Hardebek. Marten Verch weiß alles über Tee. Im Kreis Segeberg will er erstklassige Sorten anbauen und damit eine Marktlücke füllen.
- Tee aus dem Kreis Segeberg soll ein Renner werden.
- Teebauer Marten Verch will nur die besten chinesische Tees anbauen.
- In Hardebek wird weißer, grüner und schwarzer Tee produziert.
Tee wird traditionell in tropischen oder subtropischen Gebieten angebaut, weil die Bedingungen dort optimal sind. In Norddeutschland sind die Bedingungen eher nicht so gut. Marten Verch will es aber trotzdem wissen: Er ist ein ausgewiesener Experte in Sachen Tee und unternimmt den ehrgeizigen Versuch, Tee im Kreis Segeberg anzubauen. Er will spätestens in zwei oder drei Jahren seine erste Tasse Segeberg-Tee genießen.
Wer sich seinen Tee selbst ziehen will, der muss schon eine gehörige Portion Optimismus an den Tag legen. Marten Verch (33) gehört in diese Liga – er hat eine Vision: „Tee“, so sagt er voller Selbstbewusstsein, „kann auch hier gedeihen.“ Probiert hat es bisher noch niemand, aber er ist sich ziemlich sicher, dass es klappt.
Tee aus dem Kreis Segeberg soll eines Tages ein Renner werden
Er kennt sich aus: Der angehende Teebauer aus Hamburg, dessen Elternhaus in Hasenkrug steht, hat eine Ausbildung als Groß- und Außenhandelskaufmann in einem Teehandel absolviert und gibt inzwischen Workshops rund um den Tee. Auch Gin-Seminare gibt der Rundum-Genießer in Hamburg und Umgebung..
Der Ehrgeiz, seinen eigenen Tee zu produzieren, hat ihn schon früh gepackt. Im vergangenen Jahr hat er sich in der französischen Bretagne 200 Pflanzen besorgt. Neun Euro pro Stück. Ein Großteil der Pflanzen ist aus Samen gezogen, die aus der einstigen Teehochburg Georgien stammt, wo zu Hochzeiten des dortigen Anbaus unter anderem Tees produziert wurden, die dem chinesischen Keemun nachempfunden waren.
Die Pflanzen in Hardebek gehören zu den berühmtesten chinesischen Teesorten
Wenn schon Tee aus Holstein, dann aber auch gleich das ganz große Kino: Keemun ist ein schwarzer Tee aus China mit einem weinartigen und fruchtigen Geschmack, der zu den „zehn berühmtesten chinesischen Tees“ gehört. Klein kann jeder, aber Marten Verch hat eben Ehrgeiz und große Ziele...
Mit Unterstützung seiner Eltern brachte Marten Verch seine bretonischen Pflanzen im vergangenen Oktober in den Boden. Wohl wissend, dass der Winter 2022/23 den jungen Pflanzen schwer zu schaffen machen könnte. Aber es ist (fast) alles gut gegangen. Mindestens 80 Prozent der Teepflanzen haben überlebt. Manche sahen anschließend mickerig aus, bekamen aber im Laufe des Frühjahrs und Sommers neue Triebe und Blätter.
Erst bei der Verarbeitung wird festgelegt, welche Sorten produziert werden
Ansonsten ist das Klima in Schleswig-Holstein offenbar gar nicht so ungeeignet: „Wir haben in der Regel milde Winter und auch milde Sommer. „Bedingt durch die Nähe zu Nord- und Ostsee ist die Luftfeuchtigkeit relativ hoch.“ Marten Verch ist also guter Hoffnung, dass er eines Tages seinen Tee aus Hardebek schlürfen kann.
Grünen und schwarzen Tee soll aus den Pflanzen, die auf dem Demeter-Hof Johanneskamp angebaut sind, gewonnen werden. Welche Sorten daraus werden, kann Marten Verch heute noch nicht sagen. Aus einer Züchtung kann sowohl weißer, grüner und schwarzer Tee produziert werden – die Unterscheidung findet erst bei der Verarbeitung statt.
In Deutschland wird nur wenig Tee angebaut
Aber eins weiß er jetzt schon ganz genau: „Wenn dieses Experiment gelingt, dann baue ich Tee in einem größeren Stil an.“ Sein jetziges Projekt betrachtet er noch als „Feldforschung“, um herauszufinden, welche Pflanzen auf dem Boden in Hardebek am besten gedeihen.
Sollte das Experiment gelingen, wäre Marten Verch der Teebauer, dessen Felder am weitesten nördlich liegen. Überhaupt gibt es in Deutschland nur wenige, die sich am Tee versuchen. Zwei Teebauer weiter im Süden Deutschlands und ein paar, die Teepflanzen eher in Töpfen ziehen. Mehr gibt es offenbar nicht. Deutschland mag zwar durchaus ein Land der Teegenießer sein, aber von einem Teeanbauland ist es noch weit entfernt.
In zwei Jahren sollen die heutigen Setzlinge zehn Gramm Tee abwerfen
Selbst in Ostfriesland, wo das Teetrinken einen unbedingten Kultstatus genießt, wird kein Tee angebaut. Der berühmte Ostfriesentee entsteht aus einer besonderen Mischung von importierten Teesorten. Als Teekenner hat Marten Verch eine hohe Achtung vor der ostfriesischen Teekultur.
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Bis zur Ernte können noch einmal zwei Jahre vergehen – je nachdem, wie die nächsten Winter ausfallen. Aber spätestens 2025 sollen aus den kleinen Setzlingen hüfthohe Teepflanzen mit einem jeweiligen Ertrag von zehn Gramm Tee pro Jahr abwerfen, etwa zwei Kilogramm hochgerechnet auf das ganze Feld. Zwei Blätter und eine Knospe („two leaves and a bud“), manchmal auch drei Blätter und eine Knospe werden zu Tee verarbeitet.
So bereitet Marten Verch seinen Chinatee zu
Einmal in der Woche kommt Marten Verch von Hamburg nach Hardebek, um nach seinen Pflanzen zu sehen. Gelegentlich schauen auch seine Eltern aus dem benachbarten Hasenkrug vorbei, um bei Bedarf zu wässern. Verwöhnen will der Teeexperte seine Pflanzen nicht. „Je weniger gegossen wird, desto tiefer die Wurzeln“, sagt er. „So werden die Pflanzen auch widerstandsfähiger.“
Natürlich ist Marten Verch auch privat ein leidenschaftlicher Teetrinker. Fünf bis sechs Tassen pro Tag müssen schon sein. Am liebsten ein Dian Hong aus China, der als „rundum sanft und aromatisch“ beschrieben wird. In China, das weiß Marten Verch, bereiten die Kenner ihn mit viel Tee und wenig Wasser zu. „Es gibt aber viele Möglichkeiten, um den Geschmack zu beeinflussen“, sagt der Teekenner. Bei der Zubereitung benutzt er gerne eine Teekanne mit Siebeinsatz.