Norderstedt. Viele Kinder werden am Mittwoch in eingeschult. Was Eltern für Ranzen, Schultüte und Schreibzeug bezahlen müssen.
- Am 30. August ist Schulanfang in Schleswig-Holstein, die Grundschulen begrüßen viele neue Erstklässler.
- Die siebenjährige Anna aus Norderstedt freut sich riesig auf den neuen Lebensabschnitt.
- Schultüte, Ranzen und Schreibutensilien dürfen nicht fehlen – das geht schnell ins Geld.
Am Mittwoch, 30. August, beginnt für Tausende Kinder in Schleswig-Holstein ein neuer Lebensabschnitt. Sie werden nämlich in die erste Klasse eingeschult. Auch die sieben Jahre alte Anna Mensch aus Norderstedt kann es kaum erwarten, endlich in die Schule zu kommen. Ihre Vorfreude sei „richtig groß“, sagt sie. Worauf sie sich am meisten freue? „Auf alles!“
Ab kommender Woche besucht sie wie schon ihre ältere Schwester Marlene (9) die Grundschule Immenhorst. Zum Schulstart durfte sie sich ihren eigenen Ranzen aussuchen. Anna hat sich für eine graue Tasche mit türkisen und pinken Kreisen und Herzen entschieden. „Die ist schön bunt“, sagt sie. Dazu gehören ein passender Turnbeutel und eine gleichfarbige Federtasche. Etwa 230 Euro hat das Set gekostet.
Einschulung: Wer mit der Familie feiern will, landet schnell bei 1.000 Euro
Fest steht: So schön und besonders die Einschulung eines Kindes auch ist – Eltern müssen zum Schulstart erst einmal tief in die Tasche greifen. Allein für Schulranzen, Federmappe, Sportkleidung und die übrige Erstausstattung kommen schnell 300 bis 400 Euro zusammen.
Dann muss natürlich noch eine Schultüte gekauft oder gebastelt – und natürlich gefüllt werden. Wer dann noch mit Verwandten in einem Restaurant feiern will, ist leicht bei 1000 Euro.
Bei dem Spielzeugladen Jumida in Henstedt-Ulzburg decken sich viele Familien zum Schulstart ein. Hier gibt es Schreibwaren, Schultüten und auch Ranzen. „Wir führen die Marken Step by Step, Ergobag, Beckmann und School Mood, das sind die beliebtesten“, sagt Inhaber Frank Schröder.
Ranzen, Federtasche und Turnbeutel „ab 250 Euro“ erhältlich
Ein „Komplettset“ mit gefüllter Federtasche und Turnbeutel sei in seinem Geschäft „ab 250 Euro“ erhältlich. Die Geschmäcker der Kinder seien in dem Alter ziemlich klar nach Geschlechtern zu unterscheiden: „Die Mädchen mögen Ranzen mit Feen, Schmetterlingen oder Einhörnern, die Jungs wollen Ninja- oder Fußballmotive“, sagt Frank Schröder.
„Um die 50 Euro“ müssten Eltern dann noch zusätzlich anlegen, für Dinge wie Schulhefte, Lineale oder Tuschkästen. „Jede Schule hat da ihre eigene Bedarfsliste.“ Die meisten Eltern kämen schon ab Januar oder Februar, um die Einkäufe für den Schulbeginn zu erledigen.
Schulstart: Im Januar beginnt Saison für Schulranzenkäufe
Auch bei Leder Freytag im Norderstedter Herold-Center beginnt im Januar „die Saison“ für Schulranzenkäufe, wie Verkäuferin T. Fleck sagt. Jetzt kämen noch „sehr vereinzelt“ Kunden, die einen Ranzen brauchen.
Bei den Marken ist es ganz ähnlich wie bei Jumida: „Gekauft werden vor allem Step by Step, Ergobag, School Mood, Beckmann und McNeill, die liegen im Trend“, so die Verkäuferin. Ein Ranzen koste „219 bis 319 Euro, durchschnittlich 269 Euro“, sagt sie. Dafür erhalte man auch bei Leder Freytag ein Set mit gefüllter Federtasche und Turnbeutel.
Ob Geburtstag, Hochzeit oder Einschulung – alles wird teurer
Sie betont noch, dass es wichtig sei, beim Kind den Ranzen genau anzupassen. „Jeder Rücken ist unterschiedlich. Der Ranzen muss in jeder Situation sitzen. Ein Kind muss damit hüpfen, laufen, und sich bücken können. Für das fachgerechte Anpassen gibt es bei uns richtige Mitarbeiter-Schulungen“, so die Verkäuferin.
