Bad Segeberg. Im Indian Village neben der Kalkbergarena ist „Karl Mays Traumwelt“ zu sehen. Was es dort alles zu entdecken gibt.
Pierre Brice und Lex Barker haben sich als Filmhelden unsterblich gemacht: Als Winnetou und Old Shatterhand sind sie bei Karl-May-Fans und -Kennern bis heute allgegenwärtig. Wer mit ihnen auf Tuchfühlung gehen will, hat dazu am Rande der Segeberger Karl-May-Spiele Gelegenheit. „Karl Mays Traumwelt“ heißt eine Ausstellung, die bis zum 31. August im Indian Village direkt neben dem Open-Air-Arena in Bad Segeberg zu sehen ist.
Wem die Aufführungen der Karl-May-Spiele nicht reichen, der kann gleich nebenan ein wenig Wild-West-Luft schnuppern und im Indian Village in die Zeit um 1870 eintauchen. Hier ist eine Westernstadt mit all den typischen Merkmalen jener Zeit entstanden: Barbershop mit Drugstore, General Store, ein Sheriffbüro mit dazugehörigem Gefängnis und natürlich ein Saloon, in dem neben einem Klavier auch einige Tische stehen, an denen sich die Karl-May-Besucher gemütlich niederlassen können.
Im Indian Village wird die Traumwelt von Karl May lebendig
Im Nebraska-Haus ist die Dauerausstellung „Die Welt der Indianer“ mit einigen wertvollen Exponaten zu sehen. Zu sehen sind unter anderem ein über hundert Jahre alter Rohhaut-Zylinder für eine Federhaube, perlenbestickte Kinder-Mokassins und ein Steinpfeil der Plains-Indianer aus der Zeit um 1900.
All das gibt es schon seit Jahren, um den Besuchern einen rundum-sorglos und allumfassenden Karl-May-Tag zu bieten. Neu ist eine Ausstellung im gegenüber liegenden Karl-May-Haus, die sich speziell der Geschichte der Segeberger Karl-May-Spiele widmet. Plakate, Requisiten und manche Raritäten lassen die Traumwelt des deutschen Schriftstellers für die Besucher lebendig werden.
Im Mittelpunkt steht eine detailgetreue Nachbildung der Kalkberg-Arena
Die niederländische Designerin Elian Hartsuijker, deren Atelier „HerzZucker“ in Fahrenkrug steht, hat im Fundus der Karl-May-Spiele geforscht und auf diese Weise mit Unterstützung der professionellen Karl-May-Experten der Kalkberg GmbH eine interessante Ausstellung konzipiert. Besucher wird hier eine Fülle von Details aus 70 Jahren Segeberger Karl-May-Geschichte geboten.
Im Mittelpunkt steht ein Modell der Freilichtbühne mit den aktuellen Kulissen, Zuschauerrängen, kleinen Figuren und sogar den Gebäuden hinter der Bühne. Das große Theater wurde per Drohne vermessen und anschließend als 3D-Modell im Maßstab 1:64 nachgebaut.
Theatermodell nutzt Regisseur für Stellproben mit Schauspielern
Das ist keine Spielerei, sondern erfüllt einen ganz besonderen Zweck: Bevor die offiziellen Proben im Theater beginnen, probiert der jeweilige Regisseur einzelne Szenen im Kleinen. Seit 2014 gibt es dieses Modell, das jetzt erstmals der Öffentlichkeit gezeigt wird.
„Unser jetziger Regisseur Nicolas König hat das Stück hier durchgespielt und den Schauspielern anhand des Modells gezeigt, wie sie stehen und gehen müssen“, sagt Michael Stamp, Mediensprecher der Karl-May-Spiele und Autor der Bühnenfassungen seit gut 25 Jahren. „Das findet jeweils in unserem Besprechungsraum statt.“
Auf Knopfdruck erklärt Joshy Peters Wissenswertes über die Karl-May-Bühne
Damit haben die Karl-May-Spiele aus der Not eine Tugend gemacht: Zu Beginn der Proben kann das Freilichttheater noch nicht betreten werden, weil dort die Konzertbühne abgebaut wird. Derweil also machen die schauspieler „Trockenübungen“ anhand des Modells.
Der Clou des Modells: Wer auf einen Knopf unterhalb der Glasscheiben drückt, lässt die Stimme des langjährigen Karl-May-Schauspielers Joshy Peters erklingen. Er erklärt mit markanter Stimme Wissenswertes über die Bühne und die Karl-May-Spiele, so oft es von den Besuchern gewünscht wird.
