Norderstedt. Hochschulreife: Die erfolgreichsten Schülerinnen und Schüler der Stadt berichten über ihre Pläne und Wünsche für die Zukunft.
Ärzte sind knapp. Vor allem auf dem Land. Das wollen einige Abiturientinnen und Abiturienten ändern. Jedenfalls die, die jetzt vom Rotary Club Norderstedt für ihre Bestnoten an den Norderstedter Gymnasien und am Berufsbildenden Zentrum mit Urkunde, dotiert mit 250 Euro, feierlich ausgezeichnet wurden.
Beispielsweise Linux Mades vom Lise-Meitner-Gymnasium. „Ich kann mir gut vorstellen, Landarzt zu werden“, sagte der 19-Jährige. Arzt auf dem Land, das sei eine große Aufgabe, brauche aber auch viel Erfahrung. Er hat sich bewusst für ein G-9-Gymnasium entschieden, gönnte sich also im Gegensatz zu den G-8-Gymnasiasten ein Jahr mehr Schulzeit. Und belohnte sich mit dem Notendurchschnitt 1,0: „Es war mein Ziel, richtig gut zu sein, weil man mit einer Bestnote beste Auswahlmöglichkeiten hat.“
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Linux engagiert sich auch im sozialen Bereich, war Jahrgangssprecher, hat Mitschülerinnen und Mitschülern stets geholfen und beim SV Friedrichsgabe den Tischtennis-Nachwuchs trainiert: „Man darf das Sozial-Gesellschaftliche nicht vernachlässigen.“ Besonders habe ihn neben Latein und Sport die Philosophie interessiert: „Sehr spannend ist der Gottesbeweis, das Finden einer wissenschaftlichen Linie, um Gott nachzuweisen“. Ab Oktober studiert Linux Mades Medizin in Lübeck mit dem Ziel, Notarzt zu werden. Und dann – Landarzt.
Zur kommenden Ärzteschaft will auch Celine Rose Eslami gehören. Die 17-Jährige bestand ihr Abitur am Lessing-Gymnasium mit 1,0. Vor dem Medizin-Studium nimmt sie sich ein Jahr zum Innehalten, zum Reisen per Zug durch Europa und will das Pflege-Praktikum für ihr Medizin-Studium absolvieren: „Medizin ist eine Kombination aus Hilfe für die Menschen und wissenschaftlicher Arbeit“.
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Auch sie war sozialpolitisch engagiert, hat die Nachhaltigskeitswoche mit dem Thema Minimierung des Plastikverbrauchs an ihrer Schule mitorganisiert, war im Kinder- und Jugendbeirat und will auch weiterhin politisch aktiv sein. Ihre Schulzeit hat sie mit einer „Kombination aus Disziplin und Motivation“ gemeistert. Ihre gesellschaftlich-politische Motivation schöpft sie schon aus ihrer Herkunft. Ihre Mutter war im Iran Ärztin, ihr Vater studierte Maschinenbau in Deutschland. „Ich bin zuversichtlich, dass die Revolutionsbewegung im Iran siegen wird“, sagt Celine.
Auch Pia Riede, die ihr Abitur mit 1,0 am Harksheider Gymnasium bestand, will Medizin studieren. Möglichst schon ab dem Herbst-Semester: „Ich bin wissenschaftlich sehr interessiert und möchte für die Menschen arbeiten, Medizin ist eines der wenigen Fächer mit Realbezug.“
Soziales und gesellschaftliches Engagement ist ihnen wichtig
Pia Riede erhält auch den Sozialpreis der Rotarier, der ebenfalls mit 250 Euro dotiert ist. Sie hat sich als Schülersprecherin und Schulsanitäterin für ihre Mitschülerinnen und Mitschüler eingesetzt, Arbeitsgemeinschaften geleitet und die Initiative Courage am Harksheider Gymnasium gegründet, ein Netzwerk gegen Rassismus. Und sie ist gegen Widerstände mutig angegangen, indem sie beispielsweise die Fortbildung für Lehrkräfte forderte.
