Norderstedt. Stadtwerke Norderstedt wollen bis zu zehn Autos im Norderstedter Stadtgebiet verteilen. Wo genau die Wagen stehen sollen.
Elektroautos, verteilt im gesamten Stadtgebiet, die von jeder und jedem ausgeliehen und gefahren werden können – so sieht er aus, der Plan der Stadtwerke Norderstedt für ein neues Angebot im Bereich des sogenannten Car-Sharing in Norderstedt. Schon im ersten Quartal 2024 sollen die ersten fünf Autos für Jedermann nutzbar sein. Komme das Angebot an, seien fünf weitere Wagen im Stadtgebiet denkbar. Das geht aus einer Antwort der Werkleitung auf die Anfrage der Fraktion von Bündnis90/Die Grünen im Stadtwerkeausschuss hervor.
Seit sich der niederländische Anbieter „Greenwheels“ im September 2022 aus Deutschland zurückgezogen hat und seine sechs roten Autos aus Norderstedt verschwunden sind, schrumpfte das Car-Sharing-Angebot der 83.000-Einwohnerstadt Norderstedt auf die wenigen verfügbaren Wagen des Anbieters Share-Now zusammen.
Mobilitätswende: Car-Sharing mit E-Autos soll 2024 in Norderstedt starten
„Greenwheels“ war ein stationsbasiertes Angebot. Das heißt, die Wagen parkten an festen Standorten und mussten nach der Leihe auch dort wieder abgestellt werden. Share-Now-Autos hingegen können innerhalb eines fest umrissenen Geschäftsgebietes beliebig abgestellt werden.
Nachteil in Norderstedt: Das Share-Now-Gebiet beschränkt sich auf einen engen Bereich in Norderstedt-Mitte. Und wer ein Auto aus dem großen Geschäftsgebiet in Hamburg nach Norderstedt fährt, muss sogar noch eine Abstellgebühr von 5 Euro bezahlen – zusätzlich zum Preis der Leihdauer.
Stationsbasiertes Car-Sharing kommt zurück
Die Stadtwerke wollen mit ihrem Konzept das stationsbasierte Car-Sharing zurück nach Norderstedt bringen. Man verhandle derzeit mit Anbietern, die App-basierte Ausleihsysteme für Städte und andere Kunden realisieren.
Die Stadtwerke haben bereits fünf Standorte ausgesucht an denen die Autos für die Norderstedterinnen und Norderstedter bereit stehen sollen. Dabei wurde darauf geachtet, dass in jedem Stadtteil Norderstedts mindestens ein Auto parkt. Ferner waren die Nähe zum ÖPNV, also zu Haltestellen von Bussen und Bahnen, als auch die hohe Dichte der Wohnbebauung im Umfeld und die Sichtbarkeit der Autos von den Hauptverkehrsachsen aus weitere Kriterien.
Jeder Stadtteil soll mindestens ein E-Auto zum Ausleihen haben
Und so kamen die Planer auf diese fünf Standorte, die nun zur Prüfung bei der Stadtverwaltung angefragt worden sind: In Norderstedt-Mitte soll das E-Car-Sharing-Auto an der Straße Beamtenlaufbahn steht, auf einem der beiden Parkplätze neben den Ladepunkten direkt vor der Zentrale der Stadtwerke.
Am Harksheider Marktplatz kommt der Parkplatz direkt neben den Ladepunkten infrage, in Friedrichsgabe die Ladepunkte auf der Pestalozzistraße und in Garstedt entweder einer der beiden Kiss&Ride-Parkplätze vor dem Busbahnhof Garstedt oder der Parkplatz neben einem Ladepunkt am Birkenweg. Schließlich soll ein E-Auto auf einem Parkplatz mit Ladepunkt an der Mittelstraße 39 stehen, oder neben der Wertstoffinsel an der Segeberger Chaussee 106A.
Der Stand der Projektrealisierung liege derzeit erst bei 30 Prozent, teilen die Stadtwerke mit. Deswegen ist bislang auch noch nicht klar, zu welchen Konditionen, Kosten und mit welcher Technik die Autos zu leihen sein werden.
Car-Sharing als Teil der Mobilitätswende in der „Smart City“
Das Car-Sharing in Norderstedt sei für die Stadtwerke „ein Baustein von vielen“ in dem seit 2022 laufenden Strategieprozess „Fokus 2030“ und dem städtischen „Norderstedt GO!“-Digitalisierungsprojektes. Norderstedt soll zur „Smart City“ werden. Und in dieser habe die Mobilitätswende mit nachhaltigen Lösungen für den privaten als auch den Berufsverkehr eine besondere Bedeutung.
Die klimafreundliche Mobilität der Zukunft bestehe aus einem Mix von ÖPNV-, Fahrrad- und Pkw-Nutzung sowie Zufußgehen. Car-Sharing sei die einzige Form der Pkw-Mobilität, die sich energieeffizient und bezahlbar für die Nutzerinnen und Nutzer in diesen klimafreundlichen Verkehrsmittelmix einfüge.
Zukünftige Mobilität muss zu großen Teilen über Car-Sharing funktionieren
Das Umweltbundesamt gehe davon aus, dass die praktische Umsetzung der vollständigen Dekarbonisierung des Verkehrs realistisch nur gelingen könne, wenn zukünftige Pkw-Mobilität zu großen Teilen über CarSharing abgewickelt werde.
Ziel sei es in Norderstedt überflüssige Fahrten mit dem Auto im Individualverkehr zu reduzieren, stattdessen mehr Menschen in den ÖPNV, aufs Fahrrad oder eben in ein Car-Sharing-Auto zu bekommen. Sowohl für private Fahrten als auch im Unternehmens-Verkehr in Norderstedt.
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Mit der Errichtung von bislang 34 öffentlichen Ladestationen sowie dem Einsatz von 50 Elektro- und Hybridfahrzeugen aus dem eigenen Fuhrpark würden die Stadtwerke Norderstedt bereits selbst einen wichtigen Beitrag zur Mobilitätswende leisten. Und man wolle, neben den klassischen ÖPNV-Dienstleistungen, auch weitere Mobilitätsdienste „auf der letzten Meile“ entwickeln und anbieten.
Mobilitätswende: Car-Sharing im „Free floating“ in Norderstedt unwirtschaftlich
Von einem Car-Sharing im „Free floating“ im gesamten Stadtgebiet bleibt Norderstedt allerdings weiterhin weit entfernt. Derzeit ist es lediglich der Anbieter Share-Now, der überhaupt Wagen anbietet. Eine Ausweitung des Geschäftsgebietes in der Stadt ist für den Anbieter nicht wirtschaftlich. Ebenso sieht es wohl für den den Anbieter Miles aus: Sein Geschäftsgebiet reicht nur bis Hamburg-Langenhorn.
Auch Dienstleister von Sammeltaxis wie Moia sind nicht in Norderstedt vertreten. Moia stoppt derzeit an der Landesgrenze zu Hamburg, kurz vor dem Gewerbegebiet Nordport.