Trappenkamp. Slobodan Petrovic jr. hat eine Million Hörer auf „Spotify“ und arbeitet für Kerstin Ott und Co. Angesagt sind seine „Twitch“-Partys.

Als Discjockey „Pulsedriver“ hat der Trappenkamper Slobodan Petrovic jr. nahezu überall auf der Welt Platten aufgelegt. Mittlerweile ist er zudem ein gefragter Musikproduzent, in dessen Haus gleich mehrere goldene CDs an den Wänden hängen. Darüber hinaus zählt er 1,3 Millionen monatliche Hörer auf „Spotify“ und feiert mit seinen Fans virtuelle Partys auf der Streaming-Plattform „Twitch“ – auf der er nebenbei auch noch Gutes tut.

Die Welt der Dance-Musik hat sich verändert, was durch die Corona-Lockdowns noch verstärkt wurde. Keine Liveauftritte. Keine Partys. Immer weniger Clubs. „In den 1990er-Jahren hatten wir hier im Norden 30 Großraumdiscos. Das Live-Business ist fast komplett ausgestorben. Die ganze Branche hat sich gedreht, und auch ich musste mich neu erfinden“, erzählt Slobodan Petrovic (49).

„Pulsedriver“: Bis zu 1000 Fans sind bei den virtuellen Partys

Live ist er immer noch, meistens online auf der Plattform „Twitch“. Virtuelle Partys, das geht? „Das habe ich mich am Anfang auch gefragt. Aber ja, das geht. Gut sogar. Erst haben fünf Leute zugesehen, jetzt sind es bis zu 1000. Wenn sie dabei sind, geht die Post ab. Für mich ist es ein Live-Auftritt vor der Kamera“, sagt Slobodan Petrovic in seinem Streaming-Room, der unter der Firmierung „Aqualoop TV“ läuft.

Es sei eine virtuelle Welt, die man erst verstehen müsse. „Aber wenn man sie versteht, ist sie gut. Und nach dem Lockdown ist sie sogar noch besser geworden“, sagt er. Anders als bei seinen Live-Auftritten in der „realen Welt“ habe er bei seinen Streams über Chats den direkten Kontakt zu seinem Publikum.

„Wenn die Party läuft, lerne ich Leute kennen, die ich sonst nicht kennenlernen würde. Das ist einfach stark.“ Die Livestreams zu Hause sind für ihn zudem familienfreundlich, denn inzwischen ist Slobodan Petrovic verheiratet und Vater von vier Kindern. Sein jüngster Sohn Jovan kam vor einem halben Jahr zur Welt.

Mit einem Ferienjob finanzierte der Trappenkamper den ersten Plattenspieler

Wer in dem Genre erfolgreich sein will, muss etwas verrückt sein, Ideen und das richtige Gefühl für Beats mitbringen. Man muss andere mitreißen können und zumindest vor der Kamera immer gute Laune haben. Man muss wissen, was gerade angesagt ist, und vor allem muss man „sabbeln“ können. Und das kann Slobodan Petrovic jr. zweifelsohne, der schon mit 14 Jahren ein Ziel hatte: Er wollte genauso werden wie der Münsteraner Discjockey „WestBam“.

Für seinen ersten Plattenspieler hat er als Schüler in einer Gärtnerei geackert. Ein Jahr später erarbeitete er sich den zweiten – und dann ging es los. „Der hat Equipment für eine Party. Das hat sich schnell herumgesprochen. Für die ersten Partys haben wir noch Flyer am Hamburger Flughafen gedruckt. So bin ich angefangen – zuerst unter dem Pseudonym ,DJ Tibby‘“, erzählt Slobodan Petrovic.

„Pulsedriver“ ist sein sein größtes Projekt

Anfang der 1990er-Jahre legte er in kleineren Clubs und auf eigenen Veranstaltungen Musik aus den Bereichen Hiphouse, Swingbeat, Techno, House und Acid House auf. Mit Gelegenheitsjobs finanzierte er das nötige Equipment für sein erstes Studio, dem 1994 seine eigene Produktions- und Verlagsfirma „Aqualoop Productions GmbH“ folgte.

