Norderstedt. Gebiet rund um Kreisverkehr, Ulzburger Straße und Ohechaussee in Norderstedt soll langfristig ein anderes Gesicht bekommen.

  • Der Bereich rund um Ohechaussee, Ulzburger Straße und Ochsenzoll-Kreisel gilt als Eingangstor zur Stadt
  • Langfristig soll das Gebiet, beginnend mit der „EuropCar“-Fläche, städtebaulich modernisiert werden
  • Stadt und Entwicklungsgesellschaft suchen Partner für eine Realisierung

Der erste Eindruck bleibt. Und dieser könnte für Norderstedt besser sein, zumindest, was den Südrand der viertgrößten Stadt in Schleswig-Holstein betrifft. Dieser Meinung sind sowohl die Verwaltung als auch die Politik seit einiger Zeit. Das Gebiet rund um Ochsenzoll-Kreisel, Ohechaussee und Ulzburger Straße gilt quasi als das Eingangstor, für den Straßenverkehr ist es der wichtigste Knotenpunkt, wöchentlich fahren hier Autos, Lkw, der ÖPNV, Firmenwagen in sechsstelliger Zahl entlang. Nur: Städtebaulich ist der Bereich nicht zeitgemäß. Und daher soll dieser langfristig mehr oder weniger komplett umgestaltet werden.

Kürzlich stellte die Verwaltung im Ausschuss für Stadtentwicklung und Verkehr vor, worum es geht. Die Präsentation war zwar in Teilen noch eher grob skizziert. Doch die Absicht wurde klar. Es sollen Rahmenbedingungen geschaffen werden, und zwar vorerst für ein Areal, das nach dem dortigen Fahrzeugverleih „EuropCar“ benannt ist. Der Vorteil: Dieses Grundstück ist in Eigentum der Entwicklungsgesellschaft Norderstedt (EGNO), es gehört zu einem Plangebiet, das nördlich die Ulzburger Straße entlang bis zum Kabels Stieg reicht.

Große Pläne in Norderstedt: So könnte der Ochsenzoll umgestaltet werden

Der dazugehörige Bebauungsplan trägt die Nummer „5“, was verdeutlicht, wie lange es her ist, dass hier die ersten Bauleitverfahren stattfanden. Genauer gesagt: Weit vor der Gründung von Norderstedt, denn die ersten Dokumente reichen bis ins Jahr 1953 zurück, also in eine Zeit, als die Bundesrepublik gerade erst im Wiederaufbau war nach dem Krieg. Die damalige Gemeinde Harksheide gehörte da noch zum Kreis Stormarn. Heute, 70 Jahre später, soll all das wieder grundlegend überarbeitet werden, um eine „adäquate städtebauliche Entwicklung zu ermöglichen“, heißt es. Ein Faktor ist die Wohnbebauung mit Blick auf eine Nachverdichtung. Vielerorts in Norderstedt sind hierfür in den letzten Jahren B-Pläne verändert worden.

Eine Idee: Von Kabels Stieg bis zur Ohechaussee könnte es eine geschlossene Randbebauung geben, mit rückwärtiger Nutzung für Wohnen und einer Anbindung an den Grünzug entlang der Tarpenbek. Unter Berücksichtigung der Velorouten könnten Flächen für den Rad- und Fußverkehr neugestaltet werden.

Von Kabels Stieg bis zur Ohechaussee könnte es eine geschlossene Randbebauung geben

Die Stadt hat eine Unterteilung in drei Bereiche vorgenommen. Einer umfasst den Verlauf beginnend bei Europcar und dann entlang des Gebäudes, in dem sich unter anderem das „Einstein“, ein Sonnenstudio, verschiedene kleinere Firmen sowie das Restaurant „Farinelli“ befinden. Hier könnte es am ehesten konkret werden.

Das Quartier ist ein wenig unübersichtlich. Im März 2022 brannte hier eine Gewerbehalle ab, derzeit vermietet ein Unternehmen hier auf einer Sandfläche Parkplätze für Fluggäste. In der Vergangenheit gab es hier viel Fluktuation, einst hatte dort das Soziale Zentrum seine Heimat, ehe es im Zuge des Kreisverkehr-Baus weichen musste, Handwerksbetriebe wechselten sich ab, mal waren hier auch ein Dönerladen und später eine Musikschule, daneben das Lokal „Dubrovnik“.

