Kreis Segeberg. Wohnmobil-Unternehmen in Norderstedt und Umgebung freuen sich über gute Umsätze. Warum die Kundschaft immer jünger wird.
- Wohnmobil-Unternehmen im Kreis Segeberg blicken auf eine erfolgreiche Sommersaison zurück.
- Viele Kunden haben einen großen Wunsch nach Unabhängigkeit – nicht nur im Urlaub.
- Moderne Technik macht Wohnmobile tauglich für Arbeit und Skiferien
Die Sommersaison endet, Anbieter von Wohnmobilen und Camper-Vans in Norderstedt und Umgebung blicken durchweg auf geschäftlich erfolgreiche Monate zurück. Das liegt daran, dass die Branche derzeit von gleich mehreren Trends profitiert. Über allem steht ein offenbar immer größeres Bedürfnis, im Urlaub und auch im übrigen Leben möglichst flexibel und autark sein zu können.
Einer der großen Anbieter im Norden, was Vermietung und Verkauf anbetrifft, ist die Reimers Reisemobil GmbH in Itzstedt (Kreis Segeberg). „Was extrem auffällt, die Kundschaft wird immer jünger“, sagt Luca Reimers (28), der das Unternehmen gemeinsam mit seinen Geschwistern Nadja Jenkner-Dittmann (35) und Simon Reimers (27) führt.
Luca Reimers: „Kunden hängen eine Woche Urlaub dran und arbeiten mit Laptop“
Reimers weiter: „Ein großer Trend bei den jungen Leuten, den wir sehr spüren, ist Workation – also die Kombination von Arbeit und Freizeit.“ Wie das in der Praxis aussehe, sagt Reimers auch: „Jemand, der bei uns ein Wohnmobil mietet, hängt zum Beispiel eine Woche Urlaub in Kroatien dran und arbeite dann von dort aus, mit dem Laptop.“ Dass der Trend „Workation“ groß sei, könne Reimers „schon daran sehen, wie viele Internet-Antennen wir verkaufen.“
Tim Aster, Eigentümer der Firma „Hannes Camper“, macht eine ähnliche Beobachtung: „Camper als mobiler Wohnsitz, das ist mehr geworden. Das Campingmobil als Büro im Süden, das ist auf jeden Fall ein Trend“, sagt der 40-Jährige. Generell habe sein erst 2017 gegründetes Unternehmen, das seinen Sitz in Eutin und Standorte in Deutschland und Österreich hat, volle Auftragsbücher. „Wir sind völlig ausgebucht, haben für 2024 schon doppelt so viele Miet-Buchungen wie letztes Jahr um diese Zeit.“
Tim Aster: „Steigende Hotel- und Gastrokosten machen Selbstversorgung attraktiv“
Bei Hannes Camper können Camper-Vans gekauft und auch gemietet werden. Die Norderstedter Station wandert zum 1. Januar nach Rellingen, außerdem gibt es eine Station in Kalübbe am Plöner See. Dafür, dass gegenwärtig besonders bei den Vermietungen der Andrang groß ist, hat er eine Erklärung: „Die steigenden Gastro- und Hotelkosten machen die Selbstversorgung mit dem Camper attraktiver. Das sagen uns viele Kunden.“
Trend: In der Elternzeit mit Wohnmobil durch Skandinavien oder nach Süden
Auch bei „Alster Camper“ in Norderstedt ist der Sommer „gut gelaufen“, sagt Geschäftsführer Ansgar Matschek. Sein Unternehmen verkauft und vermietet Wohnmobile. Zu seinen Kunden zählen immer mehr junge Familien, wie er sagt: „Paare mit Kind, die die Elternzeit im Camper verbringen wollen, das ist mehr geworden“, sagt er. Oft werde das Wohnmobil für „sieben, acht Wochen aufwärts“ gemietet, und dann wird gerne in Richtung Süden gesteuert.
Auch Reimers Reisemobil vermietet immer häufiger an Paare in Elternzeit: „Die Zahl dieser Kunden ist deutlich gestiegen in den letzten Jahren“, sagt Luca Reimers. Ein beliebtes Ziel sei auch Skandinavien, Elternzeit-Trips dauerten manchmal mehrere Monate lang.
Im Wohnmobil nach Wacken: Auch Metal-Fans sind unter den Kunden
Generell sei da der Wunsch nach „Autarkie“, der viele Kunden umtreibe. „Es kommt zum Beispiel immer öfter vor, dass noch recht junge Leute ihr Haus verkaufen und gegen die Kombination Wohnung und Wohnmobil umtauschen“, sagt Luca Reimers. Ähnlich klingt das, was die Geschäftsführerin von „Camper Vans“ in Norderstedt sagt, die sich nur „Jackie“ nennt: „Wir beobachten das Gefühl der Freiheit. Die Leute wollen Unabhängigkeit und Flexibilität.“
Viele ihrer Kunden, so Jackie, seien Paare nach dem Muster „Double Income, no Kids“, die relativ ungebunden seien. Und die hätten auch dieses Jahr wieder für „Vollauslastung“ bei dem Unternehmen gesorgt. Und es gibt auch Kunden, die man erst einmal nicht zu den Wohnmobilisten zählen würde: „Ein Argentinier hat bei uns einen Camper gemietet, um danach zum Festival nach Wacken zu fahren.“
Metal-Fans, die das bequeme Wohnmobil einem Zelt vorziehen – solche kennt man auch bei „Apollo“ in Norderstedt. Daniel Künzi, General Manager des europaweit tätigen Unternehmens, sagt: „Mit dem Wohnmobil nach Wacken oder zum Hurricane-Festival in Scheeßel, sowas wird immer beliebter. Viele Fans sind ja schon etwas älter und möchten nicht mehr zelten. Wir hatten auch schon einen Kolumbianer als Kunden, der extra für Wacken gemietet hat.“
In der Norderstedter Filiale von Apollo können Wohnmobile gekauft und gemietet werden. Daniel Künzi stellt fest, dass Kunden „spontaner“ geworden sind, gerne kurzfristig ein Fahrzeug mieten – besonders dann, wenn sie nur zu zweit sind.
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Skiurlaub mit dem Wohnmobil? Fußbodenheizung macht‘s möglich
In den Herbstferien geht die Vermietungssaison noch einmal in die Verlängerung, danach wird es bei den meisten Anbietern sehr viel weniger. „Im Winter mieten bisher eigentlich nur die Exoten“, sagt Tim Aster von Hannes Camper. Doch auf diesem Gebiet tut sich offenbar was, wie Luca Reimers beobachtet. „Wir stellen fest, dass immer mehr Kunden sich Campingmobile für den Skiurlaub mieten“, sagt Reimers. Das habe auch damit zu tun, dass moderne Mobile wintertauglicher seien, etwa durch Fußbodenheizung.