Musik hat er nahezu überall auf der Welt aufgelegt. In großen Hallen mit 20.000 bis 30.000 Ravern in Russland genauso wie in Japan, in Skandinavien und in allen europäischen Partymetropolen. Er war als DJ Dauergast auf Rave-Partys wie der Street-Parade, dem Street-Move und brachte die Stimmung in den angesagtesten Clubs zum Kochen.

Album „Mut zur Katastrophe“ von Kerstin Ott hängt in Gold an der Wand

„Pulsedriver“ ist zwar das bekannteste Projekt des Trappenkampers, aber nicht das einzige: Erfolge feierte er ebenso mit anderen Projekten wie „Topmodelz“, mit dem er auf seinem eigenen Label „Aqualoop Records“ neu gemischte Versionen so bekannter Dance-Klassiker wie „Maniac“ oder „Here I go again“ veröffentlicht hat.

Die Wände in Trappenkamp sind eine „Galerie der Goldenen“, denn Goldstatus haben gleich mehrere Produktionen von Slobodan Petrovic jr. erlangt, darunter auch das Album „Mut zur Katastrophe“ von Kerstin Ott.
Die Wände in Trappenkamp sind eine „Galerie der Goldenen“, denn Goldstatus haben gleich mehrere Produktionen von Slobodan Petrovic jr. erlangt, darunter auch das Album „Mut zur Katastrophe“ von Kerstin Ott. © Dreu | Petra Dreu

Die Wände vor seinem Studio sind eine „Galerie der Goldenen“, denn Goldstatus haben gleich mehrere seiner Produktionen erlangt, darunter „One to make her happy“, die er gemeinsam mit dem Segeberger DJ „Tiscore“ veröffentlicht hat. Auch das Album „Mut zur Katastrophe“ von Kerstin Ott hängt in Gold an der Wand. Als weiteres Standbein schreibt und produziert der Trappenkamper Songs und Alben für andere Künstler.

Nächsten Monat wird Slobodan Petrovic 50 Jahre alt – ein weiterer Grund zum Feiern, denn auch ohne Geburtstag lädt er seine Twitch-Community zwei- bis dreimal im Jahr zu einer „Big Party“ nach Trappenkamp ein. Ihre Community-Fantasienamen hat „Pulsedriver“ auf T-Shirts drucken lassen: „Dann merkt man, dass das anonyme Internet gar nicht so anonym ist, wie man immer denkt.“

Bewegende Spendenaktion für Trappenkamper Kinder

Trotz seines Erfolgs hat Slobodan Petrovic diejenigen nicht vergessen, die nicht auf der Sonnenseite des Lebens stehen. In den vergangenen Jahren hat er regelmäßig Spendenaktionen ins Leben gerufen. In diesem Jahr können sich Kinder in seiner Heimatgemeinde über eine Spende von mehr als 6000 Euro für den Sozialfonds Trappenkamp freuen. Finanziert werden damit Bekleidung, Schuhe und Schulmaterial für Kinder aus dem Ort, deren Eltern es nicht so dicke haben.

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Generiert hat DJ „Pulsedriver“ die Spendengelder ebenfalls über die Livestreaming-Plattform „Twitch“ und über die Spendenplattform „Better Place“. Wie das geht? Während eines Livestreams hat der DJ über den Sozialfonds informiert und um Spenden gebeten. Seine Zuschauer ließen sich nicht lumpen. Im Live-Chat ging eine Spendenzusage nach der anderen ein, die dann auf „Better Place“ in die Tat umgesetzt wurden. Slobodan Petrovic: „Das ist extrem bewegend. Es geht nicht um die Summe, sondern um das, was man schaffen kann.“