Norderstedt. Neues Projekt soll an Senioren in Norderstedt-Mitte getestet werden. Dafür sollen auch feste Stellen geschaffen werden.

Ältere Menschen in Norderstedt-Mitte könnten demnächst häufiger Besuch bekommen. Denn es gibt ein neues Projekt, das Einsamkeit im Alter bekämpfen und Notlagen verhindern soll, bevor sie entstehen.

Die Idee: Senioren bekommen regelmäßig Besuch von professionellen Kräften, die nachschauen, wie es der älteren Person geht und was sie braucht. So soll auch ermöglicht werden, dass die Senioren möglichst lange in den eigenen vier Wänden leben können.

Norderstedt: „Präventive Hausbesuche“ gegen Einsamkeit und Not im Alter

„Präventive Hausbesuche für Senior*innen“ ist der Name des Projekts, das bisher nur auf dem Papier existiert. Es ging aus einem Workshop im vergangenen Oktober hervor, an dem 21 Teilnehmer aus der Seniorenarbeit, der Stadtverwaltung und der Kommunalpolitik teilnahmen.

Aus den Ergebnissen des Workshops wurde ein „Rahmenkonzept“erstellt, das jetzt vorliegt. Am kommenden Donnerstag, 16. Februar, wird es im Sozialausschuss vorgestellt.

Ältere Menschen in Norderstedt-Mitte könnten bald Post bekommen

Erst einmal, so sieht es das achtseitige Konzept vor, geht es dabei um ein auf drei Jahre angelegtes „Pilotprojekt“. Das Konzept soll an einem „begrenzten Personenkreis“ getestet werden, nämlich an den Seniorinnen und Senioren, die in Norderstedt-Mitte leben.

Laut Konzept sollen dort alle Personen ab 65 Jahren Post bekommen. In dem Schreiben wird die Idee des Präventiven Hausbesuchs vorgestellt, mit der Möglichkeit einer ersten Terminvereinbarung. Ein anderes Schreiben wird an alle Personen geschickt, die genau 70 oder genau 80 Jahre alt sind. In dem Schreiben wird auch dieses Konzept vorgestellt, aber es wird schon ein konkreter Termin für einen ersten Besuch genannt. Der kann dann aber natürlich auch abgelehnt werden.

Drei Jahre langes Pilotprojekt mit etwa 400 Teilnehmern vorgesehen

Im Konzept wird damit gerechnet, dass nicht jeder auf das Schreiben antwortet – etwa 400 Leute, so die Vorstellung, dürften für die Pilotphase als Teilnehmer übrig bleiben. Und die bekommen dann innerhalb eines Jahres dreimal Besuch.

Wer dann klingelt, ist auch schon umrissen – nämlich eine Person, die diese Aufgabe professionell und – zumindest für die drei Jahre – hauptamtlich macht. Laut Rahmenkonzept wären für die Politphase zwei Vollzeitstellen einzurichten.

Angebot soll nicht ehrenamtlich sein, sondern bezahlt – als Vollzeitstelle

„Als Stelleninhaber*in kommen Personen mit einem abgeschlossenen Studium oder einer abgeschlossenen Ausbildung im sozialen oder gesundheitsbezogenen Bereich infrage“, heißt es in dem Rahmenkonzept. Indes könnten „auch Personen ohne den entsprechenden Ausbildungs- oder Studienabschluss“ die Tätigkeit ausüben, „sofern sie sich aus Sicht des Trägers anderweitig qualifizieren, z.B. durch vorherige berufliche Tätigkeiten, persönliche Erfahrungen und persönliche Eignung.“

In jedem Fall sollen es Personen sein, die die Sache beruflich machen und entsprechende Erfahrungen mitbringen – das ist eine wichtige Abgrenzung gegenüber ähnlichen Angeboten, die es schon gibt. Hausbesuche bei älteren Menschen machen unter anderem auch die Kirchengemeinden und das nachbarschaftliche Netzwerk Norderstedt (NeNo), aber hier sind es ehrenamtliche Menschen, die die Besuche machen.

Bei Besuchen wird über Themen wie „körperliche und seelische Gesundheit“ gesprochen

Was passiert bei den „Präventiven Hausbesuchen“? Nachdem sich beide kennengelernt haben, sollen die Themenkomplexe „Körperliche und seelische Gesundheit, Wohnsituation, Soziale Situation, Finanzielle Situation und Vorsorge“ angesprochen werden. Wenn es in einem Bereich Probleme gibt, kann Hilfe vermittelt werden.

Die Grundidee des Ganzen ist „Hilfe zur Selbsthilfe“ – die Person, die die Besuche macht, soll dabei eine beratende Rolle, eine „Lotsenfunktion“ einnehmen. Wenn ältere Leute die Treffen nicht so gerne bei sich zu Hause machen möchten, können die an einem anderen Ort stattfinden. Und es soll auch möglich sein, dass die Seniorinnen und Senioren eine dritte Vertrauensperson hinzuholen.

Norderstedt: Verein oder Verband könnte der Träger sein

Als Träger des Angebots kommt, so heißt es im Konzept, ein Wohlfahrtsverband oder ein gemeinnütziger Verein infrage. Denkbar sei auch ein Zusammenschluss verschiedener Träger. Und während der drei Jahre, in denen das Pilotprojekt läuft, könnte dann auch noch über eine Aufstockung des Personals entschieden werden.

Als Begründung für die Notwendigkeit solcher Hausbesuche wird der demografische Wandel in Norderstedt genannt. So sei schon jetzt etwa ein Drittel aller Menschen in Norderstedt 60 Jahre alt oder älter. Die neuen Hausbesuche sollen Teil einer vorausschauenden „Seniorenarbeit“ sein.

Entschieden ist aber noch nichts. Erst einmal wird das Konzept im Sozialausschuss vorgestellt, Sozialdezernentin Katrin Schmieder und Björn Lange-Kröger vom Fachbereich Wohngeld und soziale Dienste beantworten dazu Fragen.

Sozialausschuss, Do 16. Februar, 18.30 Uhr, Sitzungsraum 1, Rathausallee 50, Norderstedt. Die Sitzung ist öffentlich.