Henstedt-Ulzburg. Bildung, Freizeit, Sport: Diese Ideen und Projekte haben für die Parteien und Wählergemeinschaften in der Großgemeinde Priorität.
1300 – so viele Mädchen und Jungen werden in Henstedt-Ulzburg allein in den zehn kommunalen Kitas sowie den Horten betreut. Hinzu kommen die vielen Einrichtungen freier Träger. Seitdem 2017 ein Bürgerentscheid für neue Strukturen und den heutigen Eigenbetrieb gesorgt hat, haben sich viele Abläufe verändert – doch die Rahmenbedingungen bleiben schwierig, es fehlen Erzieherinnen und Erzieher, längst nicht immer können die modernen, schicken Gruppenräume auch mit Leben gefüllt werden.
Eine zweite Herausforderung kommt auf die Gemeinde hinzu: Ab 2026 haben zunächst alle Kinder der ersten Klassen, stufenweise dann bis 2029 alle Grundschülerinnen und Grundschüler einen Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung. Das muss in Henstedt-Ulzburg erst noch umgesetzt werden – Vorbild ist Norderstedt.
Kommunalwahl: Henstedt-Ulzburg soll familienfreundlicher werden – nur wie?
Eines der größten – und wohl auch das teuerste – Projekt der Ortsgeschichte wird das neue Alstergymnasium sein. Hier laufen unter enger politischer Begleitung die Planungen, wobei ein Zeitpunkt für den Baubeginn längst noch nicht feststeht. Ein Vorzeige-Spielplatz für rund eine Million Euro soll am Dammstücken entstehen. Fester politischer Wunsch ist auch eine Bike-Anlage – nur wo und für welche Kosten, ist offen.
Für den Sport und das Vereinsleben soll die große Lösung kommen: „ZUsammenKUNFT“ (ehemals: Haus des Sports) als Ersatz für das Sportland, inklusive Modernisierung des Bürgerhauses – und Schwimmhalle.
Kommunalwahl: So wollen die Parteien die Wählerinnen und Wähler überzeugen
Wir haben die Parteien und Wählergemeinschaften gefragt: Was tun Sie in den Bereichen Bildung, Freizeit, Sport, damit Henstedt-Ulzburg familienfreundlicher wird?
CDU sieht sich als „treibende Kraft“ für das neue Haus des Sports
„Wir haben in Henstedt-Ulzburg schon viel erreicht, aber es gibt auch noch viel zu tun“, sagt der CDU-Spitzenkandidat Henry Danielski. „Wir unterstützen daher die Einführung der OGTS und die umfassende Nutzung der praxisintegrierten Ausbildung (PiA) sowie neue Formen der Kooperation mit Hochschulen für die gesicherte Betreuung unserer Kinder.“
Lange habe die CDU die Umgestaltung von attraktiven Spielplätzen im Sinne einer kinderfreundlichen Gemeinde gefordert, das werde jetzt „endlich angepackt“. Darunter sei auch eine „zeitnahe Erstellung einer Bikeanlage für die Jugend“.
Christdemokraten setzen sich für einen „Bildungs-Campus“ ein
Die CDU sei „treibende Kraft bei der Planung eines neuen Hauses des Sports, dem Projekt ZUsammenKUNFT“, gewesen. Dieses müsse „im Kontext mit der Neugestaltung des Bürgerparks und der verbesserten Nutzung des Bürgerhauses gedacht werden“, so der Bürgervorsteher. „Unsere Sportvereine brauchen gute Sportstätten. Ortsnahe Angebote wollen wir mit leistungsfähigen zentralen Standorten sinnvoll kombinieren.“
Im Rahmen der Pläne für das neue Alstergymnasium wirbt die CDU für einen „Bildungs-Campus, der neue Chancen der Bildung bietet für Kinder und Erwachsenen“, Denn, so Danielski: „Gute Bildung ist so ziemlich die wichtigste Grundlage für die Zukunft unserer Kinder.“
SPD: Alle Kinder müssen in der Schule schwimmen lernen
Die SPD fördert, so die Vorsitzende Martina Kunzendorf, „eine qualitativ hochwertige – möglichst kostenfreie –, verlässliche Betreuung und möchte allen Kindern das Schulangebot bieten, das ihnen den höchstmöglichen Schulabschluss bietet“. Dafür seien ein „lernförderndes Umfeld und Unterstützung durch die Sozialpädagogik sowie unsere Jugendarbeit“ wichtig.
