © Burkhard Fuchs | Burkhard Fuchs

Und die fand man nur 800 Meter entfernt an der Nikolaus-Otto-Straße, wo die Lakritz-Firma Jahnke mit ihren zurzeit etwa 60 Mitarbeitenden produziert. Mit Cavendish & Harvey unterhielt Jahnke ohnehin schon eine Produktionspartnerschaft. Weil Jahnke nur im Ein-Schichtbetrieb arbeite, würden sich dadurch zusätzliche Kapazitäten und Synergieeffekte auch für die Fruchtbonbon-Herstellung ergeben, begründet Gemmrig die süße Fusion.

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Jahnke hat eine bis auf das Jahr 1970 zurückgehende Lakritz-Tradition. Damals gründete Rudi Jahnke den Betrieb in Hamburg-Altona. Der Familienbetrieb und seine „Bontje“ kamen gut an. 1989 expandierte man und zog nach Kaltenkirchen.

„Die Übernahme von Jahnke Süßwaren ist für uns von doppelter strategischer Bedeutung“, sagt Gemmrig. „Zum einen stellen die Lakritz-Spezialitäten der Marke Jahnke eine sinnvolle Ergänzung unseres Sortiments dar. Zum andern ist es ein Glücksfall, dass wir eine Produktionsstätte in unmittelbarer Nachbarschaft gefunden haben: Damit steigern wir unsere Flexibilität und gewinnen an zusätzlichen Kapazitäten, die wir nun schrittweise erhöhen können“, erklärt er und betont: „So erhalten wir die bestehenden Arbeitsplätze, schaffen zusätzliche und leisten auch in Zukunft einen Beitrag zur wirtschaftlichen Entwicklung der Region.“

Doppelfrucht-Bonbon für junge Menschen

Geschäftsführer Frank Gemmrig mit dem neuen süßen Portfolio samt der Jahnke Lakritz-Bonbons.
Geschäftsführer Frank Gemmrig mit dem neuen süßen Portfolio samt der Jahnke Lakritz-Bonbons. © Burkhard Fuchs | Burkhard Fuchs

Mit der Einführung von Fruchtbonbons mit zwei verschiedenen Geschmacksrichtungen versucht Cavendish & Harvey die junge Kundschaft auf den süßen Trip zu bringen. Denn die Marktforschung der Firma ergab, dass die jüngeren Leute die Fruchtbonbons in den goldenen Blechdosen der Firma zwar kannten, weil Eltern und Großeltern diese ihnen als kleine, leckere Geschenke machten. Doch das minutenlange Lutschen der Bonbons sei den jüngeren oft zu anstrengend und mühsam gewesen.

So wird nun bei einem Bonbon eine flüssige Himbeerfüllung von einem harten Orangenkern umgeben, die man durch das Lutschen auf seiner Zunge zergehen lassen kann. „Diese Doppelfruchtvariante hat uns ein junges Publikum erschlossen, das wir vorher gar nicht hatten, und so zu unerwarteten Wachstumsraten geführt“, freut sich Gemmrig..

Bonbons werden in 100 Ländern weltweit vertrieben

Die Bonbons werden aus den verschiedensten Fruchtsäften gefertigt, die bei 140 Grad Celsius gekocht, gedehnt und anschließend in die Bonbons geformt werden.
Die Bonbons werden aus den verschiedensten Fruchtsäften gefertigt, die bei 140 Grad Celsius gekocht, gedehnt und anschließend in die Bonbons geformt werden. © Burkhard Fuchs | Burkhard Fuchs

Zudem achte das Unternehmen akribisch darauf, die Bonbons aus genau jenen Fruchtsäften herzustellen, die auf der Dose oder dem Glas angegeben und abgebildet sind, versichert Gemmrig. „Wir nehmen immer nur die originalen Fruchtsäfte wie Erdbeere oder Himbeere und keinesfalls nur Traubensäfte wie dies andere Hersteller machen.“

Im Dreischichtbetrieb werden in Kaltenkirchen am laufenden Band Fruchtbonbons gefertigt.
Im Dreischichtbetrieb werden in Kaltenkirchen am laufenden Band Fruchtbonbons gefertigt. © Burkhard Fuchs | Burkhard Fuchs

Die Marke Cavendish & Harvey sei international bekannt. „Wir vertreiben unsere Fruchtbonbons in mehr als 100 Ländern“, sagt Geschäftsführer Gemmrig stolz. Bis auf Zentralafrika seien sie praktisch auf allen Märkten vertreten. Der Exportanteil der Kaltenkirchener Firma beläuft sich auf 75 Prozent. Seit 2002 gehört Cavendsih & Harvey wie jetzt auch der aufgekaufte Lakritz-Hersteller Jahnke zur Boettger-Gruppe in Berlin.

Mittelfristig sollen etwa 15 zusätzliche Arbeitnehmer für den gewerblichen und kaufmännischen Bereich eingestellt werden, kündigt Gemmrig das weitere Wachstum an. Voraussetzung für die Bewerberinnen und Bewerber sei eigentlich nur eine „gute Arbeitseinstellung“, erklärt Gemmrig. „Alles andere kann man bei uns lernen.“