Norderstedt. Revierleiter Florian Born spricht sich für ein gemeinsames Vorgehen mit der Stadt aus. Am Montag berichtet er im Polizeibeirat.

Einbrecher sind regelmäßig in Norderstedt unterwegs, an den Haltestellen Garstedt und Norderstedt-Mitte kommt es immer wieder zu Gewaltdelikten – wer die Kriminalität oberflächlich betrachtet, könnte den Eindruck bekommen, Norderstedt sei eine gefährliche Stadt. Doch davon kann nach Ansicht von Polizeichef Florian Born keine Rede sein.

Richtig ist vielmehr, dass in Norderstedt im Vergleich zu anderen Orten in Schleswig-Holstein die Gefahr geringer ist, Opfer einer Straftat zu werden. Richtig ist aber auch, dass die Polizei in der Stadt Kriminalitätsschwerpunkte ausgemacht hat - eben die Haltestellen Garstedt und Norderstedt-Mitte mit ihren Busbahnhöfen und U-Bahnstationen.

Polizeichef: Hier ist Norderstedt besonders gefährlich

Einzelheiten dazu werden Born und Kripo-Chef Uwe Brümmer, am Montag, 22. Mai, im Hauptausschuss der Stadt vorstellen und erläutern. Das Gremium tagt dann – wie jedes Jahr ein Mal – als Polizeibeirat. Die beiden ranghöchsten Polizisten Norderstedts bringt die neuesten Zahlen der Kriminalitäts- und Unfallstatistik mit und werden Vergleiche mit den Vorjahren ziehen.

Wie groß die Wahrscheinlichkeit ist, in einem Ort Opfer einer Straftat zu werden, kann man an der sogenannten Häufigkeitszahl ablesen. Sie wird aus der Zahl der Straftaten pro 100.000 Einwohner errechnet. Dabei schneidet Norderstedt landesweit passabel ab, die Zahl lag 2022 bei 5114. Landesweit errechnete die Polizei 6077. Ganz vorn liegen die großen Städte Kiel mit 8340, Lübeck mit 9223 und Flensburg mit 9588. war.

Polizei: Besser als Norderstedt steht nur Henstedt-Ulzburg da

Den unrühmlichen Spitzenplatz belegt Neumünster mit 11.094. Auch Kaltenkirchen (5984) und Bad Segeberg (7766) liegen deutlich vor Norderstedt. Besser steht bei den großen Kommunen des Kreises Segeberg nur Henstedt-Ulzburg da – mit einer Häufigkeitszahl von 4446.

Insgesamt zählte die Polizei im Jahr 2022 4414 Straftaten und damit mehr als in den beiden Pandemie-Jahren davor. Das Vor-Corona-Niveau von 2019 mit 4616 Delikten wurde noch nicht wieder erreicht. Die meisten Straftaten entfielen auf Diebstahl, Betrug und Sachbeschädigung. Dass Norderstedt für manche Kriminelle ein attraktiver Ort ist, weiß die Polizei schon lange. Einbrecher nutzen gern für Anreise und Flucht die Verkehrsachsen Autobahn und U-Bahn mit den schnellen Verbindungen nach Hamburg.

Polizei Norderstedt nimmt die Sorgen der Bürger äußerst ernst

An den beiden Gefahrenschwerpunkten hat die Polizei es zumeist mit Gewaltdelikten sowie Drogenkriminalität und Diebstählen zu tun. Hinzu kommt das Herold-Center mit einer hohen Zahl an Taschendiebstählen.

„Wir nehmen diese Situation äußerst ernst“, sagt Born, der gemeinsam mit Brümmer die Zahlen vorstellen will und Fragen des Ausschusses beantworten wird. Der Polizei gehe es nicht nur um Prävention und die Aufklärung von Straftaten, sondern auch darum, das Sicherheitsempfinden der Bürger positiv zu beeinflussen.

In Kontrollgebieten darf die Polizei Personen durchsuchen und die Identität feststellen

Zu schwersten Zwischenfall kam es im vergangenen Jahr im August am Garstedter ZOB, als ein polizeibekannter 17-Jähriger einen Passanten grundlos so heftig verprügelte, dass dieser zeitweise in Lebensgefahr schwebte. Die Polizei sprach damals von „extremer Gewalt“. Der Täter wurde wenige Stunden nach dem Angriff festgenommen, die Mordkommission Hamburg übernahm die Ermittlungen.

Am  ZOB Garstedt kommt es immer wieder zu Gewalttaten und Drogendelikten.
Am ZOB Garstedt kommt es immer wieder zu Gewalttaten und Drogendelikten. © HA

Um der Kriminalität an den Schwerpunkten Herr zu werden, setzt die Polizei dort verstärkt Streifen ein. Außerdem wurden beide Orte zu Kontrollgebieten erklärt, sodass die Beamten erweiterte Befugnisse haben, um beispielsweise die Identität von Verdächtigen festzustellen oder sie zu durchsuchen. „Dabei gehen wir mit Augenmaß vor und wollen mehr Sicherheit für rechtstreue Bürger schaffen“, sagte Born.

Polizeichef Born fordert von der Stadt Videoüberwachung und Streetworker

Für ihn steht jedoch auch fest, dass die Polizei diese Probleme allein nicht bewältigen kann. „Wir brauchen einen vernetzten Ansatz“, sagt der Polizeioberrat, der beispielsweise die gute Zusammenarbeit mit dem Sicherheitsdienst im Herold-Center lobt.

Im Rathaus liegen bereits seit geraumer Zeit Vorschläge der Polizei vor, wie die Sicherheit in Norderstedt erhöht werden könnte. Dazu zählen zum Beispiel eine Videoüberwachung am bestimmten Orten, den verstärkten Einsatz des städtischen Ordnungsdienstes und von Streetworkern.

Außerdem schlägt die Polizei vor, Treffpunkte mancher Gruppen durch intensivere Beleuchtung und andere Maßnahmen unattraktiver zu gestalten. „Im öffentlichen Raum ist die Stadt zuständig“, sagte Born. Gleichzeitig müsse ein Ausweichen dieser Gruppen auf Parks, Schulhöfe und Spielplätze verhindert werden.

„Wir können nur Empfehlungen aussprechen und haben Angebote und Vorschläge unterbreitet“, sagte Born. Manche dieser Ideen wurden von Parteien ins Programm zur Kommunalwahl vor einer Woche aufgenommen. Im Ausschuss wird möglicherweise auch die Frage diskutiert, inwieweit sich die Stadtverwaltung mit den Vorschlägen befasst hat und welche davon umgesetzt werden sollen.

Die öffentliche Sitzung beginnt in Raum 2 des Rathauses, Rathausallee 50, um 18.15 Uhr.