Traventhal. „Die Sammlung meines Lebens“ nennt Harry Beiersdorf seine Ausstellung. Was es auf dem Landgestüt Traventhal alles zu sehen gibt.

  • „Wunderkammer“ nennt Harry Beiersdorf seine Ausstellung
  • Seit er 18 Jahre alt ist, ist Beiersdorf auf Flohmärkten unterwegs
  • Mao, Satlin, Loriot und sein grünes Sofa sind unter anderem zu sehen

Wunderkammer“ nennt Harry Beiersdorf, Künstler, Kunstsammler und Veranstalter der Märkte auf dem Landgestüt Traventhal, sein neustes Werk. Wobei die Verwendung des Begriffs „Kammer“ stark untertrieben ist. Die „Wunderkammer“ sind zwei Hallen, in denen sich Kunst, Kuriositäten und Kitsch, Oldtimer und Flugzeug, Skulpturen und jede Menge wundersame Dinge verbergen. Die hat Lichtkünstler Jens Malyszczyk kunstvoll in Szene gesetzt.

Wer die Wunderkammer betritt, wird sich zuerst erschlagen fühlen von den vielen unterschiedlichen Eindrücken, die dort unter einem Dach vereint sind. Außerdem können sich die Betrachter sicher sein, auch beim zehnten Rundgang noch Dinge entdecken zu können, die das menschliche Auge zuvor nicht erfasst hat.

Harry Beiersdorf: „Die Sammlung meines Lebens“

Vier Jahre lang hat Harry Beiersdorf an der Ausstellung gearbeitet, die er die „Sammlung meines Lebens“ nennt. Seit er 18 Jahre alt ist, ist er auf Flohmärkten unterwegs auf der Suche nach „Außergewöhnlichkeiten“. Inzwischen sucht er nicht mehr auf Flohmärkten, mittlerweile rufen ihn Sammler an, wenn sie etwas abzugeben haben. So kam er an einen 4,50 Meter hohen Nachbau des Hamburger Michels. „Das Modell ist maßstabsgetreu. So etwas kaufen zu können, ist nahezu unmöglich“, sagt der Sammler überzeugt.

Ein Hingucker: Die Isetta von Günther Willumeit alias „Bauer Piepenbrink“.
Ein Hingucker: Die Isetta von Günther Willumeit alias „Bauer Piepenbrink“. © Petra Dreu

Neben dem Michel, einem Flugzeug, Oldtimern, darunter die Isetta des verstorbenen Segeberger Komikers „Bauer Piepenbrink“ alias Günther Willumeit, sind in der ersten Wunderkammer neben vielen Skulpturen und anderen Exponaten zu sehen. Unter anderem kann man dort dem Schauspieler Wolfgang Völz begegnen, der keinen Hund, sondern einen Dachs zur Gassirunde ausführt.

Wachsfiguren des Berliner Panoptikums Castans

Spätestens bei der Besichtigung einer Vitrine mit „Köpfen“ wird klar, warum der Zutritt erst ab zwölf Jahren erlaubt ist – denn die Köpfe aus Wachs entstammen wie Wolfgang Völz dem Berliner Panoptikum Castans und sehen für manchen sicherlich furchterregend aus.

Harry Beiersdorf mit einer Nachbildung der Bocca della Verità („Mund der Wahrheit“).
Harry Beiersdorf mit einer Nachbildung der Bocca della Verità („Mund der Wahrheit“). © Petra Dreu
Harry Beiersdorf hat es sich in seiner Wunderkammer im Wohnzimmer von Loriot bequem gemacht.
Harry Beiersdorf hat es sich in seiner Wunderkammer im Wohnzimmer von Loriot bequem gemacht. © Dreu | Petra Dreu

Ein roter Teppich geleitet die Besucher hinüber in die zweite Wunderkammer, in der Franz Liszt am Klavier in einem Wohnzimmer aus der damaligen Zeit sitzt. Im Hintergrund ist natürlich Klaviermusik zu hören. Andere Musikrichtung: Ihrem größten Lied „Für mich soll’s rote Rosen regnen“ zu Ehren, regnen solche auf Hildegard Knef, eine der bekanntesten Chansonnettes Deutschlands, herab.

Mao, Stalin, Loriot und sein grünes Sofa

Von der Lebenszeit her passt es zwar nicht so ganz, aber undenkbar ist eine Szene wie die im Arbeitszimmer vom damaligen Bundeskanzler Konrad Adenauer auch nicht, bei dem Michail Gorbatschow und sein Landsmann Wjatscheslaw Molotow zu Gast sind. Und als hätte gerade der französische Maler und Surrealist René Magritte das Büro verlassen, fliegen Aktentaschen an der Decke davon. Direkt gegenüber stehen Mao und Josef Stalin vor zwei Rikschas.

In der Wunderkammer von Harry Beiersdorf werden auch die 50er-Jahre wieder lebendig.
In der Wunderkammer von Harry Beiersdorf werden auch die 50er-Jahre wieder lebendig. © Petra Dreu

Weitere Hingucker sind das Labor von Dr. Frankenstein und Loriot auf seinem grünen Sofa. „Wenn diese Stücke beschädigt würden, wäre es ein Drama, denn sie sind nicht zu ersetzen“, weiß Harry Beiersdorf. Deshalb ist Vorsicht angesagt. Beide Hallen sind videoüberwacht. Außerdem steht Aufsichtspersonal bereit. Der Eintritt kostet fünf Euro. Ohne Eintritt kann draußen ein fünf Meter hohes Wimmelbild von Gero Paul erkundet werden, auf dem neben Joe Biden und Wladimir Putin auch Harry Beiersdorf und die Wunderkammer verewigt sind.

Die „Wunderkammer“, Schandule 5 in Traventhal, mit Kunst, Kuriositäten und Antiquitäten aus verschiedenen Zeitepochen ist zwischen dem 30. September und 1. Oktober beim Antik- und Trödelmarkt und während allen anderen Veranstaltungen auf dem Landgestüt Traventahl (www.landgestuet-traventhal.de) für Besucher ab zwölf Jahren geöffnet. Der Eintritt dafür kostet fünf Euro. Weitere Infos unter www.wunderkammer-traventhal.de.