Bad Segeberg. Soll noch einer sagen, Digitalisierung in Deutschland hakt: Der Kreis Segeberg schaltet jetzt die Faxgeräte ab.

Man würde an dieser Stelle gerne vermelden, dass alle Angelegenheiten, die der Mensch im Kreis Segeberg bei der Kreisverwaltung, bei deren Behörden oder bei der Kraftfahrzeugzulassungsstelle erledigen muss in seinem Leben, fürderhin bequem vom Handy, liegend auf dem Sofa mit dem Tablet oder sitzend am PC online und digital erledigt werden können. So wie das vielleicht in Estland oder bei den ewigen Klassenbesten in Skandinavien schon seit Jahren der Fall ist.

Doch wir sind in Deutschland. Und deswegen können wir an dieser Stelle nur vermelden, dass jetzt „Schluss ist mit FAXen!“, wie der Kreis mitteilt. Das Fax - so die Kurzform für Telefax, das wiederum von Telefaksimile abgeleitet wurde - ist bald Vergangenheit, genauer gesagt am 31. Dezember 2023.

Für manche ist der Abschied ein scharfes Schwert

Mit dem Fax ist das für jüngere Generationen so wie mit Roger Witthaker. Als der jetzt starb, dachten viele: Ach, der lebte noch? Witthaker sang: „Abschied ist ein scharfes Schwert“. Und das wiederum bringt uns zur älteren Generation, die das Fax sehr gern hatte und deswegen alles andere als erfreut sein wird, wenn dieser Kommunikationsweg mit dem Kreis Segeberg nun endgültig wegbricht.

Und wenn man einer Studie im Auftrag des Digitalverbands Bitkom Glauben schenken kann, für die 505 Unternehmen in Deutschland ab 20 Beschäftigen repräsentativ befragt wurden, dann dürfte das scharfe Schwert auch in der Wirtschaft des Kreises Segeberg für Trennungsschmerz sorgen.

82 Prozent der deutschen Unternehmen nutzen noch das Fax

Denn statt E-Mail, Chats oder Clouds nutzen immer noch 82 Prozent aller deutschen Unternehmen das Fax, um Dokumente digital zu verschicken. Der Klassiker der analogen Kommunikation wird von einem Drittel (33 Prozent) der Unternehmen sogar noch häufig oder sehr häufig angeworfen. Allerdings sei die intensive Nutzung stark rückläufig. Im Vorjahr waren es noch 40 Prozent, 2018 sogar 62 Prozent der Unternehmen, die häufig oder sehr häufig Faxe verschickten, teilt Bitkom mit.

In der Kreisverwaltung in Bad Segeberg habe der Faxversand innerhalb der Verwaltung in den vergangenen Jahren stetig abgenommen. Auch Bürgerinnen und Bürger würden immer seltener Gebrauch dieser veralteten Technik machen, sagt Kreis-IT-Chef Dennis Stelling.

Fax über das Internet? Das ist nicht datensicher!

Was den Kreis aber nun zum Abschalten der veralteten Technologie gebracht hat, ist der Datenschutz. „Ein Großteil der Telefonanschlüsse in Deutschland ist auf Internettechnologie umgestellt. Durch den Weg über das Internet sind die sensiblen Daten unserer Kundinnen und Kunden nicht ausreichend geschützt. Informationen können unterwegs abgegriffen, verändert oder gelöscht werden. Daher ist es notwendig, hier neue Wege einzuschlagen“, sagt Stelling.

Früher habe es eine direkte Verbindung der Faxgeräte über die Telefonleitungen gegeben und die Faxe wurden sicher und zuverlässig mittels Tonwahlverfahren übertragen - jeder hat sicher noch jenes verstörende Gequieke in den Ohren. „Das Fax wird heute aber über das Internet übermittelt. Die Töne des Faxes müssen nun in Datenpakete umgewandelt werden. Dabei kann es zu Übertragungsfehlern kommen. Dies kann dazu führen, dass Teile oder ganze Seiten des Faxes nicht übertragen werden oder das Fax gar nicht empfangen wird.“ Besser kann man den Irrsinn des Faxes in Zeiten des digitalen 21. Jahrhunderts nicht beschreiben. Töne, die in Datenpakete verwandelt werden. Als ob man Mozart in eine Steckdose pressen wollte.

Nur noch die Kopiergeräte können faxen

In den Amtsstuben der Kreisverwaltung stehen übrigens schon lange nicht mehr jene klobigen Trumme von Telefon-Fax-Kombinationen auf den Schreibtischen. „Wir haben grundsätzlich keine analogen Faxgeräte mehr im Einsatz, aber unsere Druck- und Kopiersysteme können aktuell noch Faxe versenden“, sagt Stelling. Doch das sind Auslaufmodelle und ihre Nachfolger werden keine Faxfunktion mehr haben.

Der Kreis schaltet also ab, was er ohnehin nicht mehr weiterbetreiben hätte können. Bleibt die bange Frage für alle Faxer: Wie, um Gottes willen, soll ich jetzt die Kreisverwaltung erreichen? „Natürlich wie bisher über Telefon, Brief und E-Mail“, sagt Stelling. Zudem gebe es auf der Internetseite datensichere Kontaktformulare und Online-Dienste für verschiedene Anliegen.

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Außerdem bietet die Verwaltung das DE-Mail-Verfahren an. Das ist wie eine E-Mail - nur viel sicherer und vertraulich. Nur Nutzerinnen und Nutzer mit einer überprüften Identität können DE-Mails versenden und empfangen. Der Kreis ist über info@segeberg.sh-kommunen.de-mail.de erreichbar. Für die Kommunikation mit Gerichten nutzt der Kreis bereits jetzt das „besondere elektronische Behördenpostfach“ – kurz und kryptisch beBPo, eine gesicherte und gerichtsfeste Zustellung von Nachrichten in einem geschlossenen Behördennetz.