Kreis Pinneberg. Schulordnung: Rücken, Bauch, Dekolleté und Po müssen bedeckt werden. Welche Schule im Kreis Segeberg sogar auf Jacketts und Krawatten besteht.

Bauchfrei im Bio-Unterricht oder mit Mini-Rock in der Mathe-Stunde: Damit ist an einigen Schulen jetzt Schluss. Nachdem die Kleidung von einigen Schülern in den vergangenen Jahren immer legerer und freizügiger geworden ist, hat die Schule im Alsterland mit Standorten in Nahe und Sülfeld einen Passus zur Kleiderordnung in ihre Hausordnung aufgenommen – und zwar für Lehrer und Schüler. Demnach müssen Rücken, Bauch, Dekolleté und Po deutlich bedeckt sein.

Der Bundeselternrat forderte jüngst, Regeln für die Schulen in Deutschland festzulegen, um „unangemessene, lottrige, zerrisse oder freizügige Kleidung“ aus den Klassenräumen zu verbannen. Bei Verstößen könne man die Schüler und Schülerinnen dann nach Hause schicken.

Bauchfrei, Mini-Rock und tiefes Dekolleté: Damit ist an einigen Schulen Schluss

Soweit geht die Schule im Alsterland nicht. In Paragraph 4 der Hausordnung heißt es: „In der Schule gehen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ihrem Beruf nach. Die Schülerinnen und Schüler bereiten sich auf das Berufsleben vor.

Daher tragen alle Mitglieder der Schulgemeinschaft angemessene Kleidung. Es ist darauf zu achten, dass keine fanatisch religiösen oder politischen, sexistischen oder Gewalt verherrlichenden Symbole oder Schriftzüge zur Schau gestellt werden.

Kopfbedeckungen sind im Unterricht tabu

Ebenso ist darauf zu achten, dass Rücken, Bauch, Dekolleté und Po deutlich bedeckt sind. Im Sportunterricht ist zusätzlich darauf zu achten, dass die Schultern bedeckt sind und jeglicher Schmuck abzunehmen oder abzukleben ist. Des Weiteren dürfen im Unterricht keine Kopfbedeckungen wie Mützen, Kapuzen und Caps getragen werden (Ausnahme: religiöse oder gesundheitliche Beweggründe).“

Der Bauch muss in einigen Schulen jetzt bedeckt werden - ebenso wie Dekolleté, Po und Rücken.
Der Bauch muss in einigen Schulen jetzt bedeckt werden - ebenso wie Dekolleté, Po und Rücken. © veksler - stock.adobe.com | stock.adobe.com

Der aktualisierte Passus wurde mit Eltern und Schülern gemeinsam erarbeitet und per Schulkonferenz abgestimmt. „In den letzten Wochen habe ich keinerlei negative Beobachtungen machen können“, sagt Simon Franke, seit Beginn des Schuljahres neuer Leiter der Schule im Alsterland.

Gemeinschaftsschule Harksheide: „Angemessene Kleidung“ wie bei einer Ausbildung

Kein Einzelfall! Auch an der Gemeinschaftsschule Harksheide müssen die Schüler laut Schulordnung „angemessene Kleidung“ tragen. „Unter Angemessen verstehen wir solche Kleidung, die unsere Schüler auch bei einem Ausbildungsplatz tragen würden. Bei Penny an der Kasse oder in der Bank am Schalter sieht man niemanden bauchfrei herumlaufen“, sagt Schulleiter Rainer Bülck. Das gelte auch für die Jungs. „Die Jungs dürfen auch keine Tank Tops tragen, bei denen man, wenn man von der Seite hineinblickt, den ganzen Oberkörper sieht“, so Bülck.

Auch wenn es hin und wieder Diskussionen mit einzelnen Schülern gebe, die sich nicht an die Regeln halten – es gebe derzeit keine großen Aufreger wegen des Themas. „Wenn sich Schüler zu knapp bekleiden, können sie sich eines unserer Schultshirts ausleihen. Die sind dunkelblau mit dem Schullogo darauf“, erklärt der Schulleiter.

