Henstedt-Ulzburg. In Henstedt-Ulzburg sitzt Deutschlands erfolgreichster Versandhandel für Naschkram aller Art. Das Abendblatt hat die Firma besucht.
- Seit 2004 im Geschäft, bietet World of Sweets Süßigkeiten für jeden Geschmack
- Kunden finden hier gängige Marken und echte Exoten im Angebot
- Schokohasen zu Ostern oder Naschereien aus anderen Ländern begeistern Käufer
Ungefähr 30 Kilogramm Süßigkeiten essen Deutsche pro Kopf im Jahr. Umgerechnet sind das etwa 171 Packungen Gummibärchen, 300 Tafeln Schokolade. Oder 2500 Lollis – je nach Präferenz. Momentan wären es Osterartikel jeglicher Couleur. Es gibt in Henstedt-Ulzburg im Kreis Segeberg ein Unternehmen, das wirklich für jeden Geschmack, sei er noch so speziell, etwas im Lager hat.
Nämlich der bundesweit größte Onlinehandel für Süßwaren mit weit über einer halben Million Bestellungen pro Jahr: World of Sweets. Wer wie Bürgermeisterin Ulrike Schmidt und Wirtschaftsförderer Sebastian Döll durch die endlosen Regal-Reihen geht, muss schon viel Selbstdisziplin haben, um nicht schwach zu werden.
Markus Heide ist Inhaber und Geschäftsführer. „World of Sweets wurde 2004 in Norderstedt als Lakritz-Versender gegründet. Das fing als Hobby an, neben meinem Job.“ Er ist studierter Wirtschaftsinformatiker, war lange im E-Commerce tätig. Die Idee mit den Lakritzen kam ihm, weil sein Schwiegervater die Coppernicus-Apotheke am Herold-Center führte, die dann an Heides Frau Wiebke überging. Und dort gibt es eben die schwarzen Kostbarkeiten.
Henstedt-Ulzburg: Süßigkeiten online – So wurde World of Sweets zum Marktführer
Aber das war eben nur der Anfang. „Wir sind schnell von 30 auf 9000, bei einer Saison auf 10.000 Artikel gewachsen.“ Mittlerweile können auch Energy- und Softdrinks, Cerealien, Tee oder Kaffee für das tägliche Frühstück geordert werden. „Alles online“, betont er. Einen Lagerverkauf gab es nur zeitweise, als die Firma noch in Norderstedt ansässig war, das wurde dann verworfen.
Aus Henstedt-Ulzburg gehen die Pakete an die unterschiedlichsten Abnehmer – zu 90 Prozent aus Deutschland. Privatbestellungen gibt es viele, es ist möglich, sich individuelle Mixe zusammenzustellen. Über die Suche kann auch nach Kategorien wie vegan, halal oder zuckerfrei sortiert werden. „Was man früher für 5 oder 10 Pfennig gekauft hat, gibt es online noch.“
Das Unternehmen macht bisher nur online Werbung
Doch auch Kioske, Hotels, andere Firmen, Schwimmbäder sind Kunden. Die Haribo-Minitüte auf dem Kopfkissen, auch die muss ja irgendwo herkommen. „Egal, was sie zu Süßigkeiten googeln, wir stehen immer weit oben. Die Leute kommen auf uns, weil wir im Internet Werbung machen“, sagt Markus Heide. Offline wurde noch nie geworben. „Der nächste Schritt wäre zum Beispiel Fernsehwerbung.“
Neben den gängigen Marken und nostalgischen Produkten umfasst das Angebot auch exotische Süßigkeiten aus aller Welt, die Menschen vielleicht im Urlaub kennengelernt haben. „Wir importieren nicht selber, noch nicht. Aber das ist angedacht, um die Verfügbarkeit zu gewährleisten“, so der Firmenchef. Gerade Artikel aus den USA sind manchmal schwer zu bekommen. Wer sich an etwas Neues trauen möchte, wagt sich aber nicht an Fruchtgummis, sondern an Spezialitäten wie die Insektenriegel – echt mit Buffalowürmern, einer Käferlarvenart.
Derzeit dominieren aber die nahenden Osterfeiertage, die Paletten mit Schokohasen sind unübersehbar. „Im Moment schicken wir um die 3000 Pakete am Tag raus.“ Binnen zwei bis drei Tagen, manchmal auch innerhalb 24 Stunden, werden die Artikel zugestellt. In der Regel über DHL, manchmal UPS, bei großen Lieferungen dann mit der Spedition Kühne & Nagel.
World of Sweets: In diesem Jahr soll der Umsatz auf über 40 Millionen Euro wachsen
Die wichtigste Saison ist indes Weihnachten. „Wir machen die Hälfte unseres Umsatzes ab Oktober.“ 2022 waren es 38 Millionen Euro und die Zahlen steigen – „Wir wachsen". so Heide. Das war während der Pandemie schon so, hat sich nun aber nicht verändert. Er spricht von „zehn bis 20 Prozent im Jahr“. Die Auswirkungen globaler Krisen spürt World of Sweets dennoch. „Wir werden auch teurer, weil die Einkaufspreise steigen, Zucker und Schokolade sind teurer, die Logistik, wir bekommen die Preiserhöhungen reingedrückt.“
120 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter hat World of Sweets. Was für Logistik ungewöhnlich ist: Es gibt nur eine Schicht. Die meisten sind im Lager tätig. Dort huschen sie mit Einkaufswagen durch die Gänge, arbeiten die Bestellzettel ab. Eine Halle weiter wird alles in nummerierte Boxen gelegt, im nächsten Schritt dann sorgfältig verpackt und über das Fließband zur Abfertigung weitergeleitet.
„Wir suchen immer neue Fachkräfte“, sagt Markus Heide. Azubis gebe es derzeit zwar nicht, das sei aber grundsätzlich möglich, ob nun im Lager oder im kaufmännischen Bereich. Dass die Konkurrenz in der näheren Umgebung groß ist – Rewe, Netto oder Boeing haben hier Logistikzentren – und durchaus auch mehr zahlen kann, weiß Heide. Aber: „Gehalt ist nicht alles. Die Arbeitszeit und das Miteinander spielen eine große Rolle. Da punkten wir, ich mache mir keine Sorgen.“
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Henstedt-Ulzburg: Gemeinde sichert World of Sweets Unterstützung zu
Die Erfolgsgeschichte ist auch für Henstedt-Ulzburg ein Aushängeschild. „Wir freuen uns, dass dieser erfolgreiche Betrieb bei uns beheimatet ist“, sagt Bürgermeisterin Ulrike Schmidt. Nicht nur, weil hier Arbeitsplätze entstanden sind. „Außerdem gehört die Gewerbesteuer neben der Einkommensteuer zu den großen Einnahmeposten der Gemeinde. Damit können wir unser Leistungsangebot mit den Dienstleistungen im Rathaus, den Straßenunterhalt sowie die Pflege der Grünanlagen aufrechterhalten, auch zusätzliche Angebote in Sport und Kultur unterstützen.“
Man wolle das Unternehmen weiter unterstützen. Und das könnte perspektivisch auch nötig sein. Um eine Halle wurde der Sitz bereits erweitert. Irgendwann könnte es aber zu eng werden – was wiederum ein Thema für die Wirtschaftsförderung der Gemeinde wäre.