Norderstedt. Seit Monaten kann der Müllentsorger des Kreises Segeberg keine Rechnungen verschicken. Millionen fehlen in der Kasse.

Die peinliche Computer-Panne beim Wegezweckverband des Kreises Segeberg (WZV) wird für den Müllentsorger langsam zur ernsten finanziellen Belastung. Seit Anfang des Jahres kann der Zweckverband aufgrund von IT-Problemen keine Gebührenbescheide oder Rechnungen an seine etwa 65.000 privaten Kundinnen und Kunden oder die 2400 Gewerbekunden verschicken. Die Folge: Pro Quartal fehlen dem WZV derzeit 10 Millionen Euro an liquiden Mitteln.

Befürchtungen, wonach dem WZV bei anhaltenden Computerproblemen am Ende das Geld ganz ausgehen könnte, möchte Ceyda Oguz, Bereichsleiterin der Abfallwirtschaft und der Abfallanlagen beim WZV, gerne zerstreuen. „Auf jedem neuen Weg warten aber unvorhersehbare Herausforderungen“, sagt Oguz. „Bei der Einführung des neuen ERP-Projekts, welches eine umfassende Digitalisierung gewährleisten soll, ist es zu deutlichen Verzögerungen gekommen.“

Müllabfuhr: Peinliche IT-Panne bringt WZV in finanzielle Schieflage

Was sie meint ist die Digitalisierung der Verwaltungsabläufe beim WZV, „einem weiteren Baustein auf dem Weg zu Prozessoptimierung und Effizienzsteigerung“. Seit 2021 werde intensiv daran gearbeitet. Nun hapert es bei einer Schnittstelle zwischen den Bereichen Finanzen und Abfallwirtschaft und Bescheide und Rechnungen stecken digital fest.

„Natürlich haben wir deswegen auch schon zahlreiche Nachfragen von unseren Kunden. Gerade nach der Einführung des neuen Gebührenmodells möchten diese wissen, was an Kosten jetzt auf sie zukommt“, sagt Oguz. Denn mit Beginn des Jahres 2023 wird beim WZV nicht mehr pauschal eine Gebühr für die Müllentsorgung erhoben. Vielmehr wird jede Restmüllleerung einzeln berechnet, dazu eine Grundgebühr pro Haushalt und eine feste Gebühr für die Biotonne. Müllvermeiden wird also theoretisch belohnt.

Der WZV arbeite mit Hochdruck daran, die Gebührenbescheide möglichst zeitnah zu erstellen. Oguz hofft auf den Mai, kann das aber nicht garantieren. Die nicht überwiesenen Einnahmen der Kundinnen und Kunden reißen ein großes Loch in die Kasse des WZV. „Es ist richtig, dass dem WZV momentan rund zehn Millionen Euro pro Quartal an Einnahmen fehlen“, sagt Oguz.

Seit vier Monaten stecken Bescheide und Rechnungen digital fest

Sie versichert aber, dass der Zweckverband über ausreichend vorhandene Mittel verfüge, um den laufenden Geschäftsbetrieb noch bis ins dritte Quartal hinein zu gewährleisten. Doch dann könnte es mutmaßlich eng werden, sollten die IT-Probleme bis dahin nicht behoben und die Bescheide und Rechnungen immer noch nicht versandt worden sein.

Um grundsätzlich auf mögliche Engpässe reagieren zu können, wenn die EDV-Probleme sich länger als jetzt angenommen hinziehen sollten, hat der WZV-Hauptausschuss vorsorglich einen Kassenkredit für den Zweckverband genehmigt. „Das bedeutet, dass der WZV nunmehr die Möglichkeit hätte, kurzfristig die Liquidität zu verbessern, wenn es notwendig werden sollte, was derzeit jedoch noch nicht der Fall ist“, sagt Oguz.

Müllabfuhr: Jetzt steigen auch noch die Personalkosten erheblich

Zusätzlich zu den momentan fehlenden Einnahmen sieht sich der WZV nun auch steigenden Personalkosten gegenüber. Die Tarifverhandlungen im öffentlichen Dienst stehen kurz vor dem Abschluss. Auch wenn der erzielte Einigungsvorschlag der Schlichtungskommission noch nicht abschließend von den Gewerkschaftsmitgliedern angenommen wurde, steht bereits fest, dass auf den WZV mit seinen mehr als 300 Mitarbeitern deutliche Steigerungen im Bereich der Personalkosten zukommen.

Doch Ceyda Oguz sieht den WZV dafür gut aufgestellt. Es habe sich bereits im letzten Jahr abgezeichnet, dass die Lohnentwicklung in diese Richtung gehen würde. Deswegen habe der Zweckverband vorgesorgt und im Haushaltsplan entsprechende Mittel eingestellt. Man sei für einen Abschluss in der zu erwartenden Höhe vorbereitet.