Norderstedt. In der Freizeit Immer auf Achse: Einige trainieren sechsmal die Woche, andere zahlen Tausende fürs Hobby. Warum ist das so?

  • Im Jahr 3000 Kilometer fürs Hobby auf der Achse
  • Ist Tennis immer noch eine Sportart nur für die Reichen?
  • Kosten für die Ausrüstung und für Reisen müssen gestemmt werden

So lieb und teuer sind Hobbys Eltern und Kindern: Die einen fahren jährlich 3000 Kilometer, die anderen trainieren sechsmal in der Woche oder stecken ein kleines Vermögen in ihr Hobby. Freizeitbeschäftigungen nehmen einen großen Stellenwert im Leben vieler Familien ein – sowohl finanziell als auch zeitlich.

Etwa 255 Euro geben die privaten Haushalte in Deutschland durchschnittlich pro Monat für Freizeit, Unterhaltung und Kultur aus. Das ist mehr als im Vorjahr. So die Statistik. Wie viel Zeit und Geld Familien aus der Region in die Hobbys stecken:

Tanzen: Bis zu 800 Euro für Schuhe und Bühnen-Outfits

„Letztes Jahr haben wir knapp 3000 Kilometer verfahren, nur um die Kinder zum Studio und zurückzufahren“, rechnet Andreas Jordan vor. Er ist der Vater von Emily (16) und Sophie (12), die fast täglich im Tanz- und Ballettstudio Musci in Norderstedt trainieren. Beide können sich vorstellen, ihr Hobby später einmal zum Beruf zu machen und Tanzpädagogin zu werden.

„Wir unterstützen unsere Kinder dabei mit allen Mitteln, die uns zur Verfügung stehen“, bekräftigt Nicole Jordan. Und das ist nicht nur Geld – sondern eben auch die Zeit, die die beiden hinterm Steuer verbringen. Zu belasten scheint es die Familie allerdings nicht: „Es fügt sich gut ein, besonders montags und freitags, dann tanzen wir beide auch“, sagt Nicole Jordan, die ebenfalls im Studio Musci angemeldet ist. Man merkt: Ihr Familienleben ist geprägt von Ballett und Jazzdance. Wenn Eltern und Töchter nicht gerade im Tanzstudio sind, wird gemeinsam auf der heimischen Terrasse, in der Küche, im Wohnzimmer oder an der Stange in Emilys Zimmer geübt.

Tanzen: 3000 Kilometer für Hin- und Rückfahrten zum Ballett-Studio

Die Kursgebühren betragen für die gesamte Familie nur 180 Euro pro Monat. Dazu kommen allerdings Schuhe, Schläppchen, Strumpfhosen und Bühnen-Outfits. Spitzenschuhe können gut und gerne mal 100 Euro kosten, erzählt Emily. Und auch Schläppchen kosten 30 bis 40 Euro. „Wenn die Füße noch wachsen, werden die schnell zu klein“, sagt Sophie. Bis zu 800 Euro geben die Jordans jährlich für Schuhe, Bekleidung und Bühnen-Outfits aus. Dazu kommen in diesem Jahr noch einige Einzelstunden für Sophie, die kürzlich eine Hauptrolle getanzt hat. Und eben: die Spritkosten.

Tennis: 300 Euro im Monat für Trainerstunden, Hallengebühr und Ausrüstung

Lino Westphal (16) beim Tennis auf dem Sportplatz des TSC Glashütte
Lino Westphal (16) beim Tennis auf dem Sportplatz des TSC Glashütte © Sonja Walke | Sonja Walke

„Es gibt ja dieses Vorurteil, dass Tennis ein Reichen-Sport ist, und das ist es auch zu einem gewissen Grad“, meint Lino Westphal (16). Verglichen mit Mannschaftssportarten wie Fußball sei Tennis sehr teuer, sagt der Hobbysportler und zählt die verschiedenen Kostenpunkte auf: Mitgliedsbeitrag, Einzel- und Gruppenstunden, Hallengebühren, Schuhe, Schläger… Besonders teuer seien die Einzelstunden, die bis zu 200 Euro monatlich kosten können. Beim TSC Glashütte, wo Lino und seine jüngere Schwester trainieren, gibt es zwar Rabatte für Familien und Geschwisterkinder. Trotzdem kostet Linos Hobby die Familie etwa 300 Euro im Monat.

Und auch die Ausrüstung schlägt teuer zu Buche. Linos erster Schläger hat etwa 300 Euro gekostet, doch schnell brauchte er einen weiteren: „Wenn man dann besser wird, dann sollte man zwei oder sogar drei Schläger haben“, erklärt Lino. Das sei vor allem wichtig, wenn man auf Turnieren spiele – denn wenn dort einmal eine Saite reißt, dann habe man ohne Ersatz-Schläger ein Problem.

