Henstedt-Ulzburg. Die Politik möchte dort wieder eine Gaststätte haben und den Ortskern neu überplanen. Warum der vorgelegte Plan zurückgewiesen wurde.

Es ist ein markantes Gebäude in Henstedt-Ulzburg, aber es steht seit fast anderthalb Jahren leer. Niemand weiß, was aus dem ehemaligen Hotel-Restaurant Scheelke an der Kisdorfer Straße/Ecke Neuer Weg werden soll. Es gibt Ideen und Pläne für das Grundstück und das gesamte Gebiet im Herzen Henstedt – damit allerdings sind die Ortspolitiker überhaupt nicht einverstanden.

Vielen Henstedt-Ulzburgern hatte das Herz geblutet, als Ralf Scheelke sein Lokal und Hotel Ende 2021 schließen musste. Seit 118 Jahren war der Restaurationsbetrieb in der Hand der Familie Scheelke, bis zuletzt war es eine Institution im Ort: Hier haben Generationen von Henstedt-Ulzburgern gefeiert, getagt und natürlich gespeist. Corona, aber auch diverse andere Umstände haben es dem Betreiber schließlich unmöglich gemacht, den Betrieb weiterzuführen.

Henstedt-Ulzburg: Was mit dem Scheelke-Gebäude geschehen soll

Jetzt rätselt Henstedt-Ulzburg: Was geschieht mit diesem Gebäude, das im Herzen des Ortsteiles Henstedt steht? Niemand weiß es so ganz genau. Fest scheint allerdings zu stehen: Eine Unterkunft für Flüchtlinge wird dort nicht entstehen. Das war ein spontaner Plan, der schnell ins Gespräch kam, weil die Gemeinde dringend Unterkünfte benötigt – Wohnraum für etwa 200 Menschen, der so schnell nicht zu finden ist.

Die Politik hat sich inzwischen anders entschieden: Auf dem Grundstück schräg gegenüber der Henstedter Erlöserkirche soll auch künftig ein gastronomischer Betrieb mit einer geeigneten Friedhofsrestauration stehen. Damit allerdings hat sie den Eigentümer des Grundstücks unter Zugzwang gesetzt.

Der Gasthof Scheelke war seit 1903 im Familienbesitz. Generationen von Henstedt-Ulzburgern haben hier gefeiert, gegessen und getagt.
Der Gasthof Scheelke war seit 1903 im Familienbesitz. Generationen von Henstedt-Ulzburgern haben hier gefeiert, gegessen und getagt. © Privat

Das gesamte „Herz von Henstedt“ soll neu überplant werden

Ralf Scheelke musste feststellen, dass es nicht leicht ist, einen geeigneten Käufer zu finden, der dort eine Gaststätte betreiben will. Wunsch und Wirklichkeit klaffen hier weit auseinander. Stephan Holowaty (FDP), Vorsitzender des Planungs- und Bauausschusses, gibt zu: „Dieser Beschluss ist inzwischen sehr strittig, weil es sich um eine rein privatwirtschaftliche Entscheidung handelt. “

Das Grundstück Scheelke ist zwar markanter Mittelpunkt des Gebietes, aber es geht nicht um dieses Areal allein. Das gesamte „Herz von Henstedt“ soll bei dieser Gelegenheit neu überplant werden: Das Gebiet soll entsprechend der Auffassung der Bürgerinnen und Bürger und der Ortspolitiker seinen dörflichen Charakter beibehalten.

Die Gemeinde will in Henstedt nichts dem Zufall überlassen

Zur Sicherstellung der Besonderheit wurde eine Änderung und Erweiterung des dort angrenzenden Bebauungsplanes Nr. 62 „Wöddel“ angeregt und beschlossen. Dieses Gebiet reicht von der Straße Am Wöddel im Süden bis zur Bürgermeister-Steenbock-Straße im Norden.

Ausschlaggebend für diesen Aufstellungsbeschluss, der im Oktober 2021 gefasst wurde, war tatsächlich die damals bevorstehende Schließung des Scheelkeschen Restaurationsbetriebes. Denn die Gemeinde wollte es nicht dem Zufall überlassen, was mit diesem Grundstück geschieht.

Der vorgelegte Plan hat die Gemeindepolitiker sprachlos gemacht

Das Planungsbüro Architektur + Stadtplanung aus Hamburg hat sich im Auftrag der Gemeinde an die Arbeit gemacht und einen Plan ausgearbeitet, der die Ortspolitiker sprachlos macht: Der Plan sei viel zu fantasielos, befand die Mehrheit. Der historische Ortskern von Henstedt habe etwas Besseres verdient.

Moniert wurde zum Beispiel, dass laut Plan eine Bebauung bis zur Straßengrenze möglich sein sollte. Für eine künftige Radwegeplanung wäre das hinderlich gewesen. Ein Beschluss musste nicht gefasst werden, weil die Verwaltung die Signale aus der Politik schnell verstanden hatte, den Plan zurückzog und gar nicht erst zur Abstimmung brachte.

Er wurde einkassiert und dem Architekturbüro zur erneuten Bearbeitung zurückgeschickt. Jetzt steht die Gemeinde dort, wo sie schon vor zwei Jahren gestanden hat: Es gibt keine konkreten Pläne für die weitere Gestaltung Henstedts.