Medizin wollte auch Yvonne Lahme studieren, lässt sich aber ab Oktober erst einmal drei Jahre zur Notfallsanitäterin ausbilden. Die 19-Jährige schaffte am Berufsbildenden Zentrum ein Einser-Abitur und hat schon mehrere Praktika auf Rettungswagen und in der Rettungswache absolviert: „Man trifft unverhofft viele Menschen in ganz speziellen Situationen und muss ganz schnell reagieren, das bewegt mich sehr, und ich empfinde es als Berufung.“
Durch die Welt reisen und sich über die Zukunft Gedanken machen
In der Schule interessiere sie sich vor allem für Philosophie, Gesundheit und Sport. Ihr Traum war es, Chirurgin zu werden, doch als Notfallsanitäterin müsse sie keine Routine-Arbeiten machen. Die Philosophie habe ihr neue Perspektiven auf ihre eigenen Werte gegeben.
Mathilda Engelhardt indes will mit ihrem 1,0-Abitur wahrscheinlich Physik in Berlin studieren mit dem Ziel, Forscherin zu werden. Genau entscheidet die Absolventin des Harkheider Gymnasiums das in den nächsten zwölf Monaten, in denen sie erst einmal mit Freundinnen und Freunden auf „Work and Travel“ durch Japan geht.
„Physik ist besonders spannend, weil es den grundlegendsten Phänomenen unserer Zeit auf den Grund geht, und außerdem lernt man im Physik-Studium, lösungsorientiert zu arbeiten und Probleme strukturiert anzugehen“, schreibt Mathilda Engelhardt per E-Mail, da sie wegen Krankheit an der Rotary-Urkundenverleihung nicht teilnehmen konnte.
Familien sind stolz auf ihre Kinder
Auch Mathilda Engelhardt hat die AG Courage am Harksheider Gymnasium mitgeleitet. Sie ist ehrenamtliche Ju-Jutsu-Trainerin, liest feministische, anti-rassistische und gesellschaftskritische Literatur, spielt Klavier und macht gern lange Radtouren.
Am Berufsbildenden Zentrum bestand Felix Fiete Marinus Steenbuck sein Einser-Abitur. Der 19-Jährige aus Henstedt-Ulzburg wird ebenfalls mit dem Sozialpreis der Rotarier ausgezeichnet: „Soziales Engagement ist für mich selbstverständlich.“ Er war Schulsanitäter, leitete die Schulbücherei, ist im Kinder- und Jugendparlament aktiv.
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Sein großes Interesse ist die Volkswirtschaft, und folgerichtig studiert er ab April Zentralbankwesen an der Hochschule der Deutschen Bundesbank. Bis April will er bei der Tafel ehrenamtlich arbeiten. Aber erst einmal geht er bis September auf Tour durch Nordeuropa.
Arzt, Forscherin oder Banker werden
Auf Tour geht auch Almi Dibra, aber gen Süden und auf einen anderen Kontinent. Der 18-Jährige legte das Abitur mit 1,0 am Coppernicus-Gymnasium ab und tourt jetzt ein Jahr lang quer durch Lateinamerika: „Ich will mein Spanisch vertiefen und meine Zukunft überdenken und planen.“
Sprache, Literatur, Literatur-Analysen und Geschichte seien seine großen Interessensgebiete. Zudem will er schreiben. Seine Eltern flohen mit ihm aus Albanien, wo sein Vater politisch verfolgt wurde. Seine Familie sei stolz auf ihn, dass er das Gymnasium mit einem so herausragenden Abschluss geschafft habe.
Ihr Spanisch will auch Luise Bein vervollkommnen. Die 17-jährige Abiturientin bestand das Abitur am Lessing-Gymnasium mit 1,0, und macht jetzt ein freiwilliges soziales Jahr in Spanien. Auch sie will die Zeit nutzen, um herauszufinden, welchen Beruf sie wählen will. Erst einmal aber heißt es für sie: weg!
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Luise ist politisch interessiert, verfolgt den Krieg Russlands gegen die Ukraine genau, informiert sich intensiv über Deutschlands Rolle im Kolonialismus und kennt sich intensiv in der Theater-Geschichte aus. Sie spielt hervorragend Geige und erhielt im Dezember den Musikpreis des Lessing-Gymnasiums.
Stark beeindruckt von diesem „guten Jahrgang“ zeigte sich Philipp Leuchtenberger, derzeitiger Präsident des Rotary Clubs Norderstedt, und fand die Zustimmung wohl aller Rotarier.