Norderstedt. Grundschule Pellwormstraße startet offene Ganztagsbetreuung. Warum die Stadt Norderstedt nun Vorbild für andere Kommunen ist.
Es ist ein Meilenstein für Norderstedt: Alle zwölf Grundschulen sind jetzt offene Ganztagsgrundschulen (OGGS). Pünktlich zu Beginn des neuen Schuljahres ist die Grundschule Pellwormstraße als OGGS gestartet – als zwölfte und letzte Grundschule in Norderstedt. „Damit gehören wir zu den Vorreitern im Land Schleswig-Holstein“, sagte Sozialdezernentin Katrin Schmieder.
Norderstedt: Alle Grundschulen sind jetzt offene Ganztagsgrundschulen
Zum Hintergrund: Ab dem Schuljahr 2026/27 haben Grundschüler deutschlandweit einen Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung in der Schule. „Doch während andere Kommunen noch mit der Umsetzung beschäftigt sind, ist das Thema in Norderstedt bereits vor der Zeit erfolgreich abgeschlossen“, so Katrin Schmieder bei der Besichtigung der OGGS Pellwormstraße.
Die „Offene Ganztagsschule“ bietet den Schülern nach der regulären Unterrichtszeit pädagogische Betreuung sowie ein zusätzliches, freiwilliges Nachmittagsprogramm an. Es gibt eine Hausaufgabenbegleitung sowie verschiedene Räume, in denen die Kinder frei spielen dürfen oder kreativ sein können.
Schule im Wandel: Vom Lernraum zum Lebensraum
Die Schule befindet sich im Wandel: Sie ist nicht mehr nur Lernraum, sondern zum Lebensraum geworden. Um den Betreuungsbedarf und den Bedürfnissen von Familien entgegenzukommen, beschloss die Norderstedter Stadtvertretung daher im Jahr 2011, an allen Norderstedter Grundschulen einen offenen Ganztag einzuführen.
Für die Umsetzung der Pläne wurde extra eine gemeinnützige Tochtergesellschaft gegründet – die Gesellschaft Bildung-Erziehung-Betreuung (BEB in Norderstedt gGmbH). Bereits im Jahr 2013 wurde die erste Grundschule zu einer OGGS – jetzt, zehn Jahre später, wandelt sich nun die letzte der zwölf Grundschulen in Norderstedt in eine Offene Ganztagsgrundschule.
Offene Ganztagsgrundschule: von 130 Grundschulkindern nutzen 108 das Angebot
Der Bedarf ist groß: Bereits im ersten Jahr waren 714 Kinder an sechs Grundschulen in der Betreuung angemeldet. Fünf Jahre später waren es knapp 1700 Kinder an neun Grundschulen und mit Beginn des Schuljahres 2023/24 werden 2552 Schüler an allen allen zwölf Offenen Ganztagsgrundschulen betreut.
Allein in der neuen OGGS Pellwormstraße nutzen von 130 Grundschülern 108 das Betreuungsangebot am Nachmittag. „Das ist ein Start von Null auf 100“, sagt BEB-Geschäftsführer Steffen Liepold. Etwa 85 Prozent der Schulkinder in Norderstedt nehmen bereits das offene Ganztagsangebot an Grundschulen in Anspruch.
„Das sind nicht nur Kinder, deren Eltern berufstätig sind, sondern auch Kinder aus sozial schwachen Familien“, so das Fazit der Experten von der BEB. Besonders für sie seien Angebote wie die Hausaufgabenbetreuung oder auch das Mittagessen wichtig.
„Für einige von ihnen ist das Mittagessen hier die einzige warme Mahlzeit, die sie am Tag bekommen“, weiß Liepold.
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Fachkräftemangel: Ohne Quereinsteiger geht es nicht
Aktuell arbeiten 180 Mitarbeitende in der Betreuung. Doch auch hier ist der Fachkräftemangel groß. „Etwa 30 Prozent sind Fachkräfte, bei dem Rest handelt es sich um Quereinsteiger, mit denen wir zum Glück zusammenarbeiten dürfen – ander als es früher im Hortbereich erlaubt war“, sagt Liepold.
Auch wenn die Eltern anders als beispielsweise in Hamburg einen Eigenanteil von durchschnittlich etwa 100 Euro zahlen müssen – die Stadt bezuschusst die Betreuung jedes Kindes mit etwa 2600 Euro. Jährlich sind das etwa 5,5 Millionen Euro, die in die Offenen Ganztagsschulen fließen.
„Wir sehen das als Investition in die Zukunft – und sichern uns als Stadt Norderstedt damit einen Standortvorteil gegenüber anderen Städten“, so Schmieder. Denn durch die flächendeckende Ganztagsbetreuung in Grundschulen in Norderstedt sei die Stadt für Eltern und Arbeitgeber interessanter als andere Städte.