Beatrice Richter hat 2008 das bisher aufwendigste Kostüm getragen
Im Fundus der Karl-May-Spiele hat Elian Hartsuijker einige Exponate gefunden, die bei Fans sicher Erinnerungen hervorrufen. Zum Beispiel eines der aufwendigsten Kostüme, die in der hauseigenen Schneiderei jemals hergestellt wurden: Beatrice Richter hat es 2008 als Gaststar im Stück „Winnetou und Old Firehand“ in ihrer Rolle als Schriftstellerin Rosmatilda Poltermann getragen. Oder das Kostüm, das einst Pierre Brice als Winnetou in Bad Segeberg getragen hat. Etwas verschlissen schon, aber immer noch edel und ansehnlich.
Nicht aus der eigenen Werkstatt, aber trotzdem interessant ist das Original-Kostüm von Old Shatterhand alias Hollywood-Star Lex Barker aus den berühmten Verfilmungen der Karl-May-Geschichten. Wie es nach Bad Segeberg gekommen ist, kann Michael Stamp nur vermuten: Möglicherweise hat es Christopher Barker der Kalkberg GmbH übergeben. Lex Barkers heute 63 Jahre alter Sohn, spielte 1992 und 1993 auf der Freilichtbühne in Bad Segeberg die Film-Rolle seines Vaters, Old Shatterhand. Heute ist er als Immobilienmakler tätig.
Ausgestellt sind das erste Textbuch von 1952 und Karl Mays Original-Schreibset
Außerdem zu sehen: Das erste Textbuch der Karl-May-Spiele aus dem Jahre 1952, eine erste illustrierte Erzählung von Karl May aus dem Jahre 1908, die „Silberbüchse“ Winnetous, die unheimliche Büffelmaske vom „Geist des Llano Estacado“, eine handgeschriebene Postkarte von Karl May, gespendet vom Segeberger Karl-May-Experten und -Archivar Ekkehard Bartsch, Bilder seiner Reisen und ein antikes Schreibset, mit dem der Schriftsteller um 1900 im Orient unterwegs war.
Auch ein Handabdruck von Pierre Brice ist zu sehen. Oder die ausgehöhlte Bibel, in der Christian Kohlund 2014 als falscher Priester Burton eine Waffe transportierte. Damals wurde „Unter Geiern - der Geist des Llano Estacado“ gespielt. In zehn Vitrinen sind Exponate zu sehen, die einen Einblick in die Geschichte der Segeberger Karl-May-Spiele geben. Dazu gibt es viele Textinformationen, die auf den Glaswänden abgedruckt sind.
Alle Plakate aus 70 Jahren Karl May und eine „Wall of Fame“ im Außengelände
Die Zeitreise geht außerhalb des Karl-May-Hauses weiter: Hier sind alle Plakate aus 70 Jahren Karl May in Bad Segeberg in Nachdrucken zu sehen. Die Fotos von vielen prominenten Gaststars hängen an der „Wall of Fame“. So mancher Betrachter wird sich wundern, wer hier in der Vergangenheit gespielt hat.
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Übrigens sind viele historische Plakate auch rund um die Kalkberg-Arena zu sehen: Von der Innenstadt bis zum Kalkberg hängen jeweils vier Plakat-Motive auf 36 wetterfesten Aluminiumtafeln. Sie bilden eine interessante Verbindung zwischen dem Freilichttheater und der Innenstadt.
So haben sich die Aufführungen im Laufe der Jahrzehnte verändert
Die Plakate zeigen, wie sich die Karl-May-Spiele im Laufe der Jahrzehnte verändert haben. Anfangs dominierte noch reines Sprechtheater – und die Plakate wirkten eher schlicht und abstrakt. Schauspieler wurden noch nicht abgebildet. Später entwickelten sich die Spiele zu dem, was sie heute sind: eine spannende Mischung aus Action, Romantik, Komik und Feuerzauber mit prominenten Hauptdarstellern.
In den frühen Jahren gestaltete der Bad Segeberger Kunstlehrer Gerhard Güntzel die Motive, später übernahm Illustrator Graham Reynolds diese Aufgabe. Auf ihn folgte für mehr als ein Vierteljahrhundert Renato Casaro, der Weltstar unter den Plakatkünstlern. Seit 2022 entwirft der junge Künstler Samson Goetze aus Schleswig-Holstein die Plakate für die Karl-May-Spiele
Die Ausstellung im Indian Village ist bis zum 31. August jeweils donnerstags bis sonntags von 10 bis 20 Uhr, sonntags von 10 bis 18 Uhr zu sehen. Besucher mit Eintrittskarten für die Karl-May-Spiele haben freien Eintritt, alle anderen müssen an der Kasse 2,50 Euro zahlen.