Synchronschwimmen: Maja Goldmann trainiert bis zu sechsmal pro Woche

Synchronschwimmerin Maja Goldemann (16) von SG Wasserratten Norderstedt e.V.
Synchronschwimmerin Maja Goldemann (16) von SG Wasserratten Norderstedt e.V. © SG Wasserratten Norderstedt e.V. | SG Wasserratten Norderstedt e.V.

„Wenn Wettkämpfe sind, dann sind die Wochen davor immer besonders intensiv, da haben wir teilweise sechsmal pro Woche Training,“ berichtet Synchronschwimmerin Maja Goldemann (16), „und dann muss ich das Reiten manchmal ausfallen lassen. Das ist natürlich doof, wenn man fürs Reiten so viel Geld bezahlt und es dann ausfallen lassen muss, aber Synchronschwimmen hat Vorrang.“

Für die Wettkampf-Reisen fehlt Maja gelegentlich sogar im Unterricht. Und auch sonst ist ihr Ihr Trainingsplan ambitioniert: An insgesamt fünf Tagen die Woche übt sie an Land oder im Schwimmbecken, auch am Wochenende. Ob sie sich das auch beruflich vorstellen kann? Eher nicht: „Das ist schon ziemlich hart, da muss man wirklich jeden Tag trainieren, wenn man das profimäßig machen möchte.“

Synchronschwimmen: Wenn Wettkämpfe anstehen, muss Schule manchmal ausfallen

„Das Schwimmen kostet ungefähr 20 bis 25 Euro pro Monat“, rechnet Vater Sven Goldemann vor, „und das Reiten ist etwas teurer mit ungefähr 60 Euro.“ Dabei bleibt es aber nicht: Auch Ausrüstung und Reisekosten müssen gestemmt werden. Die Kosten für Schwimmanzüge, Badekappen und weitere Materialien schätzt er auf etwa 100 Euro jährlich.

Sven Goldemann sagt: „In diesem Jahr haben wir bisher ungefähr 250 Euro ausgegeben an Reisekosten.“ Insgesamt schlagen Reisekosten für Wettkämpfe in anderen Städten oder Trainingswochenenden seiner Rechnung nach mit rund 400 Euro pro Jahr zu Buche. Das findet der Outsourcing Spezialist, der bei der Haspa arbeitet, aber verhältnismäßig günstig.

Reiten: 300 Euro kostet allein die Stallmiete – monatlich

Mia Kießwetter mit ihrem Pferd Happy
Mia Kießwetter mit ihrem Pferd Happy © Miriam Opresnik | Miriam Opresnik

Happy. Wenn Mia Kießwetter (11) aus Wilstedt-Siedlung über ihr Hobby spricht, fällt dieses Wort immer wieder: Happy, übersetzt: glücklich. Denn nichts macht sie so glücklich wie ihr Hobby: Happy. So heißt das deutsche Reitpony, das Mia und ihre Familie vor drei Jahren gekauft haben. „Eigentlich haben wir nur zum Spaß im Internet nach Ponys geguckt, doch als wir die Anzeige von Happy gesehen haben, waren wir sofort schockverliebt“, sagt Mias Mutter Julia Kießwetter.

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Sie ist selbst früher geritten und hat mit dem Kauf des Reitponys nicht nur ihrer Tochter einen Herzenswunsch erfüllt, sondern auch sich selbst – „auch wenn wir für den gleichen Preis einen günstigen Kleinwagen bekommen hätten“, so Julia Kießwetter.

Reiten ist nicht billig, aber macht glücklich!

Für die Familie ist Happy nicht nur ein Hobby, sondern Teil ihres Lebens. Sechsmal pro Woche sind sie bei ihm, misten die Box aus, füttern, striegeln und bewegen ihn. Ein bis zwei Stunden sind sie dann im Stall. „Das geht wirklich nur, wenn alle total dahinter stehen“, sagt Julia Kießwetter und meint damit nicht nur den Zeitaufwand, sondern auch den finanziellen Aspekt. Tierarzt, Hufschmied, Futter, Ausrüstung, Miete für den Stall. „Auch wenn wir Glück haben und mit 300 Euro Stallmiete nur etwa die Hälfte der sonst üblichen Preise bezahlen – die Kosten sind schon enorm“, so das Fazit.

Doch das sei es wert. Denn mit keinem Geld der Welt lasse sich aufwiegen, was Reiten ihnen bedeutet. Und wie glücklich ihr Hobby sie macht. Happy!