Strikte Kleiderordnung – von der Hüfte aufwärts – an der Leibnitz Privatschule

Eine strikte Kleiderordnung gibt es an der Leibnitz Privatschule – zumindest von der Hüfte an aufwärts. Das heißt: Schuhe und Hose wählen die Schülerinnen und Schüler selbst, die einheitliche Oberbekleidung kaufen sie von der Schule.

Hinter dem Dresscode stehen zwei Überlegungen, erklärt Egon Boesten, Geschäftsführer und Schulleiter am Standort Kaltenkirchen. „Unsere Schüler sollen sich mit dem profilieren, was sie im Kopf haben und nicht mit dem, was sie anhaben“, sagt er. Der Markenwahn und damit einhergehende Ausgrenzungen würden so umgangen. Andererseits wüssten sich die Schüler dank der Kleidung besser zu benehmen und das Konfliktpotenzial nehme ab, so sein Eindruck.

Kleiderordnung an der Leibniz Privatschule in Elmshorn und Kaltenkirchen: Oberstufenschüler wie Gerrit Mauder müssen an jedem Wochentag Jackett tragen, auch Krawatten gehören hier zur Kleiderordnung.
Kleiderordnung an der Leibniz Privatschule in Elmshorn und Kaltenkirchen: Oberstufenschüler wie Gerrit Mauder müssen an jedem Wochentag Jackett tragen, auch Krawatten gehören hier zur Kleiderordnung. © Leibniz Privatschule/sauckefoto.de | Leibniz Privatschule/sauckefoto.de

Gerade in der Anfangszeit habe es Anfeindungen gegenüber den schuluniformierten Kindern und Jugendlichen der Leibniz Privatschule gegeben, etwa am Morgen im Schulbus, erzählt Boesten. Dies habe glücklicherweise mit der Zeit abgenommen.

Jogginghosen und Militärlook – an welcher Schule das undenkbar ist

Diese Regeln gelten schon seit vielen Jahren für sämtliche Schüler von der ersten bis zur 13. Klasse und sind Bestandteil der Schulverträge mit den Eltern. Zu den wöchentlichen sogenannten Ansprachen ist zudem das Tragen eines Jacketts verpflichtend. Die Oberstufenschüler müssen sogar an jedem Wochentag Jackett tragen, auch Krawatten gehören hier zur Kleiderordnung.

Jogginghosen oder ein „Militärlook“ seien in der Leibniz Privatschule heute undenkbar, so Boesten. In solchen Fällen würden die Lehrkräfte die Schüler sogar zum Umziehen nach Hause schicken.

„Das hört sich vielleicht ein bisschen altmodisch und altbacken an“, gibt der Schulleiter der Kaltenkirchener Schule zu, gehöre aber zum Konzept und habe sich in den vergangenen Jahren bewährt.

Verstöße: Welche Schule zum Umziehen nach Hause schickt und wer Gespräche sucht

Andere Schulen sehen keinen Handlungsbedarf. „Am Lessing-Gymnasium gibt es kein Problem mit der Kleiderordnung: Tragen Schülerinnen tatsächlich einmal zu kurze Shirts oder Röcke – oder auch nicht religiöse Kopfbedeckungen –, werden sie in einem Gespräch über die Sinnhaftigkeit und Notwendigkeit angemessener Kleiderordnung hingewiesen und gebeten, darauf zu verzichten“, sagt Schulleiterin Marika Peters. Da dies jedoch Einzelfälle seien, bestehe keine Notwendigkeit einer Kleiderordnung.

Auch am Lise-Meitner-Gymnasium und dem Coppernicis-Gymnasium sei eine Kleiderordnung kein Thema. „Die Kleiderordnung haben wir gar nicht diskutiert, weil es noch nicht nötig war. Jüngere Schüler und Schülerinnen tragen schon gerne die offizielle Schulkleidung, wobei unser T-Shirt und die Kapuzenjacken auch recht unauffällig und neutral gehalten sind“, so Heike Schlessemann vom Coppernicus-Gymnasium.