In der Vergangenheit gab es hier, im südlichen Teil der Ulzburger Straße, viel Fluktuation bei den Gewerbebetrieben und bei der Gastronomie.
In der Vergangenheit gab es hier, im südlichen Teil der Ulzburger Straße, viel Fluktuation bei den Gewerbebetrieben und bei der Gastronomie. © Christopher Mey | Christopher Mey

Ein Teil der Flächen gehört bereits der städtischen Entwicklungsgesellschaft

Doch wie weit ist die Planung überhaupt? Das Abendblatt hat Marc-Mario Bertermann, den Geschäftsführer der Entwicklungsgesellschaft, hierzu befragt. Er bestätigt zunächst: „Es sind verschiedene Eigentümer betroffen, einer davon sind wir.“ Das Gebiet sei so etwas wie das „Entrée“ zur Stadt, hat also einen hohen repräsentativen Wert. „Keiner ist mit der Situation, wie sie jetzt ist, zufrieden, so darf es nicht bleiben“, sagt Bertermann. „Es geht darum, sich abzustimmen, um eine vernünftige Entwicklung auf den Weg zu bringen. Es ist ein zähes Verfahren, und wir haben schwierige Rahmenbedingungen für Projektentwicklung, das muss man sagen.“

Die Stadt strebt ein Bauträgerverfahren an, sucht also Partner. „Wir werden auf jeden Fall noch ein paar Jahre brauchen. Für den Bereich bräuchten wir einen neuen Bebauungsplan, das geht nicht schnell“, so der EGNO-Geschäftsführer. Die Hoffnung ist, dass die Beratungen 2024 entscheidend vorankommen.

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Die Politik nahm den Bericht wohlwollend zur Kenntnis, auch wenn alle wissen, dass es sich lediglich um den Anfang eines langwierigen Prozesses handelt. „Es gibt eine gute Chance, dass sich etwas bewegt“, man sei „grundsätzlich positiv“, sagt Nicolai Steinhau-Kühl (SPD), Vorsitzender des Ausschusses für Stadtentwicklung und Verkehr. „Es ist ein prägnanter Bereich“, so der Sozialdemokrat. Deswegen begrüßen es die Fraktionen also, wenn sich die EGNO hier im Sinne der Stadtentwicklung vorausschauend Flächen sichert.

Schmuddelecke: Das Grundstück rund um das frühere „Moby Dick“. Hier ist völlig unklar, wie es weitergeht.
Schmuddelecke: Das Grundstück rund um das frühere „Moby Dick“. Hier ist völlig unklar, wie es weitergeht. © Christopher Mey | Christopher Mey

Norderstedt: Pläne für „Moby Dick“-Areal blieben bisher unvollendet

Eine naheliegende Frage lässt sich aktuell aber nicht beantworten. Und diese betrifft eine andere, nicht minder prägnante Fläche auf der anderen Straßenseite, und zwar jene, wo sich früher das berüchtigte „Moby Dick“ befand. Hier steht nur noch ein verfallenes Gebäude, davor befindet sich ein Parkplatz, den insbesondere Kunden des Einkaufsquartiers Schmuggelstieg nutzen. Vor vier Jahren hatte ein Investor hierfür weitreichende Pläne vorgestellt, es ging um über 80 Wohnungen, gefördert und für Senioren, eine Investition von 16 Millionen Euro stand im Raum.

Zuletzt beriet die Politik allerdings 2020 über das Vorhaben, wie ein Blick in das öffentliche Sitzungssystem zeigt. Seitdem ist nichts passiert. Am ehemaligen „Moby Dick“ hängt vielmehr unverändert Werbung: „Dieses Grundstück ist an Investoren zu verkaufen.“ Dieses schmuddelige Eingangstor zur Stadt bleibt also vermutlich noch auf lange Zeit bestehen.