Und sie ergänzt: „Leider erleben wir immer wieder, dass einige Eltern ganz ausgiebig Ranzen bei uns in der Filiale testen, um ihn dann doch so billig wie möglich im Internet zu bestellen.“
Annette Mensch war es wichtig, dass der Schulranzen ihrer Tochter Anna nicht zu schwer ist und stehen bleibt, wenn der Deckel geöffnet ist. Die Norderstedterin hat festgestellt, dass es für viele wichtige Anlässe im Leben inzwischen einen Preisaufschlag in den Geschäften gibt – sei es für Hochzeiten, Geburtstage oder eben Einschulungen. „Die Menschen sind bereit, das Geld zu zahlen, weil es um Ereignisse geht, die man eben nur einmal im Leben erlebt“, sagt sie.
Anna bekommt selbst gebastelte Schultüte zur Einschulung
Anna ist schon ganz aufgeregt, wenn sie nächste Woche ihre Schultüte bekommt. Ihre Tante hat sie selbst gebastelt. Sie ist türkis-blau – das ist Annas Lieblingsfarbe. Außerdem hat sie sich einen Regenbogen und ihren Namen auf der Tüte gewünscht. „Meine Schwester macht das aus Leidenschaft“, sagt Annette Mensch. Sie findet es schade, wenn es nur noch darum geht, wer die schönste Schultüte hat.
Zu den typischen Materialkosten für Tuschkasten, Pinsel und Kittel von rund 100 Euro kommen Ausgaben für zwei Paar Hausschuhe hinzu – ein Paar für den Klassenraum, eins für den Hort. Für den Sportunterricht benötigt Anna außerdem Turnschuhe. „Für zwei Kinder brauche ich also sechs Paar Schuhe. Und die Mädchen wachsen ja noch“, sagt Annette Mensch.
Kreisverkehrswacht rät von „Elterntaxis“ ab
Trotz der erheblichen Kosten, die auf Eltern mit dem Schulbeginn zukommen, freut sich die 37-Jährige sehr auf die Einschulung ihrer Tochter. „Das wird ein spannender, aufregender Tag. Das ist ein großer Schritt im Leben eines Kindes. In der Kita bekommen Eltern noch viel mit, in der Schule werden die Kinder viel selbstständiger“, sagt Annette Mensch. Annas großen Tag verbringen sie mit der ganzen Familie im Garten.
Mit der Einschulung ihrer Kinder beschäftigt viele Eltern nicht zuletzt das Thema Verkehrssicherheit. Dazu hat auch die Polizei im Kreis Segeberg einige Ratschläge veröffentlicht.
Harald Poppe, Geschäftsführer der Kreisverkehrswacht, sagt: „Wir bitten Eltern dringend, auf Elterntaxis zu verzichten. Kinder sollten den Schulweg soweit wie möglich zu Fuß gehen – am Anfang natürlich in Begleitung Erwachsener. Denn nur so bekommen sie ein Gefühl für die Gefahren im Straßenverkehr und lernen, mit diesen umzugehen.“
Tipp: Schulweg sollte schon vor Schulbeginn ausgekundschaftet werden
Poppe rät dazu, den Schulweg mit den Kindern schon vor Schulbeginn auszukundschaften, also den Weg immer wieder gemeinsam zu gehen. Ab Schulbeginn könne man den Weg dann zu Fuß gemeinsam gehen. „Das können natürlich auch die Großeltern machen. Oder man bildet Gruppen mit anderen Eltern“, sagt Harald Poppe.
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Wann Kinder den Weg allein gehen können, lasse sich nicht pauschal sagen. „Das hängt sehr von der individuellen Entwicklung ab. Manche können das schon mit 6, 7 Jahren, andere sind mit 10 noch nicht so weit. Das müssen die Eltern einschätzen.“
Einschulung: Verschlechterte Koordinationsfähigkeit bei vielen Kindern
Wenn der Schulweg etwas länger ist, spreche nichts dagegen, ihn mit dem Fahrrad zurückzulegen. Aber natürlich müssten auch hier Erwachsene die Kinder begleiten. Poppe, der 20 Jahre lang als Präventionslehrer bei der Polizei Fahrradprüfungen abgenommen hat, stellt bei vielen Kindern eine verschlechterte Koordinationsfähigkeit fest.
„Ich vermute, das liegt daran, dass sich Kinder weniger bewegen als früher“, sagt er. Anders sei es bei Kindern, die regelmäßig Sport machen. Wer seinen Kindern also etwas Gutes tun will, sollte sie also in einen Verein schicken – das stärke die Kinder auch in Sachen Verkehrssicherheit.
Um den Schulweg muss sich Annette Mensch nicht allzu viele Sorgen machen. Tochter Anna muss nur über die Straße gehen, schon ist sie da. Trotzdem wünscht sich die Siebenjährige, anfangs noch begleitet zu werden. „Anna hatte bereits eine Schnupperstunde bei ihrer Klassenlehrerin und war schon im Hort. Die Kinder haben sich und das Gebäude schon kennengelernt. Das gibt mir ein gutes Gefühl.“