Föhrden-Barl. 66-Jähriger wurde vergangene Woche in Föhrden-Barl festgenommen. Was über den Familienvater und seine Fantasien bekannt ist.

Föhrden-Barl zählt gerade einmal 300 Einwohnerinnen und Einwohner. Mitten in dem unscheinbaren Dorf, das westlich von Bad Bramstedt liegt, sorgte eine Festnahme vergangene Woche für bundesweites Aufsehen. Beamte des Landeskriminalamtes Schleswig-Holstein verhafteten den 66 Jahre alten Frank M. Er soll gemeinsam mit einer Gruppe von Reichsbürgern, die sich die „Vereinten Patrioten“ nennen, unter anderem die Entführung von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach geplant haben.

M., der laut „Bild“-Zeitung dreifacher Familienvater sein soll, wohnt mit seiner Frau in einer Seitenstraße von Föhrden-Barl. An einem Holzschuppen hängt ein Schild, das den Reichsadler zeigt. Zu anderen Gemeindebewohnern soll M. kaum Kontakt gepflegt haben. „Im Ort ist er sehr fremd“, sagt ein Dorfbewohner dem Abendblatt.

„Reichsbürger“ Frank M. soll extrem zurückgezogen gelebt haben

Gegenüber „Bild“ berichten Nachbarn, dass die Familie seit 2019 extrem zurückgezogen gelebt und sich in krude Weltansichten geflüchtet habe. „Er war schon immer ein wenig anders. Als vor einigen Jahren sein Chauffeur-Unternehmen für Flughafen-Gäste insolvent ging, wurde aber alles schlimmer“, sagt ein Mann. Frank M. leitete früher eine Firma, die Gäste zum Hamburger Flughafen brachte. 2017 ging sie pleite.

Ein Blick über die Gemeinde Föhrden-Barl.
Ein Blick über die Gemeinde Föhrden-Barl. © TA CAPS / Thorsten Ahlf | TA CAPS / Thorsten Ahlf

Schon im vergangenen Jahr soll ein Sondereinsatzkommando bei M. aufgeschlagen sein, berichtet ein Bewohner. Damals zog der Besuch offenbar keine Konsequenzen nach sich. Heute sitzt der Schleswig-Holsteiner in Untersuchungshaft. Konkret wird ihm vorgeworfen, eine terroristische Vereinigung unterstützt zu haben.

„Vereinte Patrioten“ planten Sprengstoffanschläge und Entführung

Laut Hamburger Generalstaatsanwaltschaft sollen die „Vereinten Patrioten“ geplant haben, die „freiheitlich-demokratische Grundordnung der Bundesrepublik Deutschland“ zu ersetzen. Stattdessen sollte ein „autoritär geprägtes Regierungssystem“ nach dem Vorbild der Reichsverfassung von 1871 an die Macht gelangen. Neben der Entführung von Bundesgesundheitsminister Lauterbauch wollte die Gruppe Sprengstoffanschläge auf die Energieversorgung verüben. Ein landesweiter Stromausfall sollte vor allem die Sicherheitsbehörden schwächen. Auch gehörte zum Plan, die Bevölkerung von Rundfunk und Presse abzuschneiden.

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In einer achtseitigen „Erklärung“, die der „Bild“ vorliegt, verkündete Frank M. im Januar 2022 unter anderem dem Bundeskanzleramt, dem Bundespräsindenten, dem Papst und seiner Gemeinde die Abmeldung seines Wohnsitzes und den Abschied aus der Bundesrepublik. „Ich bin nicht damit einverstanden, verwaltet oder regiert zu werden. Es gibt keinerlei Grund, mich in der Ausübung meiner rechtmäßigen Handlungen oder Tätigkeiten zu stören, zu kontrollieren, zu überprüfen oder zurechtzuweisen“, heißt es in dem Brief.

Weiterer Einwohner aus Föhrden-Barl sorgt für Schlagzeilen

Das Schreiben ist von Frank M. und seiner Frau sowie einer weiteren Person mit Namen unterschrieben und Fingerabdrücken versehen worden. Außerdem ist ein Stempel mit Reichsadler zu erkennen.

Auch ein weiterer Einwohner aus Föhrden-Barl sorgt derzeit für Schlagzeilen: Ein 23-jähriger Mann muss sich vor Gericht verantworten, weil er im Oktober 2020 in Henstedt-Ulzburg mit einem Pick-up vorsätzlich in eine Gruppe Demonstranten aus der Antifa-Szene gefahren sein soll und mehrere Menschen schwer verletzte. Der mutmaßliche Angriff geschah nach einer Veranstaltung der AfD im Bürgerhaus der Gemeinde. Dem Angeklagten wird versuchter Totschlag, gefährliche Körperverletzung und gefährlicher Eingriff in den Straßenverkehr vorgeworfen.