Norderstedt. Sicherheit ist ein Hauptthema für den Mann, der Norderstedts nächster Oberbürgermeister werden will. Ein Porträt.
Robert Hille, das ist: ein mit 47 Jahren noch recht jugendlich wirkender, freundlicher CDU-Mann aus Hamburg, mit hanseatisch-blauem Jackett und Einstecktuch. Der als Kulturmanager arbeitet, sich gut mit Opern auskennt und mit klassischer Musik. Robert Hille, das ist auch: Der Kandidat, der im Wahlkampf in Norderstedt voll auf das Thema Sicherheit setzt, von „marodierenden Jugendlichen“ spricht, von „Stichwaffen in U-Bahnen“ und von „rechtsfreien Räumen“, die es nicht geben dürfe.
Um den Mann besser zu verstehen, der Norderstedts nächster Oberbürgermeister werden will und dabei auch sehr zielstrebig wirkt, haben wir uns an diesem Tag mit ihm verabredet. In Norderstedt natürlich. Hier verbringt Hille, der mit seiner Frau in Hamburg-Harvestehude lebt, aktuell einen Großteil seiner Zeit. Er besucht Unternehmen, Genossenschaften, Vereine, alle, die irgendwie mit der Stadt zu tun haben – und auf Wochenmärkten ist er natürlich auch, weil da meistens die Wahlkampfstände aufgebaut sind.
OB-Wahl Norderstedt: Robert Hille – der freundliche Sheriff mit dem Einstecktuch
Und dort ist „Sicherheit das Thema Nummer eins“, wie er sagt. „Ich werde immer wieder darauf angesprochen, von Menschen, die sich besonders abends und nachts an den Bahnhöfen nicht sicher fühlen“, sagt Robert Hille. Ältere Menschen seien darunter, Jugendliche aber auch.
Deshalb hat Hille die Sicherheit in Norderstedt zu seinem Thema gemacht – setzt viel stärker auf diese Karte als Amtsinhaberin Elke Christina Roeder (SPD) und Katrin Schmieder, die bei der Wahl am 8. Oktober seine Konkurrentinnen sind.
Mit der Norderstedter Polizei absolvierte der Kandidat eine Nachtschicht
Hille hat mit der Norderstedter Polizei eine Nachtschicht absolviert, einer der Wahlkampftermine, die ihn am stärksten beeindruckt haben, wie der sagt. Mehr Sicherheit an den Bahnhöfen und auch in Parks, das wolle er „als Erstes anpacken“, wenn er Oberbürgermeister sei. Den Kommunalen Ordnungsdienst will er dafür stärken, ihn besser mit der Polizei verzahnen, außerdem will er auf Videoüberwachung setzen – und nicht zuletzt auf eine bessere Beleuchtung.
Dass der Oberbürgermeister in einer Stadt von der Größe Norderstedts qua Kommunalverfassung eher ausführendes Organ ist für das, was die Politik ihm vorschreibt – Chef der Verwaltung also –, ficht ihn nicht unbedingt an. Ein Oberbürgermeister darf „durchaus Ideen haben“, findet er. Das Amt möchte er anders ausfüllen als Elke Christina Roeder, er möchte „stärker gestalten“, Akzente setzen.
„Ich telefoniere täglich mit Hans-Joachim Grote“, sagt Robert Hille
Dafür hat er ein ganz konkretes Vorbild, nämlich Roeders Amtsvorgänger Hans-Joachim Grote. Der Christdemokrat führte von 1998 bis 2017 die Verwaltung, ist als Persönlichkeit immer noch einflussreich. Mit Grote telefoniere er „täglich“, wie Hille sagt.
Und einen Wahlkampftermin mit Grote gibt es auch, nämlich eine Fahrradtour, zu bestimmten Punkten in der Stadt, am Sonntag (17. September). Damit, dass Grote auch mit Katrin Schmieder zusammen öffentlich auftrat, im großen Saal der TriBühne, hat Hille „überhaupt kein Problem“, wie er sagt.
Und natürlich: Hille, der durchaus in Grotes Fußstapfen treten möchte, ist auch ein anderer Typ, wäre ein anderer Oberbürgermeister als Grote, dem man gewisse patriarchale Züge nachsagte. Hille als Patriarchen kann man sich schwer vorstellen, man glaubt ihm, wenn er seine eigenen Fähigkeiten als kommunikativer Chef lobt, der seine Angestellten freundlich und mit Respekt behandelt.
Auf der anderen Seite sind da Worte wie „Klar“, „Klarheit“ und „Orientierung“, die oft fallen, wenn Hille seine Ambitionen beschreibt. Mit anderen Worten, er will durchaus führen, wenn er im Amt ist. Und er will ein Kandidat mit erkennbarem Profil sein. Dass er dabei anecken könnte, kalkuliert er bewusst ein.
