Norderstedt. Nicht alle Wünsche von Eltern und Kindern konnten berücksichtigt werden. Teils gibt es erheblich mehr Anmeldungen als Kapazitäten.
Der Trend ist zunächst gebrochen: Nachdem die Schülerzahlen in Norderstedt in den vergangenen Jahren immer weiter gestiegen sind, wechseln in diesem Jahr nicht ganz so viele Grundschüler wie im Vorjahr auf die weiterführenden Schulen. 718 Mädchen und Jungen nehmen die vier Gemeinschaftsschulen und vier Gymnasien der Stadt auf – 2022 waren es 31 mehr (749).
„Allerdings kommen noch Kinder dazu“, merkt Norderstedts Sozialdezernentin Katrin Schmieder an. Denn: Einige DaZ-Klassen (Deutsch als Zweitsprache) würden erst im Laufe der Zeit integriert werden, ebenso wie zugezogene Kinder. Für die kommenden Jahre prognostiziert Schmieder weiter wachsende Schülerzahlen.
Schule Norderstedt: Neue Zahlen – Das sind die beliebtesten Schulen der Stadt
An der Spitze der beliebtesten Schulen Norderstedts gab es in diesem Jahr einen Wechsel: Ganz oben auf der Beliebtheitsskala bei Eltern und Kindern rangiert die Willy-Brandt-Schule. Sie punktet vor allem mit der gymnasialen Oberstufe, der einzigen an einer der Norderstedter Gemeinschaftsschulen. 146 Schülerinnen und Schüler wurden angemeldet – Platz gibt es aber nur für 96.
Damit hat die Willy-Brandt-Schule in diesem Jahr knapp den bisherigen Serien-Sieger, die Gemeinschaftsschule Harksheide, von Platz eins vertrieben. 130 Kinder wünschten sich die Schule von Schulleiter Rainer Bülck besuchen zu dürfen – nur 78 konnten aufgenommen werden. Noch ist die Gemeinschaftsschule Harksheide dreizügig. In absehbarer Zeit soll es aber vier parallele Klassen im Jahrgang geben, da noch mehr Kinder erwartet werden. Dazu baut die Stadt an. Gelder sind für die Erweiterung der Schule bereits im Haushalt berücksichtigt.
Gemeinschaftsschule Harksheide: „Wir haben angefangen, neu zu denken“
„Wir haben vor geraumer Zeit angefangen, neu zu denken“, erklärt Schulleiter Rainer Bülck auf die Frage, was seine Schule so besonders macht. „Wir geben den Schülerinnen und Schülern die Möglichkeit, selbst zu entscheiden, in welchem Fach sie gerade unterrichtet werden möchten. Sie sollen so viel Eigenverantwortung wie möglich zeigen“, sagt Bülck. Zudem gibt es an der Gemeinschaftsschule Harksheide erst ab der achten Klasse Noten. Davor geben Lehrkräfte detaillierte Rückmeldungen zu den Kompetenzen der Kinder. „Wir wollen ein Kind nicht auf eine Note reduzieren. Wir wollen seine Einzigartigkeit herausstellen.“
Am wenigsten Anmeldungen lagen für die Gemeinschaftsschulen Friedrichsgabe (38) und Ossenmoorpark vor (36). Nach der Umverteilung werden dort 80 und 72 Fünftklässlerinnen und -klässler unterrichtet. „Wir haben ein Interesse daran, dass alle Standorte gut ausgelastet sind“, sagt Katrin Schmieder.
Norderstedt hat beantragt, Jahrgänge auf Vierzügigkeit zu begrenzen
Norderstedt hat beim schleswig-holsteinischen Bildungsministerium beantragt, die Jahrgänge generell auf eine Vierzügigkeit zu begrenzen. Einer der Auslöser war die akute Raumnot, unter der beispielsweise das Coppernicus-Gymnasium leidet. Würde man wie im vergangenen Jahr fünf fünfte Klassen einführen, wäre ein weiterer Klassenraum bis zum Ende der Schulzeit blockiert, sagt Sozialdezernentin Katrin Schmieder. Das wollte die Stadt vermeiden. „Wir haben ausreichend Platz. Wir müssen die Schülerinnen und Schüler nur richtig verteilen“, sagt sie.
- Schulen: Das sind Norderstedts beliebteste Schulen 2022
- Schule Norderstedt: CDU fordert das rollende Schwimmbad
- Norderstedt: Eltern auf Probe – Schüler betreuen vier Tage lang Babypuppe
Von Norderstedts Gymnasien sind traditionell das Coppernicus-Gymnasium und das Gymnasium Harksheide am beliebtesten. Zum vergangenen Schuljahr nahmen die Lernstätten 139 und 136 Kinder auf, der Jahrgang wurde fünfzügig. Diesmal wurden die Kapazitäten wieder heruntergeschraubt. Das Coppernicus-Gymnasium begrüßt im Sommer 114 neue Schülerinnen und Schüler (bei 106 Anmeldungen) und das Gymnasium Harksheide 116 Kinder (bei 145 Anmeldungen).
Bis Ende 2023 soll Coppernicus-Gymnasium Neubau bekommen
Heike Schlesselmann kann verstehen, dass die Stadt um eine ausgewogene Verteilung der Schüler in den Stadtteilen bemüht ist. „Allerdings schränkt sie damit die freie Schulwahl der Eltern ein“, sagt die Schulleiterin des Coppernicus-Gymnasiums. Norderstedt dürfe ihre Wünsche nicht einfach ignorieren und die Kinder an Schulen schicken, die Eltern bewusst nicht für sie ausgewählt hätten, weil etwa die Anbindung der öffentlichen Verkehrsmittel zu schlecht oder große Bauvorhaben für die nächsten Jahre geplant seien.
Bis Ende 2023 soll das Coppernicus-Gymnasium einen Neubau mit vier weiteren Klassenräumen bekommen. „Wir freuen uns wirklich darüber“, sagt Heike Schlesselmann. Aber auch diese zusätzlichen Räume würden nicht den künftigen Bedarf abdecken. „Alles ist im Hintertreffen. An den Schulen muss viel gemacht werden – und am besten bei allen gleichzeitig.“
Schule Norderstedt: Gymnasien bekommen mehr Zuwuchs als Gemeinschaftsschulen
Am seltensten geben Eltern und Kinder das Lise-Meitner-Gymnasium (LMG) mit 58 Anmeldungen und das Lessing-Gymnasium mit 69 Anmeldungen als Erstwunsch an. Da die Mädchen und Jungen aber gerecht verteilt werden, besuchen ab dem kommenden Schuljahr 70 Kinder das LMG und 92 das Lessing-Gymnasium. Wenn die neuen Fünftklässler keine Geschwisterkinder oder einen anderen beträchtlichen Grund haben, die angegebene Wunschschule zu besuchen, entscheidet das Losverfahren.
Insgesamt bekommen Norderstedts Gymnasien etwas mehr Zuwachs mit 392 Kindern als die Gemeinschaftsschulen mit 326.