Tangstedt. In Tangstedt ist die CDU zwar die stärkste Kraft – doch die anderen Parteien haben jetzt die Macht. Das sind die möglichen Folgen.
Den Status als größte Fraktion hat die CDU in Tangstedt zwar verteidigt. Doch alles deutet darauf hin, dass die Christdemokraten in der Gemeinde eine Mehrheit gegen sich haben werden. Und das wiederum könnte direkte Folgen haben für Bürgermeister Jürgen Lamp, dessen Chancen auf eine Wiederwahl offenbar gering sind. „Wir haben nicht damit gerechnet, dass wir nur neun Mandate bekommen“, sagte er. „Ich stehe für die Rolle weiterhin zur Verfügung, aber wir werden Gespräche führen müssen.“
Neun Direktmandate gingen an die Union, das andere verbleibende allerdings an Jens Kleinschmidt von der FDP. Für die Liberalen ist der Sieg in einem Wahlkreis eine Premiere. Und der Verlierer ist ausgerechnet CDU-Fraktionschef Arne Müssig, der nach jetzigem Stand der künftigen Gemeindevertretung nicht mehr angehören wird. Kleinschmidt hatte explizit als potenzieller Bürgermeister kandidiert, und diesen Anspruch erneuerte er nun. „Es ging um die Ablösung von Herrn Lamp. Auf jeden Fall hat die Ampel eine Mehrheit. Das werden spannende Verhandlungen.“
Tangstedt: Mehrheit für die „Ampel“ – und einen neuen Bürgermeister?
Gemeinsam kommen Grüne (fünf), FDP und SPD (je vier) auf 13 Mandate, können also auch bei den zahlreichen wichtigen Fragen der Ortsentwicklung eigene Vorstellungen durchbringen, zum Beispiel bei der „Lindenallee“ oder auch dem strittigen geplanten Neubaugebiet „Achtern Diek“ in Wilstedt. Bisher war das anders, doch da die Bürgergemeinschaft nicht mehr angetreten war, hat sich die Konstellation komplett verändert.
Für Stefan Mauel, den Fraktionsvorsitzenden der Grünen, ist das Ergebnis eine Bestätigung. „Die Demokratie ist gestärkt, weil sich mehr Konstellation für politische Abstimmungen ergeben können. Wenn sich drei zusammentun, können sie auch gestalten. Gerade die Themen der Ortsentwicklung sollten geschmeidiger laufen.“
Grüne: Klare Absage an Wiederwahl von Jürgen Lamp
Er stellt klar: Die CDU kann in Sachen Bürgermeisterwahl nicht auf die Grünen setzen. „Wir gucken nach den Optionen, die nicht zur zweiten Wahl von Jürgen Lamp führen. Wir wollen auf jeden Fall verhindern, dass es wieder Bürgermeister und Vorsitz des Planungs- und Umweltausschusses aus einer Partei gibt. Da sind viele Gespräche gelaufen, über die andere Fraktionen nicht informiert wurden.“
Auch die SPD äußert sich entsprechend: „Es ist uns gelungen, eine Mehrheit jenseits der CDU zu haben. Meine Gratulation geht raus an FDP und Grüne“, sagte Johannes Kahlke, Ortsvorsitzender der Sozialdemokraten. „Wir hatten darauf gehofft, dass der Wähler die letzten Jahre quittiert.“
Tangstedt: Schon öfter kam der Bürgermeister nicht von der stärksten Fraktion
Ob seine Fraktion nun aber Kleinschmidt unterstützt, wollte er noch nicht sagen. „Das gebietet die Fairness. Rechnerisch ist es möglich, dass ein Gemeindevertreter aus den drei Fraktionen Bürgermeister wird.“
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Für Tangstedt wäre ein solches Modell kein Novum, vielmehr war es in der jüngeren Vergangenheit bereits bei den SPD-Bürgermeistern Holger Criwitz und Norman Hübener sowie beim FDP-Politiker Hans-Detlef Taube der Fall, dass dieses wichtige Amt nicht von einem Vertreter der nominell stärksten politischen Kraft ausgeübt wird.