Henstedt-Ulzburg. Familienbetrieb in Henstedt-Ulzburg gibt nach vier Generationen auf. Das sind die Gründe für das Aus des Gasthofs.
Die vierte Generation, die das Hotel-Restaurant Scheelke in Henstedt-Ulzburg führt, wird die letzte sein. Längst hat die Nachricht die Runde durch die Gemeinde gemacht, Inhaber Ralf Scheelke bestätigt es noch einmal: Der Betrieb wird zum Jahresende schließen, das letzte Mal ist am 23. Dezember geöffnet.
Gasthof Scheelke: Durch die Pandemie ging viel Personal verloren
„Es ist mir nicht leicht gefallen“, sagt der 53-Jährige. Er verweist auf die Folgen durch die Pandemie. Corona hat die Gastronomie und die Hotelbranche hart getroffen, tut es zum Teil immer noch. Geld habe er seit einem Jahr nicht mehr verdient, so Scheelke. Der Außer-Haus-Verkauf verhinderte höchstens eine noch prekärere Situation. Doch dafür ging viel Fachpersonal verloren, das sich Jobs in anderen Bereichen suchte. „Obwohl wir gut zahlen, konnten wir das qualitativ kaum ersetzen.“ Und dem eigenen Anspruch nicht mehr gerecht werden. Das wiederum führte dazu, dass auch Veranstaltungen – selbst wenn sie mittlerweile wieder möglich – nicht in dem früheren Maße organisiert werden können. Damit fehlte ein wichtiges Standbein.
Wer einmal bei Scheelke war, hat die Geschichte spüren können. 1903 hatten Wilhelm Scheelke, der damalige Betriebsleiter der Ulzburger Meierei, und seine Frau Maria den Gasthof von der Familie Gülck übernommen. Übrigens eher durch eine glückliche Fügung, denn der alte Inhaber hatte Spielschulden und war zum Verkauf gezwungen. Die gute Lage in Nachbarschaft zur heutigen Erlöserkirche erwies sich als gewinnbringend, denn nach dem Gottesdienst kehrten viele Menschen zum Mittagessen bei Scheelke ein. Markant war die Durchfahrt mit Pferdeställen. Ebenso verfügte das Haus schon damals über eine Kegelbahn – diese gibt es auch heute noch.
Gasthof immer wieder erweitert und modernisiert
1938 ging der Betrieb über an Betty und Ernst Scheelke, die auch den Neubeginn nach dem Krieg schafften. Nach dem Tod ihres Mannes war Betty bis 1965 alleine verantwortlich. Die Eltern von Ralf – Ernst-Wilhelm und Margot – übernahmen dann. Und investierten Anfang der 1970er-Jahre in neue Hotelzimmer im Obergeschoss, einige Jahre später dann in einen Restaurantbereich samt neuer Küche.
Über Jahrzehnte, noch vor der Ortsgründung, tagte die Politik im Obergeschoss. Die Sitzungen gingen damals oft bis Mitternacht, danach saßen die Mandatsträger dann noch bei einem Klaren zusammen. 1996 folgte ein weiterer Umbau, die Fassade wurde saniert, ein Festsaal kam unter anderem hinzu. Ralf Scheelke übernahm die Leitung dann 2011. Auch er realisierte eigene Ideen, zum Beispiel für eine neue Außenterrasse. Der Lohn: Scheelke erhielt die Auszeichnung „3 Sterne Superior“.
Die Küche genoss immer einen sehr guten Ruf im Ort
In der Bevölkerung genießt die gutbürgerliche, regionale Küche einen hervorragenden Ruf. Ralf Scheelke steht hierfür stellvertretend – auch durch seine Ausbildung als Koch, Küchenmeister und Restaurantfachmann. Sein Handwerk hat er unter anderem im Hotel Vier Jahreszeiten erlernt und im legendären Traube Tonbach im Schwarzwald bei Drei-Sternekoch Harald Wohlfahrt. Scheelke dankt allen treuen Gästen – „die uns nicht nur ihr Vertrauen schenkten, sondern durch die wir auch Lob und Anerkennung erfahren haben“. Auch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter hätten immer hinter dem Betrieb und der Familie gestanden.
Wie es nun für ihn weitergeht, wisse er noch nicht. Auch die Zukunft des Gebäudes ist offen. Klar ist nur eines: Henstedt-Ulzburg verliert ein großes Stück Tradition.