Norderstedt. 220 Häuser und Wohnungen sollen in Norderstedt in Stadtpark-Nähe entstehen. Das Quartier ist zukunftsweisend geplant.
Es ist ein weiteres großes Neubaugebiet in Norderstedt – und die Planungen sind voraussichtlich in wenigen Monaten abgeschlossen. Im nördlichen Harksheide, und zwar im Bereich Falkenbergstraße/Harckesheyde, sollen 220 Reihen- und Stadthäuser sowie Wohnungen entstehen, teils Eigentum, teils zur Miete.
Fast alle Details sind mittlerweile geklärt, wie die jüngste Sitzung des Ausschusses für Stadtentwicklung und Verkehr zeigte, als über den Bebauungsplan 329 beraten wurde. Allerdings muss am 1. Juni, direkt nach der Kommunalwahl, noch ein Beschluss erfolgen, da nicht alle Parteien mit den Formulierungen zur Frage der Energieversorgung einverstanden sind.
Norderstedt: Neues Wohngebiet mit Solardächern – und ohne Gasheizung
Vor Ort war auch Joachim Schaffarzyk, einer der Geschäftsleiter des in Quickborn ansässigen Bauunternehmens. „Eigentlich wollten wir jetzt schon bauen. Wir planen seit 2005 an dem Grundstück“, sagt er. Das ist tatsächlich eine halbe Ewigkeit, bedenkt man, wie sich Norderstedt seitdem verändert hat und wie viele größere Projekte seitdem abgeschlossen worden sind.
Doch der Investor hat mehrere Verzögerungen hinter sich. Einerseits die Pandemie, es fielen wichtige Sitzungen aus, genauso auch Beratungsrunden und andere Termine.
Neues Wohngebiet ist ein Mix aus Geschosswohnungsbau und Reihenhäusern
Und das zweite Problem trat 2019 auf. Die Politik in Norderstedt beschloss – zur Überraschung der Wohnungswirtschaft – die 50-Prozent-Quote für geförderten Wohnraum bei neuen Vorhaben. Ein schlechtes Timing, schließlich wurde der Bebauungsplan für das Schaffarzyk-Projekt wenige Tage später aufgestellt. Also fand man einen Kompromiss von 40 Prozent – umgerechnet 100 Wohnungen. Die weiteren Immobilien werden als Eigentum vermarktet.
„Eine sinnvolle Ergänzung des Wohnungsmarktes in Norderstedt“, so beschreibt die Verwaltung das Vorhaben. Es ist ein Mix aus Geschosswohnungsbau und Reihenhäusern vorgesehen. Dabei werde es entlang der Harckesheyde im nordwestlichen Teil des Quartiers eine dreigeschossige Struktur geben, im angrenzenden südlichen Bereich eine aufgelockerte, zweigeschossige Bauweise mit Reihenhäusern. Auf der anderen Seite der Falkenbergstraße sind sowohl dreigeschossige Stadthäuser als auch zweigeschossige Reihenhäusern geplant mit, so heißt es, „offenem Übergang zur kleinteiligeren Bebauung am Moorweg“.
„Alle Dachflächen werden mit Photovoltaik versehen“
Doch was heraussticht, ist der Fokus auf erneuerbaren Energien. In den Ausführung zum B-Plan heißt es: „Für beide Wohnquartiere ist eine Wärmeversorgung über Luft-Wärme-Pumpen sowie Photovoltaik/Solar geplant. Alle zur Verfügung stehenden Dachflächen werden mit Photovoltaik- und Solaranlagen versehen. In den Tiefgaragen werden außerdem die Voraussetzungen für Stromanschlüsse für Elektrofahrzeuge an jedem Stellplatz geschaffen.“
Das sind Vereinbarungen, die vor wenigen Jahren wohl kaum so zustande gekommen wären. Und doch will die SPD noch eine weitergehende Formulierung im Text der Satzung für den B-Plan zu den Vorgaben für Photovoltaik und Solarthermie. „Wir wollten eine Präzisierung haben“, so Nicolai Steinhau-Kühl. Bisher ist es den Sozialdemokraten zu vage, was dort eher technisch formuliert wird. Unter anderem: „Anlagen zur Nutzung solarer Strahlungsenergie und Dachbegrünungen sind zulässig.“
Investor: „Wir können ja keine Gasheizungen mehr einbauen“
Joachim Schaffarzyk überrascht das. Für ihn gibt es da keine Unklarheiten. „Wir hatten uns bereit erklärt, das auf jeden Fall zu machen. Das war für uns schon vorher klar, wir können ja keine Gasheizungen mehr einbauen.“ Denn: Ab 2024 sollen alle Heizungen zu mindestens 65 Prozent mit erneuerbaren Energien betrieben werden. In diesem Jahr soll das entsprechende Bundesgesetz verabschiedet werden, dieses zieht bekanntlich das intensiv diskutierte, mittel- bis langfristige Aus für Gasheizungen nach sich.
Gekoppelt mit zu erwartenden Fördermöglichkeiten und der sowieso hohen Nachfrage von Privathaushalten für Solaranlagen ist klar, dass Investoren für neue Quartiere hier umdenken. Auch wenn es möglicherweise in Schleswig-Holstein – anders als in Hamburg – keine Pflicht für Photovoltaik bei neuen Wohngebäuden geben wird oder eine solche Regelung auch nicht durch die Bundesregierung eingeführt wird.
Norderstedt: „Shared Space“ im neuen Wohngebiet
Die Erschließung des Neubaugebietes ist dafür bereits beschlossen. Diese wird nach dem Prinzip „Shared Space“ sein, der vorgelegte Entwurf wurde mit großer Mehrheit abgesegnet. Sowohl von der Falkenbergstraße als auch von der Harckesheyde wird es Stichstraßen mit Wendekehren geben.
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Im Sinne der Gleichberechtigung aller Verkehrsteilnehmer ob nun Auto, Rad oder Fußgänger, wird auf separate Gehwege verzichtet. Beide Erschließungsstraßen werden jeweils 13 öffentliche Besucherparkplätze haben. Für den Fuß- und Radverkehr wird es Verbindungswege zum Grünzug Richtung Stadtpark sowie zur Kleekoppel geben.
Attraktiv ist das Quartier auch, weil sich der Stadtpark in direkter Nachbarschaft befindet und zu Fuß erreicht werden kann. „Anfragen haben wir jede Menge. Aber alle fragen nach den Preisen. Und da können wir noch nichts sagen“, sagt Joachim Schaffarzyk. Die hohen Baukosten plagen die Branche. Doch Zahlen kann das Unternehmen erst nennen, wenn die Ausschreibungen und Auftragsvergaben erfolgt sind. Vorher muss allerdings die Politik in Norderstedt die nötige Vorarbeit leisten.