Bad Bramstedt. Neu gegründete Norderstedter Firma hilft Haushalten bei der Energiewende. Wir haben eine Familie bei ihrem Erstgespräch begleitet.
Schon seit ihrem Einzug 2017 spielen Hannah und Sebastian Feuring mit dem Gedanken, eine Photovoltaikanlage auf dem Dach ihres Einfamilienhauses in Bad Bramstedt installieren zu lassen. „Bisher konnten wir uns aber noch nicht dazu durchringen“, sagt das Ehepaar.
Vor zwei Jahren haben sich die Feurings bei einem Elektriker über Möglichkeiten und Kosten informiert – nun wollen sie Ernst machen. Zu Besuch bei ihnen ist Thomas Tietgen. Der 43-Jährige ist Geschäftsführer des neu gegründeten Unternehmens „Kompetenzzentrum für klimafreundliche Technologien in Norderstedt“, kurz EKON. Er berät die Eltern zwei kleiner Söhne in einem kostenlosen Erstgespräch. Sollten sie sich für eine PV-Anlage auf dem eigenen Dach entscheiden, begleitet er sie bei der Realisierung.
Solar – Optimales Dach für PV-Anlage zwischen 30 und 40 Grad
Tietgen schaut sich genau an, wie die Sonne im Garten verläuft, welche Bäume Schatten auf das Haus werfen und wie groß die Dachfläche ist, auf der Solarmodule befestigt werden können. „Das optimale Dach hat eine Neigung zwischen 30 und 40 Grad und ist südlich ausgerichtet“, erklärt Tietgen.
Der studierte Elektroingenieur, der zuletzt als Projektmanager beim Windstrom-Unternehmen Nordex arbeitete, macht viele Fotos und Notizen. Mithilfe eines Programms auf dem Computer errechnet er anhand der Dachneigung, der Ausrichtung und Wetterprognosen der vergangenen Jahre, welche Leistung eine Photovoltaikanlage erbringen könnte.
Solaranlage auf dem Dach erzeugt mehr Strom, als verbraucht werden kann
„Ist ein Stromspeicher empfehlenswert?“, fragt Sebastian Feuring. Für Thomas Tietgen gibt es auf diese Frage keine klare Antwort. Jeder muss für sich selbst entscheiden. „Wer seine PV-Anlage schnell abbezahlen möchte, sollte den Speicher aus rein wirtschaftlicher Sicht weglassen“, sagt der Energieexperte. Allerdings: „Wer sich mehr Unabhängigkeit wünscht und auch bei einem Netzausfall mit Strom versorgt sein möchte, dem würde ich einen Speicher empfehlen.“
Klar ist: Eine Solaranlage auf dem Dach erzeugt weit mehr Strom, als eine Familie überhaupt verbrauchen kann. „Effektiv kann man nur rund 30 Prozent der Energie selbst nutzen, der Rest wird ins Netz eingespeist“, schätzt Thomas Tietgen. Wer einen Speicher bei sich installiert hat, kann laut EKON-Chef zwischen 60 und 70 Prozent selbst nutzen. Wer zusätzlich die Waschmaschine mittags, wenn die Sonne am stärksten scheint, laufen lasse, komme auf einen Nutzen von 75 bis 80 Prozent.
EKON ist ein Joint Venture aus drei Norderstedter Firmen
„Eine komplette Eigennutzung ist nicht zu schaffen. Wenn der Strom ins Netz eingespeist wird, bekommt man aber immerhin einen kleinen Betrag als Ausgleich“, sagt Tietgen. Um die 8 Cent gibt es für den PV-Anlagen-Inhaber pro Kilowattstunde. „Man wird viel bewusster im Umgang mit Strom: Bei gutem Wetter mache ich schnell noch einmal die Waschmaschine an“, sagt der Experte, der bei sich zuhause auf dem Dach ebenfalls Solarmodule installiert hat.
Die Firma EKON gibt es erst seit diesem Jahr. Dabei handelt es sich um ein Joint Venture, das es in dieser Form in der Region noch nicht gibt. Drei Norderstedter Unternehmen haben es ins Leben gerufen: die Jens Gottschalk GmbH, Elektro-Alster-Nord (EAN) und die Norderstedter Bank (VReG Norderstedt).
Energiewende: Wichtiges Wissen wird bei EKON zusammengetragen
Die Idee: Wissen aus drei verschiedenen Bereichen, das für die Energiewende wichtig ist, wird bei EKON gebündelt. Das Heizungs- und Sanitär-Unternehmen Gottschalk hat unter anderem die Kompetenz in Sachen Wärmepumpen, EAN kennt sich mit Photovoltaik, aber auch mit Wallboxen für E-Autos aus. Und die Norderstedter Bank kann bei der Finanzierung helfen.
„Ein großer Mehrwert ist, dass der Kunde nicht mehr alle Firmen einzeln abklappern muss. Wir wollen alles aus einer Hand anbieten. Der Kunde hat nur mich als Ansprechpartner und ich habe meine Experten im Hintergrund“, erklärt Thomas Tietgen, der zurzeit noch einziger Berater bei EKON ist. „Für uns bedeutet das mehr Komfort: Wir haben nur einen Ansprechpartner, egal, worum es geht“, sagt Hannah Feuring.
Photovoltaik, Elektroauto, Wärmepumpe: EKON will Haushalte effizienter machen
Tietgen fasst nach dem Erstgespräch und der Begehung alle Informationen zu einem Baustellenbericht zusammen. Dann liefert ihm EAN Preise, was die Installation einer PV-Anlage auf dem Dach von Familie Feuring in Bad Bramstedt kosten würde. Folgetermine und Konzepte müssen bezahlt werden. Mehr als 20 Projekte hat Tietgen seit der Firmengründung schon angestoßen.
Die Feurings warten nun auf ihr Angebot. Zusätzlich zur PV-Anlage wünschen sie sich eine Wallbox. Damit sie ihr Elektroauto, das sie sich noch zulegen wollen, künftig mit ihrem eigenen Strom laden können. Ob sie auch einen Speicher kaufen möchten oder nicht, haben sie noch nicht entschieden. „Tendenziell ist zu erwarten, dass Speicher günstiger werden, da sie viel produziert werden“, sagt Thomas Tietgen. „Allerdings ist die Nachfrage nach wie vor groß, was sie teurer macht.“
Eine Beispielrechnung auf der Webseite von EKON geht von Gesamtkosten von etwa 22.000 Euro aus. Die PV-Anlage mit einer Leistung von 8 Kilowatt-Peak (kwp) liegt bei 11.500 Euro, hinzu kommen unter anderem ein Wechselrichter für 3000 Euro und ein Speicher für 5500 Euro. EKON geht von einer Stromeinsparung von mehr als 1600 Euro pro Jahr und einer Einspeise-Vergütung von knapp 200 Euro aus. Eine solche Beispielanlage würde sich nach zwölf Jahren amortisieren und nach 20 Jahren 19.000 Euro Gewinn bringen.
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Bei der Planung einer Solaranlage gibt es vieles zu bedenken. „Die Verzahnung der Bereiche ist enorm wichtig, damit die Anlage den optimalen Betrag liefert“, sagt Tietgen. Deswegen hat EKON es sich zur Aufgabe gemacht, Photovoltaik, Wärmepumpen, E-Mobilität und Energiemanagement unter ein Dach zu bringen – von der Planung bis zur Installation. So will das Unternehmen möglichst viele Haushalte und Betriebe so energieeffizient wie möglich ausstatten.
Mehr Informationen unter www.ekon-energiekonzepte.de.