Henstedt-Ulzburg. Es ist vollzogen, was sich in Henstedt-Ulzburg schon lange abzeichnete. Wie es zur Scheidung zwischen Kreuz- und Erlöserkirche kam.
Die Scheidung ist vollzogen – und kaum einer hat‘s bemerkt. In Henstedt-Ulzburg gibt es seit dem 1. Januar drei eigenständige Kirchengemeinden. Die Kreuzkirche in Ulzburg und die Erlöserkirche in Henstedt gehen jetzt getrennte Wege. Das Landeskirchenamt in Kiel hat die offizielle Trennung der beiden bisher verbundenen Gemeinden vollführt.
In der Praxis bedeutet das: Die Kirchengemeinde Ulzburg ist für die Ortsteile Ulzburg und Ulzburg-Süd zuständig, die Henstedter Kirche für die Ortsteile Henstedt, Götzberg und die Gemeinde Wakendorf II zuständig. Die Rhener Gemeinde St. Petrus ist davon nicht betroffen. Die Grenze zwischen den beiden jetzt eigenständigen Gemeinden verläuft in etwa in einer Linie vom Bürgerpark in Richtung Süden, das Flüsschen Krambek bildet die Grenze zu Ulzburg-Süd.
Kirchentrennung – die Formen des gelebten Glaubens unterscheiden sich
In Kirchenkreisen hat die Trennung der beiden Henstedt-Ulzburger Kirchengemeinden für Überraschung und Verwunderung gesorgt. In kirchenkritischen Zeiten mit eher schwindenden Mitgliederzahlen sind eher Gemeindezusammenlegungen an der Tagesordnung. In der Großgemeinde geschieht das Gegenteil. Warum ist das so?
Die Formen des gelebten Glaubens haben sich in der Kreuzkiche und in der Erlöserkirche erheblich unterschieden. Daran haben Jahrzehnte des intensiven Kirchenlebens nichts geändert: In der Kreuzkirche waren seit je her die konservativeren Pastoren auf der Kanzel, in der Erlöserkirche hatten die liberaleren Geistlichen das Sagen. Wer einen eher traditionelleren Gottesdienst wünscht, ging und geht in die Ulzburger Kirche, wer eine moderne Anmutung bevorzugt in die Henstedter Kirche. Jede der Kirchen ist auf ihre Art erfolgreich.
Der Kirchenkreisrat hatte Probleme mit einer Entscheidung
Weil die Kirchenlandschaft in Henstedt-Ulzburg unterschiedlicher kaum sein konnte, war es nach außen hin kaum sichtbar, dass Kreuz- und Erlöserkirche eine Einheit bildeten. Trotzdem ist es dem Kirchenkreisrat offenbar nicht leicht gefallen, eine Entscheidung zu treffen und auf den Wunsch der beiden Pfarrbezirke einzugehen. Erst nach mehreren Beratungen und Abstimmungen wurde dem Wunsch der Henstedt-Ulzburger entsprochen.
Mit Beginn dieses Jahres wurde schließlich vollzogen, was sich bei Kircheninsidern schon seit vielen Jahren andeutete: Die Kirchen gehen getrennte Wege, werden aber weiterhin freundschaftlich verbunden bleiben. So wird es auch künftig selbstverständlich sein, dass die beiden Kreuzkirchen-Pastoren Vertretungsdienste in der Erlöserkirche übernehmen.
Die Gemeindeleitungen entscheiden jetzt unabhängig voneinander
Die beiden Gemeindeleitungen können jetzt unabhängig voneinander entscheiden, die Kirchengemeinderäte werden aus vorhandenen Mitgliedern gebildet, eventuell kommt es zu vereinzelten Nachberufungen. In Henstedt übernimmt Peter Fleck die Leitung des Kirchengemeinderats, in Ulzburg ist noch keine Entscheidung gefallen. Aktueller Vorsitzender des Pfarrbezirks ist Pastor Schacht.
Da die Erlöserkirche ihren Kindergarten vor etwa einem halben Jahr geschlossen hat, werden die etwa 20 verbleibenden Kinder vom Kindergarten der Kreuzkirche aufgenommen. „Wir mussten schließen, weil die baulichen Auflagen für die vorhandene Kindertagesstätte von uns nicht finanziert werden konnten“, sagt der Henstedter Pastor Andreas Spingler. Dass die langjährige Leiterin in den Ruhestand gegangen ist, war ein weiteres Argument für die Schließung der Einrichtung. „Wir haben einen Schnitt gemacht“, sagt Andreas Spingler. Der Henstedter Friedhof hinter der Kirche bleibt der einzige in Henstedt-Ulzburg und wird auch künftig von allen Kirchengemeinden genutzt.
Für beide Kirche ist die Trennung kein großer Einschnitt
Weder die beiden Pastoren in Ulzburg, Jürgen Schacht und Mathias Krüger, noch Pastdor Spingler in Henstedt erwarten großartige Änderungen in der täglichen kirchlichen Arbeit. „Das ist für uns kein großer Einschnitt“, sagt Mathias Krüger, der eine Vereinfachung der Kirchenarbeit erwartet. „Wir können für uns selbst entscheiden und müssen keine zwei Gemeinden mehr im Auge haben.“
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Während in der Kreuzkirche kein Aufheben von der Trennung der beiden Gemeinden gemacht wird, wollen die Henstedter einen Festgottesdienst feiern. Am Sonntag, 14. Januar, wird mit Wegbegleitern, Freunden und Interessierten die Eigenständigkeit gewürdigt (10 Uhr). Probst Stefan Block vom Kirchenkreis Altholstein spricht im Anschluss an den Gottesdienst beim Sektempfang im Gemeindehaus ein Grußwort.
Der Pfarrbezirk der Kreuzkirche hat rund 4500 Mitglieder, der Pfarrbezirk der Erlöserkirche rund 2500 Mitglieder. Wer von einer Kirchengemeinde in die andere überwechseln will, muss sich an die jeweilige Gemeindeleitung wenden. Pastor Andreas Springler stellt aber auch klar: „Unabhängig von der Gemeindemitgliedschaft können natürlich die Gottesdienste jeder anderen Kirche besucht werden.“