Norderstedt. In das Reetdachhaus an der Ulzburger Straße wird ein indisches Restaurant einziehen. Was es bietet und wann es eröffnet.

Gehobene indische Küche statt rustikal-deutsches Essen: Das alte Reetdachhaus an der Ulzburger Straße 476 A in Norderstedt, in dem sich bis Ende Dezember das Restaurant„Binnen un Buten“ befand, hat einen neuen Pächter. Sukhdev Singh, Gastronom aus Hamburg, ist jetzt Mieter der Immobilie. Er trifft derzeit die Vorbereitungen für den Start seines neuen Lokals, das „Haveli“ heißen wird. Voraussichtlich Ende Mai soll es eröffnen.

Derzeit sind die Arbeiten in dem historischen Gebäude in vollem Gange. Fußböden wurden abgeschliffen, die Wände in den Gasträumen neu gestrichen – sie sind nun hellbraun und nicht mehr weiß. Hinter dem Haus, im Bereich der Terrasse, wird gegraben.

Restaurant Norderstedt: Neuer Pächter – Aus dem „Binnen un Buten“ wird das „Haveli“

Sukhdev Singh steht in der Küche. „Hier werden bald zwei Tandoor-Öfen eingebaut“, sagt der Gastronom und deutet auf den Boden. Die Geräte hat er in Großbritannien bestellt – und bald sollen darin auf traditionelle Art indische Gerichte zubereitet werden.

„Gehobene indische Küche aus der Region Punjab“ will er künftig bieten, dafür wird er selbst in der Küche stehen, zusammen mit drei weiteren Köchen aus Indien. Einer von ihnen ist ein „ausgebildeter Sternekoch“, wie Sukhdev Singh sagt.

Neue Wandfarbe, abgeschliffener Boden: Die Arbeiten im ehemaligen „Binnen u Buten“ sind im Gange.
Neue Wandfarbe, abgeschliffener Boden: Die Arbeiten im ehemaligen „Binnen u Buten“ sind im Gange. © FMG | Claas Greite

Sukhdev Singh betreibt derzeit den „Gyros-Grill Santorini“ in Hamburg-Dulsberg

Singh selbst ist ebenfalls schon seit Jahren als Gastronom tätig. Der 50-Jährige, der in den 90er-Jahren aus Indien nach Deutschland kam, lebt mit Ehefrau Satjinder Kaur und zwei Söhnen in Hamburg-Bramfeld. Seit 2004 betreibt er den „Gyros-Grill Santorini“ im Stadtteil Dulsberg, in der Nähe der S-Bahn-Station Friedrichsberg. Das will er „mittelfristig“ aufgeben und sich dann ganz dem „Haveli“ widmen.

Wie der Name vermuten lässt, handelt es sich beim „Santorini“ um ein griechisches Restaurant – in Norderstedt möchte Singh nun die Küche seines Herkunftslandes anbieten. „Das war ein langgehegter Wunsch von mir und meiner Familie“, sagt er. Um den zu realisieren, hatte er schon eine Weile Ausschau nach einem geeigneten Objekt gehalten. In Norderstedt wurde er dann fündig: „In dieses Reetdachhaus habe ich mich gleich verliebt“, sagt er.

Flensburger Brauerei wird gastronomischer Partner des „Haveli“

Singhs gastronomischer Partner ist die Flensburger Brauerei. Wie schon im „Gyros-Grill Santorini“ soll es auch im „Haveli“ Flensburger Bier vom Fass geben. Klaus Limberts, Bezirksleiter Gastronomie bei Flensburger, kennt Singh seit Jahren und unterstützt ihn beim Aufbau des neuen Restaurants. Und er leistete auch ein bisschen Überzeugungsarbeit bei Hildegard Waack, der langjährigen Eigentümerin der Immobilie, die diese mittlerweile an ihren Sohn Bernhard Waack überschrieben hat.

Hildegard Waack, die in dem Haus aufwuchs und dort auch ab 1989 die legendäre Künstlerkneipe „Kuckucksei“ betrieb, hatte eigentlich eher einen Betreiber im Sinn, der wieder traditionell deutsche Küche anbietet. „Ich fänd es gut, wenn man in diesem Haus auch mal ein Bauernfrühstück essen kann“, sagte sie dem Abendblatt.

„Binnen un Buten“ war seit 2010 in dem Haus – Warum es schließen musste

Rustikal-deutsche Küche hatte auch das „Binnen un Buten“ angeboten, das seit 2010 in dem Haus ansässig war. Indes: Gastronom Detlef Berg, der in Norderstedt auch das „Hof Immenhorst“ betreibt, sah sich Ende Dezember zum Aufgeben gezwungen, „schweren Herzens“, wie er sagte. Als Hauptgrund gab Berg den Fachkräftemangel an. Zwei Köche waren krankheitsbedingt dauerhaft ausgefallen und er fand keinen Ersatz. So musste er das Restaurant, das eigentlich gut lief, schließen.

Das „Hof Immenhorst“ betreibt Berg aber weiter – und nun kommt auch wieder neues Leben ins ehemalige „Binnen un Buten“. Ein Bauernfrühstück wird man dort ab Mai wohl eher vergeblich suchen, aber Hildegard Waack ließ sich dann doch von Sukhdev Singhs Konzept überzeugen. Ende Februar wurde der Pachtvertrag unterschrieben.

Auch das „Haveli“ soll ein Ort für Familienfeiern sein

„Wir haben Frau Waack versprochen, dass der besondere Charakter des Hauses erhalten bleibt“, sagt Klaus Limberts. Und so will man zwar, bei der Einrichtung und auch der Neugestaltung der Terrasse, einige „indische Akzente“ setzen, so Limberts. Aber „behutsam“, wie er versichert.

An anderer Stelle will man an das Konzept der Vorgänger anknüpfen. Wie das „Binnen un Buten“ und früher das „Kuckucksei“, soll auch das „Haveli“ ein Ort für Familienfeiern, Geburtstage und Hochzeiten werden. „Die Singhs sind eine sehr gastfreundliche Familie, die freuen sich darauf“, sagt Klaus Limberts. Und so wird es auf der Terrasse künftig auch eine kleine Bühne geben, „zum Beispiel für Live-Musik“, sagt Sukhdev Singh.

Auch die Terrasse wird umgestaltet, hier wird eine kleine Bühne gebaut.
Auch die Terrasse wird umgestaltet, hier wird eine kleine Bühne gebaut. © FMG | Claas Greite

Restaurant Norderstedt: Was bedeutet eigentlich „Haveli“?

Bleibt die Frage, was der Name des neuen Restaurants eigentlich bedeutet. Als „Haveli“ bezeichnet man in Indien historische, oft prächtig gestaltete Wohnhäuser, in denen einst Fernhändler lebten – in etwa vergleichbar mit einem norddeutschen Kontorhaus.

Ein „Haveli“ in dem alten Norderstedter Reetdachhaus – ein wenig knüpft das sogar an dessen Geschichte an. Immerhin war das Gebäude, das vermutlich Mitte, Ende des 19. Jahrhunderts erbaut wurde, früher einmal ein „Utspann“, also eine Pausenstation für Postkutschen. Und auch sonst gibt es vielleicht gar keinen so großen Kontrast zwischen dem Gebäude und dem, was darin künftig gekocht wird: „Reetdachhäuser gibt es auch in Indien“, sagt Sukhdev Singh.