Kreis Segeberg. Die WZV-Kunden können selbst entscheiden, wie viel Gebühren sie zu zahlen haben. Warum es für einige aber auch teurer wird.

Müllentsorgung im Kreis Segeberg: Seit dem 1. Januar 2023 ist alles anders. Jetzt haben es die Haushalte selbst in der Hand, wie viel Geld sie dafür bezahlen. Je weniger Leerungen, desto günstiger wird die Müllabfuhr – und dafür muss niemand Formulare ausfüllen. Über einen Chip an der Mülltonne wird in der Zentrale des WZV festgehalten, wie oft jede Mülltonne pro Haushalt geleert wird. Ungewöhnlich: Gebührenbescheide wurden noch nicht verschickt.

Wie teuer oder günstig wird die neue Form der Müllentsorgung? Diese Frage stellen sich viele Bewohner des Kreises – allerdings nicht die Menschen in Norderstedt: Dort ist nicht der Wege-Zweckverband (WZV), sondern die Stadt für die Müllbeseitigung zuständig. Viele andere können hoffen, dass sie unter dem Strich weniger zahlen.

Kreis Segeberg: Gebührenbescheide für die Mülltonne mit Chip verzögern sich

Wer vom 14-Tage-Rhythmus abweicht und die Restabfallltonne nur alle vier Wochen oder noch seltener an die Straße zur Abfuhr bereit stellt, spart Geld. Das neue Modell „trennt:aktiv“ wurde eingeführt, um das Gebührensystem durchschaubarer zu machen.

Zunächst aber ist es nur wenig durchschaubar: Niemand hat bisher einen Jahresgebührenbescheid erhalten. Gewöhnlich wurden sie Anfang bis Mitte Januar eines jeden Jahres verschickt, bis jetzt aber hat sich noch nichts getan. Es wird sich vermutlich auch in den nächsten Wochen nichts tun. „Aufgrund der umfangreichen Umstellungen wird sich der Versand der Gebührenbescheide möglicherweise bis in die zweite Jahreshälfte ziehen“, teilt WZV-Sprecherin Julia Büttner auf Anfrage mit.

Nur drei Abschlagszahlungen in diesem Jahr

Nachzahlen müssen die Kunden deshalb allerdings nicht: Es wird in diesem Jahr nur drei Abschlagszahlungen geben. Im kommenden Jahr wird alles verrechnet, wobei dann auch die Leerungsintervalle in die Berechnungen einfließen. Die Abschlagszahlungen in diesem Jahr richten sich nach den zuletzt geleisteten Zahlungen im vergangenen Jahr.

Für einen Abfallmengen-Vergleich ist es noch zu früh. Julia Büttner: „Das erste Quartal ist für einen nüchternen Jahresvergleich mit einem detaillierten Abfallmengenvergleich etwas herausfordernd, da im Januar oftmals noch Weihnachtsabfälle abgeholt werden. Einen wirklichen Vergleich können wir somit vermutlich erst in einigen Monaten ziehen.“ Herausgestellt habe sich aber, dass Abfallkunden das Einsparpotenzial bei der Restmüllabfuhr nutzten.

Per Chip und Responder werden alle Entleerungsdaten sofort in die Zentrale gemeldet

Um das festzustellen, wird von den Mitarbeitern der Müllentsorgung keine Strichliste geführt. Die Registrierung erfolgt automatisch: Für die Datenübertragung sorgt ein gelber Chip, der bereits vor zwei Jahren unterhalb des Mülltonnenrandes angebracht worden ist. Gelesen werden darauf abgespeicherte Daten wie Name, Adresse und Kundennummer von Respondern an den Hebevorrichtungen des Müllsammelfahrzeugs.

Diese Daten laufen in der WZV-Zentrale in Bad Segeberg auf. Sie werden dort sofort ausgewertet und festgehalten. Die WZV-Kunden können nur hoffen, dass die jeweiligen Leerungen auch richtig registriert werden. Deshalb wird beim WZV auch immer wieder diese Frage gestellt: „Kann ich sicher sein, dass mir nicht zu viele Entleerungen in Rechnung gestellt werden?“

Bewohner von Mehrfamilienhäusern zahlen mehr

Julia Büttner kann diese Bedenken zerstreuen: „Hierzu geben wir die Auskunft, dass die Chipnummer einmalig vergeben ist und nur Entleerungen gezählt werden, bei denen der Chip vom System ordnungsgemäß gelesen und somit identifiziert wurde. Nur dadurch können diese Daten in unser System gelangen.“ Für Skepsis hat sie Verständnis: „Wir schlagen den Bürgern vor, sich gerne die Entleerungstage zu notieren.“

Ein Großteil der Haushalte hat es in der Hand, künftig weniger Abfallgebühren zahlen zu müssen. Eine Grundgebühr von 60 Euro pro Haushalt muss allerdings gezahlt werden: Der WZV geht davon aus, dass jeder Haushaltsangehörige mindestens 360 Liter Restabfall im Jahr erzeugt. Alle, die in einem Mehrfamilienhaus wohnen, zahlen allerdings drauf. Sie haben es nicht in der Hand, die Abfuhrintervalle individuell zu gestalten und müssen Großraumbehälter befüllen.

Der WZV-Recyclinghof Norderstedt an der Oststraße. Hier können Garten- und Sperrmüll angeliefert werden.
Der WZV-Recyclinghof Norderstedt an der Oststraße. Hier können Garten- und Sperrmüll angeliefert werden. © Wolfgang Klietz

75 Prozent mehr Sperrmüllanlieferungen seit Januar

Neu ist auch das System der Sperr- und Gartenmüllabfuhr. Auf den Recyclinghöfen in Norderstedt, Schmalfeld und Bad Segeberg werden pro Anlieferung und Privathaushalt aus dem Kreis Segeberg zwei Kubikmeter kostenfrei angenommen. Wer Sperrmüll oder Gartenabfall nicht selbst anliefern möchte, kann diesen weiterhin gegen eine Transportpauschale zuhause abholen lassen. Eine kostenlose Abholung gibt es nicht mehr. Dafür hatte es im Vorfeld der Einführung erhebliche Diskussionen und Kritik aus dem Reihen der dem Verband angeschlossenen Städte und Gemeinden gegeben.

Die Folgen dieser Systemänderung hat der WZV im ersten Quartal 2023 gespürt: Im Vergleich zum ersten Quartal 2022 hat es rund 75 Prozent mehr Sperrmüllanlieferungen gegeben., im Bereich des Strauchguts waren es etwa 70 Prozent. Julia Büttner: „Damit haben deutlich mehr Kunden ihren Sperrmüll und Gartenabfälle selbst abgeliefert.“

Viele Anrufe und Beschwerden habe es vor allem zu Beginn des Jahres gegeben, berichtet die WZV-Sprecherin. Das habe sich inzwischen aber relativiert: „Mittlerweile haben wir nur noch selten richtige Beschwerden unser Bürger. Hierbei handelt sich meistens um Reklamationen zu den vorgenommenen Entleerungen oder individuell Beratungswünsche wie Kosten gespart und Behältervolumen angepasst werden können.“