Henstedt-Ulzburg. Schülerin aus Norderstedt ging mit Bundestags-Stipendium in die USA. Sie findet neue Freunde, erlebt aber auch Schattenseiten.
Seit rund drei Wochen ist Lilly Gönel wieder zu Hause in Norderstedt. Aber so richtig angekommen ist sie noch nicht. Die 17-Jährige hat die vergangenen zehn Monate in den USA verbracht. Gedanken formuliert sie oft noch auf Englisch statt auf Deutsch. „Es war sehr, sehr gut“, sagt die Schülerin und lächelt mit einem breiten Grinsen.
Das Parlamentarische Patenschafts-Programm (PPP) des Deutschen Bundestages hat es Lilly ermöglicht, das amerikanische Leben kennenzulernen. Rund 300 Bundestagsabgeordnete haben die Chance, Schülerinnen und Schüler zwischen 15 und 17 Jahren auf eine Highschool in den Staaten zu schicken. Ältere Stipendiaten bis 24 Jahre können ein College besuchen und anschließend ein halbes Jahr ein Praktikum in einem amerikanischen Betrieb absolvieren.
USA: Zehn Monate amerikanisches Leben in Ohio
Lilly Gönel wurde vom SPD-Bundestagsabgeordneten Bengt Bergt aus Norderstedt ausgewählt. „Das ist eine Erfahrung fürs Leben. Die nimmt dir niemand mehr“, sagt der 41-Jährige.
Die Norderstedterin hat bei einer Gastfamilie in der Kleinstadt Elida im Bundesstaat Ohio gelebt. „Ich mochte das Country-Leben“, sagt sie. Dort ist sie auch zur Highschool gegangen. Allerdings musste sie feststellen, dass es in den ländlichen Regionen nicht immer einfach ist, zu seiner politischen Meinung zu stehen. Schon gar nicht, wenn man kein Fan des früheren Präsidenten Donald Trump ist.
„Bei einem Football-Spiel an meiner Highschool hatten alle Trump-Flaggen dabei – bis auf einer, der trug eine Biden-Flagge bei sich. Später wurde er verprügelt“, berichtet Lilly Gönel. Seine Meinung zurückzuhalten, davon hält Bengt Bergt nicht viel. „Das ist genau das, was wir nicht wollen. In Deutschland sollte man unbedingt dagegenhalten“, sagt der Bundestagsabgeordnete.
USA: Nächstes Jahr will die Norderstedterin wieder in die Staaten reisen
Die Schülerin der Gemeinschaftsschule Harksheide ernährt sich vegetarisch. Das richtige Essen für sich in den USA zu finden, war nicht immer einfach. Deswegen haben Bengt Bergt und sein Team zu Weihnachten ein kleines Paket in die Staaten mit veganem Aufstrich, Marmelade und Studentenfutter geschickt. „Als Veganer weiß ich, wie schwer es ist, sich in solchen Ländern zu ernähren“, sagt Bergt.
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Auch wenn ihr Start in den USA etwas holprig gelaufen ist und sie die Gastfamilie gewechselt hat, würde Lilly Gönel es jedem empfehlen, die Chance über das PPP zu nutzen und Zeit in den Vereinigten Staaten zu verbringen. „Dort lernst du Sachen, die du sonst nicht lernst. Dieses Erlebnis hat mich stärker gemacht“, sagt sie. Mit ihren neuen Freunden in Ohio hat sie immer noch viel Kontakt. Nächstes Jahr will die Norderstedterin sie besuchen.