Dieses Angebot soll bedarfsgerecht ausgebaut werden. Auch beim Sport soll investiert werden. „Alle Kinder müssen in der Schule schwimmen lernen, dafür braucht es ein Lehrschwimmbecken. Wir benötigen passgenaue Freizeit- und Sportangebote für alle Altersgruppen. Wir sehen Nachholbedarf bei Räumlichkeiten und Sportstätten in den Ortsteilen.“
Sozialdemokraten: Bezahlbarer Wohnraum und ein verlässlicher ÖPNV
Damit sich Familien wohlfühlen, ist aber mehr nötig. „Wohnraum muss bezahlbar sein, gerade mit der Rente, für Azubis und Studierende oder Alleinerziehende. Der ÖPNV muss den Bedarfen entsprechen. Wege zur Arbeit, Schule, zum Einkaufen oder Arzt müssen verlässlich, planbar und sicher sein. Wir wollen ein Umfeld schaffen, welches den Bedürfnissen aller gerecht wird und Kindern und Jugendlichen sämtliche Zukunftschancen bietet.“
BFB: Nur wir setzen uns noch für Start des Offenen Ganztags am 1. Januar 2024 ein
„Gerade in den Bereichen Bildung und Sport hat die BFB in der vergangenen Wahlperiode mit Ihren Projekten erheblichen Erfolg gehabt und trägt dazu bei, unseren Ort weiter in eine noch familienfreundlichere Gemeinde zu transformieren“, sagt der Fraktionsvorsitzende Jens Iversen.
„Wir waren die maßgeblichen Antreiber bei dem gemeinsamen Projekt ,Haus des Sports ZUsammenKUNFT’, welches durch das geplante Lehrschwimmbecken endlich eine große Lücke schließen wird. Wir setzten uns für den Neubau des Alstergymnasiums ein, das wir zu einer modernen, zeitgemäßen und sehr gut ausgerüsteten Schule machen wollen.“
Dazu sei die Wählergemeinschaft die einzige politische Kraft, die sich noch für die Einführung des Offenen Ganztags an den Grundschulen zum 1. August 2024 einsetze. „Alle anderen Akteure setzten aktuell die Rahmenbedingungen so, dass dieser Termin nicht zu halten sein wird. In der Folge werden die Horte weiter bestehen bleiben und den Eltern erhöhte Kosten bescheren.“
Grüne: Drei Säulen sollen für Familienfreundlichkeit stehen
Für die Grünen steht ein familienfreundliches Henstedt-Ulzburg auf drei Säulen. „Erstens: Eine hochwertige Kinderbetreuung muss in allen Lebenslagen sichergestellt sein. Das beginnt bei der Verfügbarkeit von Kita-Plätzen ab dem ersten Lebensjahr und endet bei einer Ganztagesbetreuung in der Schule“, sagt Spitzenkandidatin Anja Hampel. „Uns ist es wichtig, dass Betreuung nicht Verwahrung bedeutet, sondern Erzieher:innen die Möglichkeiten haben, sich in der Betreuung intensiv mit den Kindern und Jugendlichen zu beschäftigen und diese in ihrer Entwicklung zu begleiten.“
Zweitens: Schulen müssen „auf einen aktuellen Stand der Technik gebracht werden, der sowohl Lehrer:innen als auch Schüler:innen mitnimmt“. Hampel: „Digitalisierung ist für uns kein Selbstzweck, sondern soll das Lernerlebnis verbessern. Bei der Ausstattung mit Endgeräten setzen wir uns dafür ein, dass alle Kinder und Jugendliche gleichberechtigte Möglichkeiten haben, diese zu nutzen.“
Sie betont: „Wir erkennen die gesellschaftliche Bedeutung des Sports an und setzen uns für ein vielseitiges und bezahlbares Sportangebot ein. Dafür wollen wir Sportstätten erhalten und neue entstehen lassen, auch außerhalb von Sportvereinen (bspw. Haus der ZUsammenKUNFT, Mountainbikestrecke).“
WHU: Sportvereine durch gute Sporthallen und Sportplätze fördern
Die WHU sagt: „Bildungschancen von Anbeginn nutzen durch gute frühkindliche Bildung in den Kitas.“ Weitere Kita- und Krippengruppen seien in Planung, so der Spitzenkandidat Wilhelm Dahmen. „Wir bauen die Grundschulen zu offenen Ganztagsschulen um, in denen Kinder auch nach dem Unterricht gut aufgehoben sind, sich wohlfühlen und gefördert werden. Der Neubau des Alstergymnasiums wird nach neuesten pädagogischen Konzepten geplant, und in allen Schulen erweitern wir seit einigen Jahren die digitale Ausstattung umfangreich.“
