Bad Segeberg. Zig Autos parken während der Karl-May-Spiele unerlaubt im Wohngebiet. Anwohner sind verärgert – und können sich nun wehren.

Mehr als 400.000 Zuschauerinnen und Zuschauer besuchen jährlich die Karl-May-Spiele in Bad Segeberg. Während der Saison von Ende Juni bis Anfang September herrscht oft Ausnahmezustand in der Stadt: Je näher man dem Freilichttheater kommt, desto länger werden die Staus und desto mehr Autos kreisen durch die Wohngebiete auf der Suche nach Parkplätzen.

Obwohl der Veranstalter extra ein neues Parkleitsystem mit vier großen und vor allem kostenfreien Parkplätzen in der Umgebung eingeführt hat, um die Anwohner des Kalkbergs zu entlasten, suchen viele Autofahrer immer noch nach einer praktischeren Lösung. Um sich einen Fußweg von mehreren Hundert Metern zu sparen, kurven sie in der Altstadt herum und stellen ihren Wagen in den kleinen Gassen dreist auf Parkplätzen ab, die zu den Anwohnern gehören, oder parken ihre Einfahrten zu.

Mehr als 400.000 Menschen kommen jährlich zu den Karl-May-Spielen nach Bad Segeberg. Viele von ihnen fahren mit dem Auto zum Kalkberg.
Mehr als 400.000 Menschen kommen jährlich zu den Karl-May-Spielen nach Bad Segeberg. Viele von ihnen fahren mit dem Auto zum Kalkberg. © dpa | Jonas Walzberg

Karl-May-Spiele: Falschparker können kostenfrei per App abgeschleppt werden

Viele Segeberger sind genervt von den Falschparkern. Zum äußersten Mittel griffen sie bisher aber selten. Denn einen Abschleppdienst zu rufen und das fremde Auto von ihrem Parkplatz entfernen zu lassen, kostete sie nicht nur Nerven, sondern zunächst auch ihr eigenes Geld. Wer abschleppen lässt, muss in Vorkasse gehen. Die Kosten von rund 300 Euro vom Parksünder zurückzuerhalten, kann indes einen langen, juristischen Kampf nach sich ziehen.

„Die Hemmschwelle war bisher zu groß“, sagt Jan-Henrik Beckmann, Inhaber des Segeberger Abschleppdienstes Reimers. Das könnte sich dank einer App nun aber ändern. Ein Kieler Unternehmen hat 2019 „Parknotruf“ ins Leben gerufen. Mithilfe der mobilen Anwendung können genervte Anwohner ganz einfach und kostenfrei Autos vor ihrer Haustür abschleppen lassen.

Parksünder im öffentlichen Raum können nicht zur Rechenschaft gezogen werden

„Es geht nicht darum, durch die Stadt zu laufen und Falschparker anzuschwärzen. Es geht nur um die eigenen Parkplätze“, erklärt Beckmann, dessen Abschleppdienst in Bad Segeberg seit Kurzem mit der App kooperiert. Damit wird selbst ernannten Hilfssheriffs der Wind aus den Segeln genommen. Nutzer der Abschlepp-App können nur Fahrzeuge von ihren privaten Parkplätzen, sei es zu Hause oder auf dem Firmengelände, melden – nicht etwa Falschparker im öffentlichen Raum.

„Der eigene Parkplatz muss in der App registriert werden“, sagt Beckmann zum Ablauf. Dann können Anlieger Fotos auf Parknotruf hochladen und den Abschleppvorgang mit dem Handy auslösen. Mehr müssen sie nicht machen. In Bad Segeberg wird dann automatisch das Abschleppunternehmen von Jan-Henrik Beckmann beauftragt und setzt sich in Bewegung. Die Abwicklung und Kosten übernimmt der App-Betreiber, der sich selbst als „Ihr persönlicher Parkplatzwächter“ bezeichnet, und berechnet diese an den Falschparker weiter.

Abschleppen per App: Bisher hat es vier Falschparker erwischt

„Die Hemmschwelle wird geringer, weil das Abschleppen für den Melder nicht mehr mit Kosten verbunden ist“, vermutet Beckmann. Er stellt das Auto des Falschparkers in einiger Entfernung auf öffentlichen Parkplätzen ab. Den Standort erfährt der Fahrzeughalter nur, wenn er die Abschleppkosten bei Parknotruf bezahlt. Diese Information gibt es nicht mehr wie üblich von der Polizei.

Bisher hat Beckmann vier Autos in Bad Segeberg abgeräumt, nachdem er den Auftrag per App erhalten hatte. Sie standen nicht alle im Zusammenhang mit den Karl-May-Spielen. Er ist überzeugt davon, dass in Zukunft durch das bequeme Melden mit wenigen Fingertipps noch mehr Falschparker in der Stadt zur Rechenschaft gezogen werden.