Bad Segeberg. In Bad Segeberg soll ein Kreismuseum entstehen. Warum die Politiker noch immer keine Entscheidung getroffen haben.
Die Kreisstadt hat eine wechselvolle Geschichte aufzuweisen. Aber wie kann die Historie der geschichtsträchtigen Stadt am besten präsentiert werden? Segebergs Politiker haben die Wahl – und sie tun sich damit schwer. Sanierung und Erweiterung des Museums Alt-Segeberger Bürgerhaus? Oder lieber der Neubau eines Kreismuseums? Womöglich sogar beides? Die Lage ist auch nach Jahren noch immer ungeklärt.
Immerhin können Segebergs Stadt- und Kreispolitiker froh sein, dass es in der Stadt engagierte Bürger gibt, die heftig daran arbeiten, die Geschichte der Stadt und auch des Kreises einer breiten Bevölkerung zu präsentieren. Jetzt kommt es auf die Stadtpolitiker an. Doch die zeigen sich alles andere als entschlussfreudig. Denn wie wie auch immer eine Lösung aussieht: Sie kostet viel Geld.
Bad Segeberg: Fiete Arp, der Höhlenkrug und das Kreismuseum
Einerseits das Museum Alt-Segeberger Bürgerhaus: Es ist im ältesten Haus der Stadt, Baujahr 1541, direkt neben dem Rathaus an der Lübecker Straße untergebracht. Das Gebäude ist marode und muss dringend saniert werden. Ein Hamburger Architektenbüro legt jetzt im Auftrag der Stadt Bad Segeberg einen Entwurf vor, der sowohl die Sanierung des Alt-Gebäudes, als auch einen Neubau direkt daneben vorsieht.
Für insgesamt 2,5 Millionen Euro hätte die Stadt damit ein saniertes und neues Museumsgebäude. Zuschüsse nicht eingerechnet. Damit können sich einige Kommunalpolitiker durchaus anfreunden, ob es dafür aber tatsächlich eine breite Mehrheit gibt, wird sich zeigen. Denn noch sind weitere Beratungen angesetzt.
Der Vorteil dieser Lösung: Das alte Museum bräuchte nicht saniert werden, könnte aber weiterhin Schätze aus der Stadtvergangenheit beherbergen. Die Stadt will für eine der nächsten Sitzungen des Bauausschusses einen Lösungsvorschlag präsentieren.
Neubau eines Kreismuseums im Landratspark: Denkmalsschutz hat Bedenken
Andererseits das vom Förderverein Kreis-Stadtmuseum geplante Kreismuseum: Es könnte, so die Pläne, an der Hamburger Straße entstehen. Von der Kreis-SPD und den Grünen wird ein Neubau mit einem Investitionsvolumen von rund acht Millionen Euro ins Gespräch gebracht.
Dieser könnte hinter dem Haus Segeberg, dem Sitz des Landrats, im Landratspark entstehen und zugleich eine Kantine oder ein Café für die Mitarbeiter der Kreisverwaltung auf der anderen Straßenseite beinhalten. Denn der Neubau der Kreisverwaltung wird ohne Kantine geplant – gestrichen, weil zu teuer.
Gegen diese Pläne stehen die Bedenken des Denkmalsschutzes: Auch der schützenswerte Landratspark darf baulich nicht verändert werden. 8,5 Millionen Euro würde ein Neubau mit Kreiskantine oder Café nach vorläufigen Berechnungen kosten.
Zweite Variante: Der Landrat wird aus seinem Amtshaus geschmissen
Eine Planvariante: Ein modernes Museum entsteht im ehrwürdigen Haus Segeberg, in dem mit digitalen Möglichkeiten 1200 Jahre Kreisgeschichte und andere Ausstellungen gezeigt werden können. Das Haus Segeberg, in dem seit 1867 die jeweiligen Landräte ihren Amtsgeschäften nachgehen, könnte mit einem Kostenaufwand von rund 3,5 Millionen Euro zu einem öffentlichen Museum umgestaltet werden. Landrat hinaus – Museum hinein.
Die Zeit ist günstig für ein solches Projekt. Denn auf der anderen Straßenseite wird demnächst eine teilweise neue Kreisverwaltung errichtet. Dort könnten dann auch der aktuelle und alle nachfolgenden Landräte oder Landrätinnen untergebracht werden.
Die Politiker wollen die Museen, scheuen sich aber vor zu hohen Investitionen
Ob einer dieser Pläne verwirklicht wird, liegt in der Hand der Kreispolitiker, von denen die Mehrheit durchaus der Ansicht ist, dass es in Bad Segeberg ein Kreismuseum geben sollte. „Jetzt liegt alles in der Hand der Politiker“, sagt Asmus J. Hintz, Vorsitzender des Fördervereins Kreis- und Stadtmuseum. Er wirbt mit einer Handvoll Mitstreiter schon lange für ein Kreismuseum und geht dabei sehr professionell zu Werke.
Das Kreismuseum soll nach den Plänen des Fördervereins ein Ort der Begegnung für Jung und Alt, Einheimische, Gäste und Interessierte mit kulturgeschichtlichen Fragen an die Historie der Region Segeberg sein. Außerdem eine Museumszentrale für alle umliegenden Heimat-, Dorf- und Spezialmuseen des Kreises Segeberg und ein Vollzeit-Museum nach den Standards des Deutschen Museumsbundes. Der Verein verspricht: Hier soll ein außerschulischer Lernort für Tausende Schülerinnen und Schüler entstehen.
Noch fehlen entscheidende Teile einer Machbarkeitsstudie
Sollte das Kreismuseum im Landratshaus untergebracht werden, so könnte die links vor dem Gebäude stehende Remise zu einem Café umfunktioniert werden. Mit dieser charmanten Idee lockt der Förderverein die Kreispolitiker, die sich zuletzt im September vergangenen Jahres mit dem Thema beschäftigt haben.
Die weiteren Planungen und Entscheidungen für das Museum sind zunächst ausgesetzt, weil noch nicht alle Teile einer Machbarkeitsstudie auf dem Tisch liegen. Die Studie wird von der Stadt Bad Segeberg, dem Kreis Segeberg, dem Land Schleswig-Holstein und dem Förderverein Kreis- und Stadtmuseum Segeberg finanziert.
- Nach Absage von Fiete Arp – was passiert mit dem Höhlenkrug?
- Zwei Museen, zwei Fördervereine – aber nur eine Idee
- Statt in die Remise geht’s ins Internet
Der Höhlenkrug ist für den Förderverein und für Familie Arp aus dem Rennen
Über ein anderes altes Segeberger Haus als Standort des Museums wird nicht mehr diskutiert: Der seit Jahrzehnten leerstehende Höhlenkrug neben dem Rathaus verfällt zusehends.
Hier wollte der Förderverein zunächst das Kreismuseum unterbringen, verzichtete jedoch darauf, weil das ehemalige Palais Wichmann, in dem später die Bäckerei Höhlenkrug untergebracht war, so marode ist, dass eine Sanierung nur unter erheblichem Kostenaufwand möglich wäre.
In die Schlagzeilen gekommen ist dieses Gebäude, weil der aus Bad Segeberg stammende Fußballprofi Fiete Arp und sein Vater das Gebäude kaufen wollten, um dort seniorengerechte Wohnungen zu bauen. Der ehemalige HSV-Spieler Fiete Arp, der jetzt für Holstein Kiel spielt, betreibt gemeinsam mit seinem Vater ein Immobilienunternehmen.
Aber auch ihnen erschien das Gebäude als zu marode. Arp Junior und Arp Senior verzichteten auf die Investition.