Eine attraktive Freizeitgestaltung sei eine Steigerung der Lebensqualität. „Daher fördern und unterstützen wir die örtlichen Breitensportvereine durch Bereitstellung von guten Sporthallen und neu hinzukommenden Sportplätzen, ohne die Freizeitbolzplätze und gemeindeeigenen Spielplätze zu vergessen.“ Auch für den Bau eines Lehrschwimmbeckens setze sich die Wählergemeinschaft ein. Und: „Wir unterstützen ausdrücklich den Ausbau örtlicher Radwegenetze, um besser zu Schule, Arbeit oder in die Natur zu gelangen.“
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FDP: Vertrauensbudgets für Sportvereine – und ein E-Sports-Zentrum
Klaus-Peter Eberhard, Fraktionschef und Spitzenkandidat der FDP, verspricht: „Sport und Bildung werden bei uns ganz großgeschrieben.“ Die Forderung: In allen Gemeindeteilen müssen gute Sportanlagen bestehen. Und, so Eberhard, daher müsse das Areal am Schäferkampsweg auf dem Rhen erhalten bleiben. Ein neuer Ansatz der Liberalen: „Wir geben den Sportvereinen über Vertrauensbudgets mehr Freiheiten und schaffen die Bürokratie ab.“ Auch ein E-Sports-Zentrum, einen Bike-Parcours und für vereinsgebundenen Sport neue Bewegungsräume sind Ziele. „Das ,Haus des Sports’ im Bürgerpark ist unser Herzensprojekt, das wir schnell vorantreiben werden.“
Bei der Bildung sagt Eberhard: Der Neubau des Alstergymnasiums müsse nun vorangehen. Dieses solle mit der Olzeborchschule sowie den dortigen Sport- und Freizeitanlagen zu einem „Campus H-U“ zusammenwachsen – „und damit eine in Schleswig-Holstein einmalige Bildungs- und Freizeitlandschaft werden“. Um digitalen Unterricht zu stärken, schlägt die FDP für jede Schule zudem ein Digitalisierungs-Budget vor. „Und für kleinere Kinder werden wir rund um den künftigen ,Platz der Kinderrechte’ am Dammstücken einen großartigen Spiel- und Erlebnispark schaffen.“
Kommunalwahl: 2018 lag die WHU überraschend vorn
Was am 6. Mai 2018 in Henstedt-Ulzburg geschah, kam einer politischen Sensation gleich. Denn die WHU räumte bei der Kommunalwahl zur großen Überraschung vieler Beobachter regelrecht ab, holte bemerkenswerte zehn Direktmandate und avancierte so zur größten Fraktion. Die CDU war hingegen die Verliererin, schrumpfte von zwölf auf neun Mandate, büßte damit auch den Posten des Bürgervorstehers ein.
Nur: Diese neuen Kräfteverhältnisse währten nicht lange. Anfang 2019 bildete sich in der Großgemeinde ein neuer Ortsverband von Bündnis 90/Die Grünen – und zahlreiche Gemeindevertreter und auch bürgerliche Gremienmitglieder wechselten zeitnah oder im Laufe der Legislaturperiode die Lager. Aktuell sind WHU und Grüne mit jeweils fünf Gemeindevertreterinnen bzw. -vertretern gleich groß.
Henstedt-Ulzburg: Aktuell ist die CDU stärkste Kraft
Die CDU ist die stärkste Kraft, Henry Danielski wurde durch die Machtverschiebungen Bürgervorsteher als Nachfolger von Mariano Cordova. Die Christdemokraten sehen die Grünen nun als stärkste Konkurrenz. Prognosen sind aber erfahrungsgemäß in Henstedt-Ulzburg wenig verlässlich. CDU-Spitzenkandidat ist der pensionierte Polizeibeamte Danielski, bei der SPD ist es Patrizia Giuffrida (Industriekauffrau), bei der WHU Wilhelm Dahmen – auch er war bis zu seinem Ruhestand bei der Polizei.
Für die FDP steht Unternehmer Klaus-Peter Eberhard vorne auf der Liste, bei den Grünen die Bankbetriebswirtin Anja Hampel und bei der BFB Jens Iversen (kaufmännischer Angestellter).