Kaltenkirchen/Kiel. Holstentherme übernimmt das Hotel Dreiklang. Ermittlungen gegen den Hotelier Uwe Heymann gehen weiter.

Nach den schweren Vorwürfen wegen Verbrauchertäuschung und mangelnder Hygiene in der Küche steht im Kaltenkirchener Hotel Dreiklang ein Besitzerwechsel bevor: Hotelier Uwe Heymann verkauft das Vier-Sterne-Plus-Haus an die Städtischen Betriebe Kaltenkirchen.

Mieter soll die Holstentherme werden. Das Tochterunternehmen der städtischen Betriebe liegt direkt neben dem Hotel und wird von Gästen für Sport und Wellness genutzt. Beide Gebäude verbindet ein geschützter Übergang, den die Hotelgäste im Bademantel nutzen können, um die Angebote der Therme zu nutzen.

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Damit wird das um seinen Ruf kämpfende Hotel kommunalisiert. Der Besitzerwechsel soll am 1. Juli erfolgen. Bis dahin wird Heymann die Immobilie von den städtischen Betrieben pachten. „Langfristig wird das Hotel einem neuen Nutzungskonzept unterzogen“, teilte die Holstentherme mit.

Die Verhandlungen über den Besitzerwechsel hatten sich über drei Monate hingezogen. Der Verkauf des Hotels und des 7513 Quadratmeter großen Grundstücks an der Norderstraße wurde am 10. Mai notariell bestätigt. Über die Kaufpreissumme haben beide Seiten Verschwiegenheit vereinbart. Das 1999 eröffnete Hotel verfügt neben den Zimmern über eine Gastronomie und ein Tagungsgebäude.

Kaltenkirchen: Holstentherme arbeitet an einem Nutzungskonzept für das Dreiklang

„Wir nutzen aktuell eine einmalige Chance und sichern uns perspektivisch durch den Erwerb die strategische Ausrichtung und Weiterentwicklung der Holstentherme“, sagte Olaf Nimz, Geschäftsführer der städtischen Betriebe. Eine Angebotserweiterung verspricht der Geschäftsführer der Holstentherme, Stefan Hinkeldey: „Wir werden alle Synergien bündeln und ein neues, modernes Hotel-Nutzungskonzept für das Grundstück und die Immobilien erarbeiten. Alle Beteiligten waren sich einig, dass wir eine konstruktive Lösung gefunden haben.“

Die Holstentherme sei ein wachsendes Unternehmen mit derzeit 160 Mitarbeitenden und benötige weitere Grundstücksflächen, um sich auch langfristig am Markt durchzusetzen und abgrenzen zu können. Dafür liege ein zukunftsorientierter Masterplan vor. Gesichert sei das Bestehen des Hotelbetriebs, der an einen weiteren Pächter abgegeben werden soll, sagte Hinkeldey. Schon jetzt nutzen etwa 10.000 Gäste pro Jahr die Kombination von Hotel und Therme und buchen zum Beispiel gemeinsame Angebote beider Häuser.

Die Holstentherme ist direkt mit dem Hotel Dreiklang (links) verbunden.
Die Holstentherme ist direkt mit dem Hotel Dreiklang (links) verbunden. © Holstentherme Kaltenkirchen

Vom Tisch ist damit Heymanns Plan, das Hotel in Einzelteilen zu verkaufen. Jetzt biete sich die Chance, das Dreiklang auf die Bedürfnisse der Holstentherme auszurichten. Die Zusammenführung von Therme und Hotel in kommunaler Hand werde in anderen Orten längst praktiziert, sagte Hinkeldey. Wie das Dreiklang mit seinen Einrichtungen künftig genutzt wird, ist im Detail noch offen.

Mit dem Besitzerwechsel ist das Kapitel Hotel Dreiklang für Uwe Heymann jedoch noch lange nicht abgeschlossen. Gegen ihn wird weiter ermittelt. Außerdem steht er demnächst in Kiel vor Gericht. Darum geht es: Im vergangenen Jahr hatten die Lebensmittelaufsicht des Kreises Segeberg und das Kaltenkirchener Ordnungsamt die Hotelküche wegen gravierender Hygieneverstöße geschlossen. Inzwischen hat die Lebensmittelaufsicht die Ermittlungen an das Landeskriminalamt in Kiel abgegeben.

Prozess gegen den Hotelier beginnt demnächst im Kieler Amtsgericht

„Der Kreis hat die Belange der Lebensmittelüberwachung per Strafanzeige an die Staatsanwaltschaft übermittelt und den Vorgang damit abgegeben“, sagte die Sprecherin des Kreises Segeberg, Sabrina Müller. Die Mitarbeiter der Kreises seien damit Zeugen.

Die Behörden hatten 2022 nach drei Kontrollen die Räume der Küche versiegelt und dem Hotelier die Gaststättenkonzession entzogen. Nach Informationen des Abendblatts ging unter anderem aus den Unterlagen der Behörden hervor, dass in den Küchen fauliger Geruch festzustellen gewesen und dass Geflügel ungekühlt aufbewahrt worden sein soll, und offenbar teilweise verdorben gewesen sei.

Sie einigten sich über den Verkauf des Hotels (von links): Olaf Nimz, Geschäftsführer der städtischen Betriebe, Uwe Heymann, Eigentümer und Betreiber des Hotels Dreiklang, Dieter Göken, Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Göken, Pollak & Partner, und Stefan Hinkeldey, Geschäftsführer der Holstentherme.
Sie einigten sich über den Verkauf des Hotels (von links): Olaf Nimz, Geschäftsführer der städtischen Betriebe, Uwe Heymann, Eigentümer und Betreiber des Hotels Dreiklang, Dieter Göken, Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Göken, Pollak & Partner, und Stefan Hinkeldey, Geschäftsführer der Holstentherme. © Holstentherme Kaltenkirchen

Zudem soll eingeschweißtes Geflügel mit Schimmelpunkten entdeckt worden sein. Und: Lebensmittel sollen über das Verfallsdatum hinaus gelagert worden sein. Außerdem sollen Gefäße mit einer Art Kompott ungekühlt und offen herumgestanden haben.

Die Kieler Staatsanwaltschaft spricht von einem Verfahren zur Prüfung etwaiger lebensmittelrechtlicher Verstöße gegen Verantwortliche des Hotel Dreiklangs. „Diese Prüfung durch die seitens der Staatsanwaltschaft Kiel beauftragten polizeilichen Fachdienststelle dauert bis auf Weiteres an“, sagte Oberstaatsanwalt Henning Hadeler und verwies auf die Unschuldsvermutung, die für jeden Beschuldigten gelte.

Während die Ermittlungen gegen Heymann hierzu weitergehen, sind sie in einem anderen Fall so weit fortgeschritten, dass demnächst der Prozess beginnt. Am 28. Juni müssen sich der Hotelier und eine Kollegin im Saal 5 im Amtsgerichts Kiel wegen Verbrauchertäuschung verantworten.

Heymann und die Chefin seines Unternehmens Gourmet-Universum sollen ihre Kunden getäuscht haben. Die Ermittler beschuldigen beide, Tiefkühlgänse statt der versprochen frischen Ware an Kunden geliefert zu haben. Gourmet-Universum hat seinen Sitz an derselben Adresse wie das Hotel Dreiklang und verschickt edle Speisen, die in Kaltenkirchen vorbereitet und an Kunden in ganz Deutschland geliefert werden. Derzeit werden im Shop nur Weine und Lachs angeboten.

Heymann hat sich zu den Fragen des Hamburger Abendblatts bislang nicht geäußert.