Kreis Segeberg. Wiedergutmachung vor Gericht: Seniorin fiel erst auf windigen Anlageberater und dann auf einen fiesen Geldeintreiber herein.

Die gute Nachricht vorweg: Eine Seniorin aus dem Kreis Segeberg, die einem vorbestraften Serienbetrüger 7000 Euro anvertraute, hat ihr Geld bis auf den letzten Cent zurückerhalten. Allerdings musste die 81-jährige acht Jahre lang auf die Rückzahlung warten.

Erst kurz vor Beginn eines drohenden Strafprozesses im Kieler Landgericht überwies der Angeklagte (57) die letzte Rate seiner Wiedergutmachung. Auch die ihm auferlegte Geldbuße von 2000 Euro an eine gemeinnützige Einrichtung hatte er schließlich abbezahlt. Nun erst stellte die Berufungskammer das Verfahren endgültig ein.

Landgericht Kiel: Serienbetrüger zockt 81-Jährige ab – und zahlt alles zurück

Die Wurzeln des jetzt abgeschlossenen Falles reichen zurück bis ins Jahr 2005: Drei Jahre vor dem Höhepunkt der internationalen Finanzkrise florierten die Aktienmärkte. Innerhalb eines Jahres stieg der DAX um stolze 27 Prozent. Damals überließ die wohlhabende Seniorin 30.000 Euro einem windigen Finanzmakler, der hohe Gewinne versprach. Angeblich verlor dieser aber dann das ganze Geld an der Börse.

Der Verlust schmerzte nachhaltig. Als die Seniorin zehn Jahre später ihren Schmuck verkaufen will, erzählt sie dem Händler die Geschichte – und lässt sich von ihm einen „Geldeintreiber“ vermitteln. Jetzt kommt der Angeklagte ins Spiel: Der 57-jährige Betrüger stellt sich ihr als Mitarbeiter eines international erfolgreichen Inkasso-Unternehmens vor.

Betrüger versprach Wiederbeschaffung des Börsenverlustes

Für ihn sei die Wiederbeschaffung der 30 000 Euro ein Klacks, gaukelt der Mann ihr im Frühjahr 2015 vor. Und kassiert vorab 7000 Euro für seine Dienste. „Man soll schlechtem Geld kein gutes hinterherwerfen“, rät ein Sprichwort. Dem langen Atem der Justiz verdankt die Zeugin, dass sie trotz Nichtbefolgung dieser Weisheit am Ende wenigstens ihre 7000 Euro wieder auf dem Konto hat.

Seit dem ersten Strafprozess im November 2020 vor dem Amtsgericht Bad Segeberg schweigt der Serienbetrüger zu den Vorwürfen. Pech für den Angeklagten: Er hatte die Telefonnummer der Geschädigten auf dem Handy gespeichert. Auch deshalb glaubte der Amtsrichter der Zeugin, die den Angeklagten vor Gericht identifizierte.

Amtsgericht Bad Segeberg verhängte milde Geldstrafe

Der Richter verurteilte den vielfach vorbestraften Serientäter in erster Instanz wegen Betrugs zu 2000 Euro Geldstrafe (50 Tagessätze á 40 Euro). Der prominente Hamburger Strafverteidiger des Angeklagten, Uwe Maeffert (80), legte ebenso Rechtsmittel gegen das Urteil ein wie die Kieler Staatsanwaltschaft.

Deshalb verhandelte eine Berufungskammer des Landgerichts erneut den Fall. Sie stellte das Strafverfahren im Jahr 2021 erstmals vorläufig ein – gegen Rückerstattung der vollen Schadenssumme plus 2000 Euro Geldbuße an eine gemeinnützige Einrichtung. Weil der Angeklagte mit den Raten in Verzug kam, setzte die Kammer für diese Woche einen weiteren Prozesstermin an.

Serienbetrüger drohte Haft – da knickte er ein

Nun drohte dem seit 1989 als Betrüger bekannten Wiederholungstäter eine Freiheitsstrafe. Wie ein Sprecher des Kieler Landgerichts gestern auf Nachfrage bestätigte, hat der Angeklagte kurz vor dem geplanten Prozessbeginn die letzte Rate überwiesen. Danach habe man das Verfahren doch noch unter Herstellung des Rechtsfriedens abgeschlossen.