Norderstedt. Große Mehrfamilienhäuser statt dörflicher Kleinteiligkeit: Was die Stadt rund um die Ochsenzoller Straße erreichen will.
Kleine Siedlungshäuser, flache Mehrfamilienblocks – das Quartier an der Ochsenzoller Straße in Garstedt, kurz hinter dem Kreisverkehr mit der Berliner Allee, wirkt fast dörflich. Das soll nun ein Projekt spürbar verändern. Direkt hinter dem Kreisverkehr wird der „Plambeck Campus“ entstehen, ein innovatives Büro- und Wohngebäude. Und es soll der Startschuss für die Urbanisierung des Straßenzuges sein.
Die Stadt Norderstedt spricht von städtebaulicher Neuordnung an der Ochsenzoller Straße, einer Nachverdichtung, um mehr Wohnraum zwischen Tannenhofstraße und Krummer Weg zu schaffen – und von einem Impuls für die urbane Entwicklung. Denn der „Plambeck Campus“ ist nicht alles. Mittel- bis langfristig stellen sich die Stadtplaner hier bis zu fünfgeschossige Neubauten vor. Entsprechend haben sie den Bebauungsplan des Viertels neu gefasst – und die Politik ist dem mit großer Mehrheit gefolgt.
Immobilien Norderstedt: Die Zukunft in Garstedt – Mehr Wohnraum, mehr Geschosse
Wer jetzt also Grundbesitzer im Quartier ist, darf Bauprojekte ganz anderen Ausmaßes als bisher umsetzen. Konkret ist allerdings bisher nur der Bau des „Plambeck Campus“. Plambeck-Geschäftsführer Steffen Becker: „Wir beabsichtigen, in der ersten Jahreshälfte 2024 mit dem Bau zu beginnen und diesen dann voraussichtlich in der ersten Jahreshälfte 2026 bezugsfertig zu haben.“
Und das, obwohl Herausforderungen aufgrund der gestiegenen Bau- und Finanzierungskosten bestünden. „Die weiteren Grundstücke im Entwicklungsgebiet sind nicht in unserem Eigentum. Von den Entwicklungsmöglichkeiten profitieren dann folgerichtig die jeweiligen Eigentümer.“
„Plambeck Campus“ an der Ochsenzoller Straße: 65 Meter lang und mit vier Geschossen
Auf dem bisher unbebauten Grundstück am Kreisel an der Ochsenzoller Straße soll ein etwa 65 Meter langes, viergeschossiges Gebäude errichtet werden, das die neue Unternehmenszentrale von Plambeck wird und Flächen für ein Co-Working und Co-Living bietet, also ein gemeinschaftliches Arbeiten und gemeinschaftliches Wohnen.
Mittendrin im B-Plan-Gebiet sitzt das Deutsche Rote Kreuz. Denn hier hat der Norderstedter Ortsverein seine Heimat. „Seit 1976“, betont der Vorsitzende Christoph von Hardenberg. Und: „Uns gehört das Haus.“ Er hat sich die Planzeichnungen aufmerksam angeschaut. Und er moniert gewisse Ungenauigkeiten: „So wie es eingezeichnet wurde, würden wir vier Parkplätze verlieren.“
Das DRK hat seinen Sitz im Plangebiet – und will dort auch bleiben
Doch das ist nur hypothetisch, schließlich ist das DRK Eigentümer. „Früher war hier angeblich eine Bäckerei“, so von Hardenberg. Über die Jahrzehnte hat der Ortsverein immer wieder umgebaut und vergrößert, unter anderem kam die so wichtige Kleiderkammer dazu. Einen anderen Standort kann sich das Rote Kreuz überhaupt nicht mehr vorstellen, denn die Menschen, die hier Angebote wahrnehmen, wollen die zentrale Lage. „Wenn wir weit weg wären, dann wären unsere Leistungen nicht mehr so gefragt.“
Ungefähr 2600 Mitglieder habe das DRK, so der Vorsitzende. „800 Leute aus Norderstedt besuchen uns jede Woche.“ Etwa zum Gesundheitssport. „Die Erreichbarkeit ist ideal.“ Und deswegen, das betont Christoph von Hardenberg, käme ein Verkauf überhaupt nicht in Frage, da müsse niemand auf die Idee kommen, ein Angebot zu machen.
Er hat auch mit anderen Eigentümern gesprochen, die ebenso derzeit eher wenig Interesse an baulicher Veränderung haben. Vielleicht wird das DRK dem Bebauungsplan sogar widersprechen, weil einige Details nicht korrekt seien.
Auch die Stadtpolitik hat das Bauleitverfahren bislang eher unaufgeregt begleitet. Wohl auch, weil hier bis auf Plambeck kurzfristig keine radikale Veränderung passieren wird. „Es gibt unterschiedliche Eigentümer“, hatte Nicolai Steinhau-Kühl (SPD), Vorsitzender des zuständigen Ausschusses für Stadtentwicklung und Verkehr, so auch betont. Es gebe Gastronomie, kleineres Gewerbe – und auch das „Podium“, also quasi die Parteizentrale der SPD in Norderstedt. „Und wenn niemand bauen will, bleibt es so, wie es ist.“
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Norderstedt: Öffentlichkeit kann Einsicht nehmen in Unterlagen zur Ochsenzoller Straße
Das Gremium fasste den formalen Auslegungsbeschluss in seiner Sitzung am 1. Juni. Dafür gab es eine große Mehrheit. Im Gegenteil zu einem Antrag der Sozialdemokraten. Diese wollten, dass „die nutzbaren Dachflächen der Gebäude im gesamten Plangebiet bei Neubau, Aufstockung oder Dachsanierung zu mindestens 50 Prozent mit Photovoltaikmodulen und/oder Solarwärmekollektoren“ ausgestattet werden (Ausnahme: nach Norden geneigte Dächer). Neben der SPD waren nur die Grünen dafür, CDU, WiN, FDP und AfD stimmten dagegen.
Die Unterlagen zum Bebauungsplan 342 („südl. Ochsenzoller Straße, Abschnitt zwischen Krummer Weg und Tannenhofstraße) liegen noch bis zum Donnerstag, 27. Juli, im Rathaus aus – und zwar im Amt für Stadtentwicklung, Umwelt und Verkehr (Fachbereich Planung, 2. Stock). Während dieses Zeitraums können auch Stellungnahmen abgegeben werden, diese würde die Verwaltung im weiteren Verfahren berücksichtigen oder zur Kenntnis nehmen.