Kreis Segeberg. Zehntausende freilebende Tiere leiden. Vereine wie Straßentiger-Nord lindern die Not. Nun will die Politik in Kiel helfen.

Wie schlimm es um die freilebenden Katzen in Schleswig-Holstein bestellt ist, das wissen die Aktiven des Norderstedter Vereins Straßentiger-Nord so gut wie kaum jemand anders in Schleswig-Holstein. Unermüdlich kämpfen die Vorsitzende Claudia Keck und ihr Team gegen das Katzenelend in der Region an, wo immer es ihnen begegnet. Das können Industriebrachen sein, Bauernhöfe oder auch Kleingartenanlagen.

Unter den Tieren würden sich Krankheiten ausbreiten, viele seien unterernährt oder kurz vor dem Hungertod. „Man bemerkt sie oft nicht, da sie sich gut verstecken oder weil sie einfach verscheucht werden. Wir kommen immer wieder zu Stellen, wo im Schnitt zehn bis 40 elendige Katzen anzutreffen sind, um die sich niemand kümmert und für die sich niemand verantwortlich fühlt“, teilt der Verein mit.

Kastration ist der Weg, um das Elend zu beenden

Ihr Plan, um das unnötige Elend der sich stetig und unkontrolliert vermehrenden Schaar der ebenso frei wie erbärmlich lebenden Katzen zu beenden: Kastration. Der Norderstedter Verein hat seit der Gründung 2010 und bis Ende 2022 nahezu 3000 Tiere kastriert. Teilweise finanziert aus Spenden, von denen Straßentiger-Nord auch in Norderstedt ein Tierheim für Katzen betreibt, die ihr Zuhause verloren haben.

Straßentiger-Nord schätzt die Zahl der in Schleswig-Holstein freilebenden Katzen auf etwa 75.000. Mutmaßlich liegen die Zahlen aber noch viel höher. Im Landtag in Kiel kommt das Elend dieser Katzen in der Sitzung am 20. September auf die Tagesordnung.

SPD will die landesweite Kastrationspflicht für Freigänger-Katzen

Die SPD-Fraktion fordert eine Katzenschutzverordnung für das nördlichste Bundesland. Diese soll eine landesweite Kastrations-, Kennzeichnungs- und Registrierungspflicht für Freigängerkatzen umfassen. Ergänzend beantragt die FDP eine auskömmliche Finanzierung von Katzenkastrationsaktionen und eine bessere Unterstützung der örtlichen Tierheime, wie etwa Straßentiger-Nord.

Der Deutsche Tierschutzbund und sein Landesverband Schleswig-Holstein unterstützen den Vorstoß der schleswig-holsteinischen Politik und appellieren an alle Landtagsabgeordneten, für den Antrag zu stimmen. „Das Leid der Straßenkatzen in Schleswig-Holstein ist dramatisch. Die hungrigen Tiere sind permanent auf Futtersuche, meist krank und dauernd in Gefahr, etwa durch den Autoverkehr. Viele Kitten versterben elend in den ersten Lebensmonaten“, sagt Ellen Kloth, Landesvorsitzende des Deutschen Tierschutzbundes.

Katzenschutzverordnung: „Schleswig-Holstein wäre Vorreiter!“

„Mit einer landesweiten Katzenschutzverordnung wäre Schleswig-Holstein einer der Vorreiter im Katzenschutz in Deutschland“, sagt der Präsident des Deutschen Tierschutzbundes, Thomas Schröder. „Zusätzlich braucht es von Land und Kommunen dauerhafte finanzielle Unterstützung für Kastrationsaktionen, um das Tierschutzproblem langfristig und nachhaltig anzugehen.“

Auf Länderebene gebe es bisher nur in Berlin eine wirksame Verordnung zum Katzenschutz. Niedersachsen hat die Katzenschutzverordnung beschlossen, die Umsetzung durch die Landesregierung stehe allerdings noch aus. Schleswig-Holstein hat 2014 die Ermächtigung der Bundesländer, Katzenschutzverordnungen zu erlassen, auf die Gemeinden übertragen. Aber nur Mölln, Ratzeburg und das Amt Nordsee-Treene haben laut Tierschutzbund davon Gebrauch gemacht.

„Katzen machen nicht an der Gemeindegrenze Halt. Damit Katzenschutz funktioniert, brauchen wir flächendeckende Lösungen“, sagt Ellen Kloth. Eine Katzenschutzverordnung für Schleswig-Holstein sei daher ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung. Tierschutzbund-Präsident Schröder wünscht sich sogar eine bundesweite Regelung für mehr Katzenschutz. Denn das Katzenelend der Millionen Straßenkatzen in Deutschland sei in den letzten Jahren zu einem der größten unbemerkten Tierschutzprobleme in Deutschland geworden.