Norderstedt. Katrin Schmieder ruft nach Konflikten zwischen Politik und Verwaltung zum Dialog auf. Warum ihr Vorvorgänger viel Applaus erhielt.
Am Ende der Veranstaltung wussten Norderstedts Stadtpräsidentin Petra Müller- Schönemann und Oberbürgermeisterin Katrin Schmieder nicht mehr, wie viele Hände sie geschüttelt haben. Mehrere 100 werden es gewesen sein. In einer langen Schlange hatten sich die Norderstedter im Foyer der TriBühne eingereiht, um beim Neujahrsempfang dabei zu sein und den obersten Repräsentantinnen der Stadt alles Gute zum neuen Jahr zu wünschen.
Für beide Frauen war es eine Premiere, Gastgeberinnen beim Neujahrsempfang zu sein. Schmieder hatte nach ihrem Wahlsieg über ihre Vorgängerin Elke Christina Roeder erst Anfang des Jahres das Amt angetreten und gestand, aufgeregt zu sein. Auch Müller-Schönemann stand zum ersten Mal als Stadtpräsidentin auf der Bühne, nachdem sie im Sommer 2023 Kathrin Oehme abgelöst hatte.
Empfang: Hunderte wollen die neue Oberbürgermeisterin sehen
Im vollbesetzten Saal traf sich alles, was in der Region Rang und Namen hat: Landtagsabgeordnete und der Landrat Jan Peter Schroeder, Bürgermeister aus den Nachbarkommunen sowie Vertreter von Vereinen und Verbänden, der Feuerwehr, der Polizei und vieler Hilfsorganisationen. Auch Schmieders Vorvorgänger Hans-Joachim Grote und ihre direkte Vorgängerin Roeder waren zu Gast in der TriBühne. Die abgewählte Bürgermeisterin saß in der ersten Reihe und schaute auf die Bühne, auf der sie vermutlich selbst gern aufgetreten wäre.
Alle kamen zum Händeschütteln und Katrin Schmieder gestand nach der Begrüßung und noch vor ihrer Rede, schlecht bei Stimme zu sein. Als erste Gäste waren traditionell die Mitglieder des Schützenvereins eingetroffen, die pünktlich um 9.30 Uhr beim Öffnen der Türen auf den Einlass warteten. An den Tischen trafen sich die Gäste zu ausführlichen Gesprächen. Kaltenkirchens neuer Bürgermeistern Stefan Bohlen hatte ebenfalls Anfang des Jahres sein Amt übernommen und sagte: „Es ist ein guter Anfang, es macht Spaß.“
Ernst wurde es, als Moderator Michael Eggert Gäste nach ihren Vorsätzen für das neue Jahr befragte. Grote sagte, er mache sich angesichts der gesellschaftlichen Konflikte Sorgen und rief die Menschen dazu auf, aufeinander zu hören und miteinander zu reden. Dafür erhielt er starken Applaus.
Stadtpräsidentin hat einen Vorsatz für das Jahr 2024
Ein Bürger richtete übers Mikrofon den Appell an den Saal: „Bleiben Sie bitte demokratisch!“ Ein anderer bat darum, am Nachmittag an der Demonstration gegen die AfD in Henstedt-Ulzburg teilzunehmen. Erneut applaudierten die Gäste. Auch der Landrat ging auf die Debatte um Rechtsextremisten und die AfD ein und kritisierte scharf den Plan, Menschen aus der Gesellschaft auszuschließen. „Das ist der falsche Weg“, sagte Schroeder.
Einen ganz anderen Vorsatz erwähnte Stadtpräsidentin Müller-Schönemann: Sie habe sich vorgenommen, in diesem Jahr einen Erste-Hilfe-Kursus zu belegen. Auch sie rief die Bürger auf, aufeinander zuzugehen und gemeinsam an Lösungen zu arbeiten. Schmieder räumte in ihrer Rede ein, Respekt vor den Aufgaben und der Verantwortung in ihrem Amt zu haben. „Es wird nicht einfacher, aber es fühlt sich gut an“, sagte die Oberbürgermeisterin.
Schmieder ruft zum Dialog mit Bürgern und der Politik auf
„Ich bin gekommen, um zu arbeiten und mit ihnen die Stadt zu gestalten“, rief sie den Gästen zu. Dafür plane sie einen Strategiedialog mit den Parteien und den Bürgern. Sie setze nicht auf Harmonie („Das führt uns nicht weiter“), sondern auf das Ringen um einen Konsens. Im Rathaus herrsche Aufbruchstimmung, sagte sie und dankte den Mitarbeitern, die engagiert den Betrieb am Laufen halten. Doch auch in der Stadtverwaltung mache sich der Fachkräftemangel bemerkbar.
Ehrengast der Veranstaltung war Holger Lahn von der Deutschen Lebensrettungsgesellschaft (DLRG) in Norderstedt. Für seine Jahrzehnte lange ehrenamtliche Arbeit zeichnete Stadtpräsidentin Müller-Schönemann ihn mit der Bürgermedaille der Stadt aus. Sie bezeichnete ihn als herausragende Persönlichkeit und außergewöhnlichen Bürger, der sich seit 1964 in der DLRG engagiere und seine Freizeit in das Ehrenamt investiere. Der Träger des Bundesverdienstkreuzes, der viele Jugendliche ausgebildet hat, sei stets bescheiden und ein Vorbild.
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Lahn hat außerdem den Ball des Sports in Norderstedt ins Leben gerufen, der seit 1998 gefeiert wird. In seinen kurzen Dankesworten versprach er der Stadtpräsidentin, ihr bei dem Vorsatz fürs neue Jahr behilflich zu sein: „Frau Müller-Schönemann, einen Ersten-Hilfe-Kursus können Sie gern bei uns machen.“