Henstedt-Ulzburg. Auffangstation für Hund, Katze & Co. in Henstedt-Ulzburg hat große Sorgen. Was Städte und Gemeinden jetzt tun müssen.
Das Tierheim in Henstedt-Ulzburg ist eine dieser unverzichtbaren Einrichtungen, für die es im Umland keine wirkliche Alternative gibt. Und daher ist es umso bedenklicher, in welcher Form der Verein „Tierschutz Henstedt-Ulzburg“, der die Auffangstation betreibt und dort die kleinen und großen Lebewesen liebevoll betreut, nun ein weiteres Mal an die Städte und Gemeinden appelliert. Es handelt sich um einen Hilferuf, eine dringende Mahnung, etwas zu tun gegen Engpässe, gegen Platznot, gegen bauliche Mängel rund um das Gebäude am Kirchweg. Verantwortlich ist hierfür die Verbandsversammlung des Zweckverbandes Fundtiere Segeberg-West, die am Mittwoch, 22. November (15 Uhr, Ratssaal), in Henstedt-Ulzburg zusammenkommen wird.
Das kommunale Gremium hat das Tierheim an den Verein vermietet, zahlt eine jährliche Pauschale und ist auch ansonsten für die Finanzierung zuständig. Neben Henstedt-Ulzburgs Bürgermeisterin Ulrike Schmidt, die auch Verbandsvorsteherin ist, haben auch Norderstedt und Kaltenkirchen mit ihren scheidenden Verwaltungschefs Elke Christina Roeder und Hanno Krause einen Sitz, dazu Elleraus Bürgermeister Ralf Martens, dazu die Amtsverwaltungen aus Kisdorf, Kaltenkirchen-Land sowie Auenland Südholstein.
Tierheim in Henstedt-Ulzburg schlägt Alarm: Warum ein Neubau dringend nötig ist
Die Probleme sind umfassend. Die Leiterin des Tierheims, Katja Vogel, hatte schon im Mai ausführlich in einer Sitzung hierüber berichtet. Jetzt gibt es einen weiteren Sachstandsbericht. Es gebe „verschiedene Gründe, die für einen Neubau des Tierheims sprechen und diesen nach unserer Auffassung unumgänglich machen“, heißt es.
Allen voran die unzureichenden Kapazitäten für die Unterbringung. So wie bei den Hunden. Ursprünglich seien die Zwinger für neun Tiere ausgelegt gewesen, durch Umbaumaßnahmen konnte das verdoppelt werden. Bei den Kaninchen ist mittlerweile dank einer neuen Außenanlage Raum für 30 statt zuvor acht Schützlinge. „Bei den Katzen haben wir auf eigene Kosten zusätzliche Quarantäneboxen angeschafft, um mehr Tiere in diesem Bereich aufnehmen zu können“, schreibt der Verein. Für Freigänger seien „Möglichkeiten für eine artgerechte Außenhaltung“ geschaffen worden. „Diese Katzen werden vorrangig an Pferde- oder Bauernhöfe vermittelt.“
Feuchtigkeit, Schwarzschimmel und Pfützen im Gebäude
Der tatsächliche Bedarf werde so aber „bei Weitem nicht gedeckt“. Alle vorhandenen Möglichkeiten seien ausgeschöpft, um aus dem begrenzten Raumangebot das Beste herauszuholen und mehr Tiere adäquat unterzubringen. „Dazu haben wir finanzielle Kraftanstrengungen unternommen und alle Möglichkeiten der Förderung ausgeschöpft.“
Nicht behoben wurden die Probleme mit der Feuchtigkeit, deren Ursache offenbar noch nicht gefunden wurde, und das seit 2017. In der Katzendusche tropft es von der Decke, wegen fehlerhaften Einbaus von Außen-Tropfkanten ist Wasser in Zwischenwände gelangt, eine Sanierung würde geschätzt 21.000 Euro kosten. „Offen sind noch die Fragen, aus welchem Grund in einigen Bereichen des Tierheimes gelegentlich Pfützen auf den Fußbodenfliesen stehen, warum sich in der Futterkammer an einigen Ecken Schimmel bildet (auch an der Innenwand mit hohem Feuchtigkeitsgehalt) und warum an vielen Innenwänden (meist bis ca. 20 cm über dem Boden) eine sehr hohe Feuchtigkeit gemessen wird.“
Für Mitarbeitende gibt es nicht einmal einen Umkleideraum
Durch Lüftungsanlagen auf der Katzenquarantäne und im Eingangsbereich sollen nun Schimmelsporen aus der Luft gefiltert werden. Zum Schutz der Menschen vor Schwarzschimmel wurden bereits Einweg-Overalls und Schutzmasken besorgt, das hat den Verein 600 Euro gekostet.
Für die Mitarbeitenden sind die Bedingungen nicht nur deswegen schlecht. Zwei Beispiele nennt der Verein: „Es gibt keinerlei Sitzgelegenheiten oder einen Rückzugsort, der nicht zum beengten „öffentlichen“ Bereich gehört. Für die Pausen haben wir einen hochklappbaren Tisch im Empfangsbereich angeschafft, damit wenigstens vier Mitarbeiter*innen gleichzeitig vernünftig essen können.“ Und: „Aktuell gibt es im Tierheim keinen Umkleideraum. Jede Mitarbeiter*in hat bei uns lediglich einen halben Spind. Das bedeutet, dass die schmutzige Arbeitskleidung direkt neben der privaten Kleidung hängt; ein untragbarer, unhygienischer Zustand. Die Spinde stehen im Gang sowie in der Futterkammer und dies bei eh schon sehr beengten Räumlichkeiten.“
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Die Mängelliste ist noch weitaus länger, und sie ist laut Verein nicht vollständig. So müsse auch das Kleintierhaus im nächsten Jahr entweder instandgesetzt oder ersetzt werden. „Zusammenfassend können wir feststellen, dass das Tierheim in seiner heutigen Größe und seinen räumlichen Gegebenheiten nicht mehr den Erfordernissen der Zeit entspricht und dass die baulichen Mängel ein Betreiben des Tierheimes extrem erschweren.“ Als Betreiber müsse man „zeitnah Gewissheit haben, ob die Mitglieder des Zweckverbandes den Weg zu einem Neubau eines Tierheimes mit uns gehen werden.“
Henstedt-Ulzburg: Standort am Kirchweg ist nicht geeignet für Neubau
Der Antrag auf einen Neubau liegt nun vor. Der exakte Raumbedarf und die möglichen Kosten müssten in einem nächsten Schritt ermittelt werden. Und: Die Standortfrage ist offen. Das heutige, rund 4000 Quadratmeter große Grundstück am Kirchweg ist komplett ausgelastet. Ein Neubau an selber Stelle ist so gut wie unmöglich. „Für den vom Tierschutz Henstedt-Ulzburg e.V. beschriebenen Bedarf ist eine Grundstücksfläche von ca. 11.000 Quadratmetern erforderlich“, heißt es.
Daher, sofern der Zweckverband dem zustimmt, sollen nun alle Kommunen ihrerseits nach geeigneten Flächen suchen, und zwar bis Ende März 2024. Die Ergebnisse würden dann untereinander verglichen.