Bad Segeberg. Seit 35 Jahren steht das Gebäude leer. Alle Pläne zur Rettung des Hauses scheiterten bisher. Was passiert mit dem ehemaligen Palais?
Ursprünglich war es das Segeberger Kirchenspielvogteigebäude, später war es Gaststätte und Bäckerei, dann Wohnhaus und Lager: Der Höhlenkrug, etwa 1770 als Palais Wichmann errichtet, ist ein geschichtsträchtiges Gebäude gleich neben dem Segeberger Rathaus.
Zuletzt machte es Schlagzeilen, weil dort ein Kreismuseum einziehen sollte – und weil ein bekannter Fußballer das Gebäude erwerben wollte. Tatsächlich aber verfällt das unter Denkmalsschutz stehende Haus zusehends. Was passiert mit dem ehemaligen Palais, das heute immer noch im Familienbesitz ist?
Der Bäcker hatte ein lebenslanges Wohnrecht
Es ist eines der markantesten Gebäude in Bad Segeberg: Der Höhlenkrug an der Lübecker Straße bietet mehr, als die Straßenfront vermuten lässt. Der historische vordere Teil des Gebäudes hat eine Nutzfläche von 350 Quadratmetern, der nachträglich angebaute hintere Teil eine Nutzfläche von 650 Quadratmetern. Dort war die Bäckerei untergebracht.
Auf dem hinteren Teil wurde ein großzügiges Penthouse im Bungalowstil errichtet. Dort hat bis zu seinem Tod Friedrich Sorgenfrey, Betreiber der Bäckerei in sechster Generation, gelebt und den grandiosen Ausblick auf Bad Segeberg genossen. Der 1919 verstorbene Bäcker hatte dort ein lebenslanges Wohnrecht. Das Gelände, auf dem der Höhlenkrug steht, ist 2500 Quadratmeter groß.
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Das prächtige Gebäude steht seit mittlerweile 35 Jahren leer, wird nicht mehr beheizt und verfällt immer mehr. Der klassizistische Schmuck verleiht dem prächtigen Bau ein ganz besonderes Gepräge, mit dem es ursprünglich aus der Reihe der viel älteren benachbarten Bürgerhäuser hervorstach. Inzwischen sticht es nur noch hervor, weil es verwahrlost aussieht.
Im Jahre 1871 ging das ganze Anwesen an Christian Heinrich Sorgenfrey über, der unter dem Namen „Zum Kalkberg“ wiederum eine Bäckerei mit Gaststätte darin eröffnete. Nach der Entdeckung der Kalkberghöhlen (1912) wurde die Gaststätte in „Höhlenkrug“-Bäckerei umbenannt.
Der Plan des Fördervereins Kreis- und Stadtmuseum, in dem Gebäude ein großes Museum einzurichten, existiert nicht mehr. Ein Fachmann hatte dem Verein attestiert, dass dieses Haus erhaltenswürdig sei und auch erhalten werden könne – für rund 1,25 Millionen Euro Sanierungskosten. Die Technische Hochschule Lübeck hatte sich angeboten, ein kostenfreies Gutachten anzufertigen, aber die Eigentümer stimmten nicht zu. „Mein Herzblut hängt immer noch an dem Gebäude“, sagt Professor Asmus J. Hintz, Vorsitzender des Fördervereins Kreis- und Stadtmuseum. Letztlich aber konnte der Verein sich mit den Eigentümern, der Familie Sorgenfrey, nicht einigen.
Vater und Sohn Arp bauen vor allem Mehrfamilienhäuser
Jetzt steht der ehemalige Höhlenkrug für 1,18 Millionen Euro zum Verkauf. Ein Interessent war der frühere HSV-Fußballer Jann-Fiete Arp (21), zurzeit in Diensten des FC Bayern München, der zusammen mit seinem Vater Falko eine Immobilienfirma gegründet hat. Der Juniorennationalspieler investiert in das gemeinsame Unternehmen, um sein Fußball-Honorar solide anzulegen.
In Hamburg baut das Familienunternehmen erfolgreich Mehrfamilienhäuser, im alten Höhlenkrug sollten altengerechte Wohnungen entstehen. Daraus wird allerdings nichts. „Wir haben die Pläne aufgegeben“, sagt Falko Arp, der als Inhaber der Gaststätte Haus am See im Winklersgang vielen Segebergern sicherlich ein Begriff ist. Weil das Gebäude marode ist und außerdem weder innen noch außen viel verändert werden darf, haben die Arps Abstand genommen.
Warum greift die Stadt Bad Segeberg nicht zu?
Warum greift die Stadt Bad Segeberg nicht zu, restauriert und saniert das Gebäude, um zum Beispiel Teile des Rathauses dorthin auszulagern? Segeberg-Kenner und Stadtgeschichtler Hans-Werner Baurycza weiß, warum der Erhalt des Gebäudes noch kein politisches Thema geworden ist: „Dafür hat die Stadt kein Geld. Für 16,5 Millionen Euro wird eine Feuerwehrzentrale gebaut, 7,5 Millionen Euro kostet die Sanierung des Schwimmbades, außerdem fehlen die Einnahmen aus den Karl-May-Spielen.“
Asmus J. Hintz hat dagegen wenig Verständnis für das Desinteresse der Stadt. „Es gibt für solche Projekte viele Fördertöpfe auf Bundes- und Landesebene, da kenne ich mich sehr gut aus“, betont er.
Ob das alte Segeberger Kirchspielvogteigebäude eine Zukunft hat? Niemand kann es zurzeit sagen. Der Förderverein Kreis- und Stadtmuseum jedenfalls hat längst ganz andere Pläne. Wie bereits berichtet, ist jetzt das Haus Segeberg, der Sitz des Landrats an der Hamburger Straße, in das Blickfeld gerückt. Genau dort soll nach dem Willen des Vereins das kulturelle Zentrum für den ganzen Kreis Segeberg entstehen. Die Chancen stehen nicht schlecht: CDU, SPD und Grüne wollen eine Machbarkeitsstudie anschieben, deren Finanzierung bereits geklärt ist. Professor Hintz glaubt, dass eine derartige Studie bereits im Herbst dieses Jahres in Auftrag gegeben werden kann.
Das Haus Segeberg könnte kulturelles Zentrum werden
Er und seine Vorstandskollegen des Fördervereins denken bereits über einen Anbau an das Haus Segeberg nach. Befeuert werden ihre Überlegungen durch die Neubaupläne für die Kreisverwaltung auf der anderen Straßenseite. In dem geplanten Erweiterungsbau könnte ein neues Büro für den Landrat eingerichtet werden, schlägt der Förderverein vor.
Das klingt revolutionär, ganz neu ist die Idee allerdings nicht. Als Joachim Dorenburg von 1959 bis 1966 Landrat des Kreises Segeberg war, wurde das Haus Segeberg schon einmal als Kulturzentrum genutzt.