Norderstedt. Nun zeigen Sensoren an, wie voll die Sammelcontainer in Norderstedt sind. Wie die Sauberkeit und die Bürger davon profitieren sollen.
Immer mehr Müll landet nicht in, sondern neben den Sammelcontainern und in der Feldmark. 424 Mal mussten Mitarbeiter des Betriebsamtes im Vorjahr ausrücken, um zu entsorgen, was Müllsünder unerlaubt an den 17 Norderstedter Wertstoffinseln oder in der Natur weggeschmissen haben – eine rekordverdächtige Einsatzzahl. „Normalerweise sind es gut 350 Einsätze wegen illegaler Müllablagerungen im Jahr, im Schnitt einer pro Tag“, sagt Martin Sandhof, Leiter des städtischen Betriebsamtes.
Die Palette unerlaubter Müllablagerungen reicht vom Pappkarton bis zu Bauschutt und Reifen. Ein Extremfall von Umweltsünde forderte die Mitarbeiter des Betriebsamtes vor fast vier Wochen. Unbekannte hatten Müll gleich säckeweise in der Landschaft an der Stöckertwiete entsorgt, Holz und Plastik inklusive.
Müll Norderstedt: 424 Einsätze wegen illegaler Entsorgung – Negativrekord
Über die Gründe für die zunehmende Vermüllung lässt sich, so Sandhof, nur spekulieren: „Profis wollen möglicherweise die Entsorgungskosten dafür sparen, dass sie ihre Abfälle auf unserem Recyclinghof abgeben. Im privaten Bereich ist es Bequemlichkeit. Wenn der Papiercontainer voll ist, werden die Kartons einfach daneben gestellt, anstatt die nächste Wertstoffinsel anzusteuern.“
Und: Der WZV habe das Angebot an Sammelcontainern deutlich verringert, sodass die Bewohner im Kreis Segeberg mit ihrem Altpapier und ausrangierter Kleidung alleingelassen werden. Sie müssten weite Strecken zu den ihnen zugewiesenen Wertstoffhöfen fahren oder sie nutzten illegal die Entsorgungsmöglichkeiten in anderen Orten wie Norderstedt.
Sensoren und Abfall-App informieren, wie voll die Container sind
Doch die Stadt gibt im Kampf gegen die Vermüllung und für Sauberkeit nicht auf und zündet nun die nächste Stufe: Das Betriebsamt stattet mehrere Sammelcontainer für Altpapier und Pappe sowie Alttextilien mit Füllstandsensoren aus. Sie messen, wie voll die Sammelbehälter sind und geben die Infos über die Abfall-App des Betriebsamtes weiter an die Norderstedter und Norderstedterinnen.
„Wer die Abfall-App Norderstedt nutzt oder herunterlädt, kann noch zu Hause feststellen, an welcher Wertstoffinsel noch Platz ist. Das spart unnötige Wege, reduziert die Kosten und den Aufwand für die Beseitigung der illegalen Müllablagerungen und trägt zu einer sauberen Stadt bei“, sagt Sandhof.
Illegale Müllentsorgung: Detektive sind nach wie vor im Einsatz
40.000 Euro investiert die Stadt in die neue Maßnahme, die eine sechsmonatige Testphase durchläuft. Das Betriebsamt will ermitteln, wie gut die Sensoren funktionieren, und wie die Bürger und Bürgerinnen den neuen Service annehmen.
Nach wie vor im Einsatz sind die „Mülldetektive“. Die Stadt hat eine Fachdetektei für Umweltdelikte beauftragt, die Wertstoffinseln zu überwachen und Müllsünder zu ermitteln. Nachdem die zunächst eingeschaltete Sicherheitsfirma erfolglos agiert habe, sei nun die Fachdetektei engagiert worden – mit Erfolg: An vier Tagen stellten die Kontrolleure an den Wertstoffplätzen Harckesheyde, Böhmerwald und Falkenbergstraße/Ecke Langenharmer Weg 49 Verstöße fest.
Müllsünder müssen meist mit einem Bußgeld bis zu 500 Euro rechnen
Da wurden Sperr- und Hausmüll vor einem Textilcontainer abgestellt, Pappe neben einem überfüllten Papiersammler oder eine Stereoanlage vor dem Elektroschrott-Container. Allerdings ermittelten die Detektive auch Menschen, die versuchten, Kleidung aus einem Textilcontainer zu stehlen. Nicht immer gelang es, den oder die Müllsünder zu ermitteln.
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Erwischten die Kontrolleure jemanden bei illegaler Müllentsorgung, riefen sie die Polizei, die dann die Personalien feststellte, was bei den meisten Verstößen gelang. Wer wie in diesen Fällen gegen das Kreislaufwirtschaftsgesetz verstößt, begeht eine Ordnungswidrigkeit, die Beamten fertigten Anzeigen wegen „illegaler Müllentsorgung“. Das Bußgeld liege, so Betriebsamtsleiter Sandhof, in der Regel zwischen 50 und 500 Euro.
Müll Norderstedt: 424 Einsätze wegen illegaler Entsorgung – Negativrekord
Dass die Stadt so rigoros gegen alle vorgeht, die gegen die gesetzlichen Vorgaben verstoßen, hat seinen Grund nicht nur im Bemühen um Sauberkeit in Norderstedt und die damit verbundene Lebensqualität. Es geht auch um Kosten: Mehr als 25.000 Euro investiert Norderstedt jedes Jahr, um gut 130 Tonnen wilden Sperrmüll zu entsorgen.
„Und wir haben ein bis zwei Mitarbeiter im Einsatz, die jeden Tag die Wertstoffplätze von illegal abgestelltem Müll säubern“, sagt Sandhof. Das Betriebsamt hofft und geht davon aus, dass mit dem Maßnahmenbündel der Druck auf die Verursacher steigt und die Vermüllung zurückgeht. Gerade das aktuelle Projekt, die Füllstandsanzeige in Kombination mit der Abfall-App, mache es den Norderstedtern und Norderstedterinnen leicht, freie Sammelcontainer zu finden, ohne durch die halbe Stadt fahren zu müssen.