Die Planungen am Schulzentrum Süd will Hille „unter die Lupe nehmen“
Beispiele: Von einer Kommunalen Wohnungsbaugesellschaft für Norderstedt hält er wenig bis nichts, das sagt er auch öffentlich. Er sagt, dass er Projekte aus Kostengründen „unter die Lupe“ nehmen wolle und nennt dabei ausdrücklich die Planungen am Schulzentrum Süd. „Da sind die Kosten völlig aus dem Ruder gelaufen“, sagt er. Über die Politik der Bundesregierung spricht er auch manchmal, deren Gesetze zum Schutz des Klimas er „ideologisch“ findet, „Verbotspolitik“ nennt.
Und dann war da noch der Betriebsauflug der Stadtverwaltung Ende Augst, für den manche Teile der Stadt für einen Tag still standen. Hille kritisierte das ausdrücklich – im Rathaus dürfte er sich damit nicht nur Freunde gemacht haben.
Im Wahlkampf tritt Hille auch mit Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) auf
Verbindungen wiederum, die hat Hille durchaus, wie er betont. In die Landesebene der CDU zum Beispiel. Im Wahlkampf tritt er mit Ministerpräsident Daniel Günther auf, betont, dass er mit diesem Pfund auch nach der Wahl wuchern, also „die Zusammenarbeit zwischen den Ebenen stärken“ will, zum Wohle Norderstedts natürlich. Und die Zusammenarbeit mit Hamburg stärken, das will er auch.
Denn es gibt einiges zu tun, aus seiner Sicht. Wirtschaftsförderung, Firmenansiedlungen, Gewerbesteuern – hier sieht Hille ebenfalls große Baustellen – und natürlich auch ein Wahlkampfthema für sich. Aber Moment – steht Norderstedt nicht eigentlich sehr gut da, in Sachen Wirtschaft?
Hille: „Gewerbesteuern in Norderstedt werden einbrechen“
„Im Moment fließen die Gewerbesteuern noch, aber sie werden einbrechen“, sagt Hille. Als Oberbürgermeister wolle er sich persönlich darum kümmern, Unternehmen anzulocken – und dafür sorgen, „dass freie Gewerbeflächen endlich beworben und belegt werden.“
Warum macht der das eigentlich?, fragt man sich zwischendurch. Könnte der Mann nicht zufrieden sein, in Hamburg, mit seinem Job als Prokurist bei einer Theatergesellschaft? Seine Leidenschaft ist das Geigespielen, außerdem fährt er gerne mit seiner Frau in den Urlaub an die Nordsee, liebt England, auch die dortige Mentalität, die Hilfsbereitschaft, das Pragmatische. Gut, denkt man, ihm würde also wohl nicht langweilig werden, ohne den Wahlkampf in Norderstedt.
Warum will er ausgerechnet Oberbürgermeister in Norderstedt werden?
Warum also tritt er an, als Kandidat von außen und ein bisschen auch als Außenseiter, warum will er unbedingt diesen Job? „Ich habe einfach Lust zu gestalten, Verantwortung zu übernehmen“, sagt Hille. Er spricht von „Engagement für die Bürgergesellschaft“, an das er glaube – und außerdem glaube er auch, dass er den Job eben einfach „besser kann“ als die Amtsinhaberin.
Klar komme er beruflich aus dem Kulturbetrieb, habe sich aber „immer schon für die Rahmenbedingungen interessiert“. Außerdem hat er mehrere Betriebe geleitet, vieles sei übertragbar.
Als Schüler begeistert von Helmut Kohl – Wolfgang Schäuble als Vorbild
Und dann ist da ja auch noch der politische Mensch Robert Hille. Sehr bildhaft kann er schildern, wie sehr er als 14-, 15-jähriger Gymnasiast von Helmut Kohl „begeistert“ war, zu Zeiten des Mauerfalls und der Wiedervereinigung. 1998 machte er dann auch Wahlkampf für die CDU, trat 2001 in die Partei ein. Auf die Frage, wer denn sein politisches Vorbild sei, antwortet er ohne langes Nachdenken: „Wolfgang Schäuble.“
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Der, so Hille, ist für ihn „vielleicht der wichtigste Nachkriegspolitiker“, ein „starker Europäer“, mit unbestritten großem Anteil an der Deutschen Einheit. „Schäuble konnte durchhalten, auch in schwieriger Zeit“, sagt Hille. Er habe angefangen vor vielen Jahren als „einfacher Parlamentarier im Deutschen Bundestag“, zwischendurch kam dann sehr, sehr viel, nun ist er wieder einfacher Parlamentarier. Hille bewundert das.
„Schäuble hat immer die Rolle angenommen, die ihm zugewiesen wurde“, sagt der Kandidat über sein Vorbild. Nun muss sich nur noch klären, welche Rolle die Norderstedter Robert Hille zuweisen.