Tangstedt. Heizungen, Nahwärme, Genossenschaft: Warum in Tangstedt die Meinungen über die Strategie für den Ort auseinandergehen.

Günstig, klimafreundlich und unabhängig: So wollen die Menschen ihre Heizung am liebsten. So auch in Tangstedt. Allerdings streitet die Politik in der Gemeinde in diesem Frühjahr über die beste Strategie für ihre gewünschte „kommunale Wärmeplanung“. Kürzlich hatten die Grünen bereits dafür geworben, nicht nur die kommunalen Gebäude auf erneuerbare Energien umzustellen, sondern ein Nahwärmenetz zu schaffen für künftige Wohngebiete und auch die bereits bestehenden. Und über Energiegenossenschaften sollten alle profitieren.

Per Dringlichkeitsantrag von Grünen, FDP und SPD sollte die Gemeindevertretung beschließen, einen externen Fachmann zu beauftragen, um Anbieter von Machbarkeitsstudien zu betreuen, aber auch eine umfangreiche Bürgerbeteiligung vorzubereiten. Ebenso hätte die Standortsuche für Nahwärme zum Auftrag gehört.

Politik streitet: Braucht Tangstedt eigene Wärmeversorgung?

Zu diesem Beschluss kam es nicht. Die Verwaltung sah keine dringliche Sache. Was am 5. April aber – und das einstimmig – durchkam, war ein gemeinsamer Vorstoß von CDU und Bürgergemeinschaft, dem auch die anderen Fraktionen zustimmten. Dieser besagt: Es soll ein kommunaler Wärmeplan durch ein externes Fachbüro erstellt werden. Für die Ausschreibung ist das Amt verantwortlich. Pro Einwohner ist mit Kosten von 7,50 Euro zu rechnen. Bis zum 31. Dezember 2022 ist eine Förderung von 90 Prozent möglich. Der Wärmeplan soll die Grundlage sein für Planungen zu einer Infrastruktur im Sinne von erneuerbaren Energien.

Stefan Mauel, Fraktionschef Bündnis 90/Die Grünen, fordert mehr Tempo – es sollten bereits jetzt Standorte für ein Nahwärmenetz gesucht werden.
Stefan Mauel, Fraktionschef Bündnis 90/Die Grünen, fordert mehr Tempo – es sollten bereits jetzt Standorte für ein Nahwärmenetz gesucht werden. © Christopher Herbst

Arne Müssig, Fraktionschef der CDU, erklärt den Unterschied zum Vorstoß der Grünen: „Warum müssen wir jetzt den zweiten, dritten, vierten Schritt gehen, warum warten wir nicht den ersten ab? Die kommunale Wärmeplanung ist ein offizielles Planungsinstrument des Landes, sie ist für größere Orte wie Norderstedt verpflichtend, kleinere können es freiwillig machen, wenn der Fördertopf ausreichend ist.“

CDU: Machbarkeit für gemeinsame Wärmeversorgung prüfen

Die CDU spricht sich für eine Analyse aus: Wie wird in den Tangstedter Haushalten geheizt, wie alt sind die Heizungen, werden sie eventuell ersetzt? Müssig: „Und wie ist der Gesamtbedarf für die Gemeinde, wie ist es in den Ortsteilen?“

Er schränkt ein: „Wir sehen es nicht als Daseinsvorsorge. Es ist nicht die Aufgabe der Gemeinde, jeden Privathaushalt dazu zu bringen, die Heizkosten zu senken. Natürlich sind wir bestrebt, die Machbarkeit zu prüfen, ob es sinnvoll ist, eine gemeinsame Wärmeversorgung aufzubauen. Es muss halt passen – die Lindenallee sehe ich realistisch.“ Das geplante neue Quartier dort könnte perspektivisch ein Modellprojekt sein, das sehen alle Fraktionen so.

Genossenschaften nicht mit Beteiligung der Gemeinde

Genossenschaften sind aus Sicht der CDU kein Thema für die öffentliche Hand. „Wir als CDU sehen das kritisch. Natürlich ist es wünschenswert, dass sich Bürger zusammenschließen, um tätig zu werden. Es ist aber nicht die Aufgabe der Gemeinde, das zu finanzieren. Deswegen diskutieren wir sehr intensiv über den Antrag.“

Am Mittwoch, 26. April, ist wieder Gemeindevertretung (19.30 Uhr, Rathaus). Grüne, FDP und SPD wollen ihren Antrag zwar wieder vorbringen, eine Mehrheit ist aber nicht in Sicht. „Die CDU verhält sich unkooperativ“, sagt Stefan Mauel, Fraktionsvorsitzender der Grünen. Seine Angst: „Wir sind zu spät dran und die 90 Prozent Förderung gehen uns durch die Lappen. Wir wollen keinen Prüfauftrag, sondern die kommunale Wärmeplanung.“

Wärmeplanung Tangstedt: Grüne, FDP und SPD warnen vor Zeitverlust

Volker Rohlfing (FDP) sieht „unterschiedliche Vorstellungen über den Zeitablauf“. Die Gemeinde selbst sei potenziell der größte Abnehmer von Energie im Ort, also sei auch der Zeitpunkt gekommen, sich zu positionieren. „Das Ergebnis einer Untersuchung kann Monate dauern. Ich bin überzeugt: Kommunen, die sich jetzt nicht auf den Weg machen, werden finanzielle Einbußen haben.“

Für die SPD sagt Eva-Maria Schmidtkunz: „Ich sehe es nicht als schlimm, wenn sich die Gemeinde an einer Genossenschaft beteiligen würde. Das wäre im Sinne der Bürger. Man tut es ja nicht, um sich zu bereichern, sondern um bezahlbare Energie zu haben. Wir müssen an einer autarken Wärmeversorgung arbeiten. Öl- und Gasheizungen sind nicht mehr zeitgemäß.“