Kreis Segeberg. Regina Spörel aus Norderstedt war Spitzenkandidatin der Kreis-Grünen. Die Partei habe die Älteren vergessen, kritisiert sie.
Bei der Wahl zum Segeberger Kreistag im Mai dieses Jahres war sie Spitzenkandidatin: Regina Spörel aus Norderstedt sorgte mit dafür, dass die Kreis-Grünen mit 16,8 Prozent ihr historisch bestes Ergebnis erzielten. Dafür erhielt die Fraktion elf Sitze im Kreisparlament. Jetzt sind es nur noch zehn. Weil die Norderstedterin beim Fraktionswechsel zur CDU ihr Abgeordnetenmandat behalten hat, verfügen die Grünen jetzt nur noch über zehn Sitze, die CDU steigerte sich auf 26 Sitze.
Der Fraktions- und Parteiaustritt von Regina Spörel kam zwar ohne Vorankündigung, völlig überrascht waren ihre bisherigen Parteifreunde allerdings nicht. Nach Angaben von Kreissprecher Marc Giese habe es bereit seit einiger Zeit Verständigungsschwierigkeiten mit der Abgeordneten aus Norderstedt gegeben. So habe sie bei der Abstimmung für den AfD-Politiker Julian Flak als Bauausschussvorsitzenden gestimmt.
Die Wahl des AfD-Kandidaten hält Regina Spörel für normal
Regina Spörel bestätigt diesen Vorgang, hält ihn aber für normal. Im Ältestenrat sei beschlossen worden, jeden als Ausschussvorsitzenden vorgeschlagenen Politiker auch zu wählen. An diesen Beschluss habe sie sich gehalten und den AfD-Kandidaten gewählt, andere hingegen nicht. „Julian Flak war auch in der vergangenen Legislaturperiode ein guter Bauausschussvorsitzender“, sagt Regina Spörel. Flak wurde mehrheitlich als Vorsitzender des Bauausschusses gewählt.
Diese Kontroverse aber war nach Angaben der Norderstedterin nicht allein ausschlaggebend für ihren Wechsel zur CDU. Dem sei ein „langer Prozess“ vorausgegangen. Der Kurs der Bundespartei und das Umsetzen von „radikalen Ideen“ ohne Rücksicht auf die finanziellen Verhältnisse vieler älterer Menschen könne sie nicht mittragen, sagt Regina Spörel.
Unzufriedenheit mit dem Kurs der Grünen auf Bundesebene
Sie ist verbittert: „Die älteren Menschen haben das Land aufgebaut und jetzt haben sie kein Geld, um ihre Wohngebäude vorschriftsmäßig zu verändern.“ Außerdem wurden von den Bundes-Grünen zu viele Leute in Ämter gehievt, „die noch nie richtig gearbeitet haben.“
Dem Kreisverband und den Ortsverbänden wirft die Politikerin vor, in den vergangenen Jahren zu wenig für Nachwuchs gesorgt zu haben. „Da wurde alles vereinnahmt“, sagt Regina Spörel, „vom linken bis zum rechten Spektrum.“ Nicht zuletzt aus diesem Grund seien langjährige Mitglieder ausgetreten.
Der Vorwurf des Mandatsmissbrauch wird zurückgewiesen
Den Vorwurf des Mandatsmissbrauchs, der ihr aus den Reihen der Grünen-Fraktion gemacht wird, weist Regina Spörel zurück: „Ich habe mich mit vielen Wählern unterhalten, die mir versichert haben, dass sie mich gewählt haben und nicht irgendeine ominöse Partei.“ Sie sei inzwischen Mitglied der CDU geworden. Von der CDU-Geschäftsstelle wird bestätigt, dass ein Mitgliedsantrag vorliegt.
Mehr zur Kreispolitik
- Keine Zusammenarbeit mit der AfD – das sehen nicht alle so
- Rekord-Kreistag – aber mit einer dominanten Partei
- Kommunalwahl 2023: CDU dominiert das Hamburger Umland
Für die Grünen ist der Übertritt zur CDU nach Angaben von Kreissprecher Marc Giese auch deshalb ärgerlich, weil Regina Spörel auch ihren Sitz im Verwaltungsrat der Sparkasse behalten hat. Bisher sei sie für dort für die Grünen aktiv gewesen, jetzt für die CDU.
Keine Massenaustritte bei den Grünen
„Der Verwaltungsrat selbst kann sie nur abberufen, wenn sie gegen irgendwelche Vorschriften verstößt“, so Giese, der die Beobachtungen von Regina Spörel im übrigen nicht bestätigen kann: Es habe in den vergangenen Monaten keine nennenswerten Mitgliederbewegungen gegeben.
Eine Eintrittswelle sei nach den Bundestagswahlen registriert worden, eine Austrittswelle gebe es nicht. „Vor langer Zeit sind vereinzelt Mitglieder aus persönlichen Gründen zur CDU übergetreten, aber das wird zurzeit, abgesehen von Regina Spörel, nicht beobachtet.“ Das Agieren der Grünen auf Bundesebene werde im Kreisverband diskutiert und unterschiedlich bewertet. „Zum Teil herrscht Verständnis für die Entscheidungen“, sagt Marc Giese.