Norderstedt. Im Norderstedter Feuerwehrmuseum werden Modellbauträume wahr. Was es in der Sonderausstellung bis Ende April zu sehen gibt.

Ab Mittwoch lockt bis zum 30. April die zweite Ausstellung „Modellbauträume – funkferngesteuerte Modelle“ kleine und große Besucherinnen und Besucher ins Feuerwehrmuseum Schleswig-Holstein am Friedrichsgaber Weg in Norderstedt.

Fünf Modellbauclubs und Interessengemeinschaften aus Norderstedt, Uetersen, Tornesch, Ellerau und Hamburg präsentieren auf 600 Quadratmetern, was sich mit und ohne Räder, frei oder als modifizierter Bausatz, aus verschiedenen Materialien konstruieren lässt.

Norderstedt: Die skurrilen Ideen der leidenschaftlichen Mini-Boot-Tüftler

„Nach dem Erfolg der ersten Sonderausstellung 2021 zeigen wir nicht nur viele neue Modelle in den Maßstäben 1:10 bis 1:200, sondern bringen sie auf drei Aktionsflächen auch in Bewegung“, sagt Museumsleiter Dr. Hajo Brandenburg. So kreuzen in zwei Bassins Barkassen, Schlepper und Wikingerschiffe, während U-Boote im Mini-Format auf Tauchstation gehen.

Museumsleiter Dr. Hajo Brandenburg (l.) freut sich über prächtige Modelle wie die knapp drei Meter hohe Segelyacht „Viggen“ von Mario Wulf aus Kolmar.
Museumsleiter Dr. Hajo Brandenburg (l.) freut sich über prächtige Modelle wie die knapp drei Meter hohe Segelyacht „Viggen“ von Mario Wulf aus Kolmar. © Claudia Blume

m netzgesicherten „Käfig“ heben in der Plambeck-Halle Motor- und Segelflugzeuge, Helikopter sowie Drohnen ab. Die Modellfluggruppe Norderstedt ist mit rund 20 Exemplaren dabei, darunter auch das „Eichhörnchen“, ein Airbus-Helikopter von Holger Schütz, dessen Verein am 25. Juni mit einem Tag der offenen Tür das 45. Jubiläum auf der Flugwiese im Wilstedter Weg feiern wird.

Norderstedt: Auf einer Sandbaustelle sind Geländewagen und Trucks auf Tour

Auch wenn der Schwerpunkt der neuen Ausstellung auf Wasser- und Luftfahrzeugen liegt, gibt es doch auch einige vierrädrige Modelle zu sehen – und auf einer Sandbaustelle sind Geländewagen und Trucks auf Tour.

Zusammen mit seinem Vater baute Bodo von Bredow (65) als Jugendlicher den Schlepper „Jan“ – heute widmet er sich auch kleineren Modellen.
Zusammen mit seinem Vater baute Bodo von Bredow (65) als Jugendlicher den Schlepper „Jan“ – heute widmet er sich auch kleineren Modellen. © Claudia Blume

Jeweils an den Wochenenden wird es Vorführungen der Aussteller geben – in der Woche steht dagegen alles still. Lediglich bei angemeldeten Kindergeburtstagen wird eine Ausnahme gemacht; die jungen Gäste dürfen dann mit zwei wendigen Schleppern des Schiffmodellbau-Clubs Hamburg Slalom fahren.

Ein Hingucker ist der große Krabbenkutter von Martin Gräfe

Einige der 30 Vereinsmitglieder haben mit Original-Werftplänen Airbus-Frachter, Hafenfähren und Helgoländer Börteboote erschaffen, andere haben sogenannte „Standmodelle“ aus Revell-Bausätzen mit Ruderanlagen, Motoren und LEDs zum Leben erweckt. Vorstandsvorsitzender Bodo von Bredow (65) hat sich auf Unterwasserfahrzeuge spezialisiert. In Norderstedt zeigt er ein großes U-Boot, das bis zu fünf Meter tauchen kann – dafür reicht das Becken im Museum zwar nicht, aber beim großen Schaufahren zum 60. Club-Geburtstag am 13. und 14. Mai soll es in Planten un Blomen in Hamburg zum Einsatz kommen.

An Bord des detailreichen Fischkutters werden silbrige Krabben geschaufelt, die aus Rasentrimmer-Spulen gefertigt wurden.
An Bord des detailreichen Fischkutters werden silbrige Krabben geschaufelt, die aus Rasentrimmer-Spulen gefertigt wurden. © Claudia Blume

Einer der Ausstellungs-Hingucker ist der große Krabbenkutter von Martin Gräfe. Schon mit seinem satten Motortuckern zieht er die Aufmerksamkeit der Besucher auf sich. Mit einer stattlichen Länge von 1,20 Meter und bunten Lämpchen macht das Schiff schon einiges her.

Alltagsgegenstände werden umfunktioniert und ins Schiffsmodell integriert

Beeindruckend sind vor allem die vielen Details, die an Bord entdeckt werden wollen. Acht Jahre hat der Norderstedter im heimischen Partykeller an dem Prachtstück gewerkelt. Zu sehen bekam es außer der Familie kaum jemand – bis vor Kurzem ein befreundeter Feuerwehrmann Gräfe auf die Idee brachte, den Kutter doch mal öffentlich zu präsentieren.

Museums-Chef Dr. Hajo Brandenburg war sofort angetan von dem leidenschaftlichen Tüftler und dessen Werkstück: „Für die Ausstellung ist das ein Gewinn; allein die Idee, Alltagsgegenstände umzufunktionieren und ins Schiffsmodell zu integrieren, ist großartig.“

Mini-Krabben werden aus Rasentrimmer-Fäden gebastelt

So wurden etwa Teile eines Cocktailstößels zur Schiffslampe, eine Zigarrentube zum Druckluftbehälter, und der Stopfen einer Infusionskanüle dient als Steckdose zur Landstromversorgung. Doch der findige Norderstedter hat noch mehr skurrile Einfälle.

Holger Schütz von der Modellfluggruppe Norderstedt wird den „Eichhörnchen“-Hubschrauber in die Luft bringen.
Holger Schütz von der Modellfluggruppe Norderstedt wird den „Eichhörnchen“-Hubschrauber in die Luft bringen. © Claudia Blume

Um das Fischereifahrzeug stilecht mit Fanggut auszustatten, bastelt er Mini-Krabben aus Rasentrimmer-Fäden. „Die weiße Spule nutze ich für rohe Schalentiere, die rote für gekochte“, erklärt Martin Gräfe und greift zu Zange und Teelicht, um noch etwas Nachschub zu produzieren.

Norderstedt: Die skurrilen Ideen der leidenschaftlichen Mini-Boot-Tüftler

Für seine Modellbau-Begeisterung hat Mario Wulf aus Kolmar eine ganz einfache Begründung. „Wenn ich mir kein großes Schiff leisten kann, baue ich mir eben ein kleines“, sagt der 74-Jährige lächelnd. Doch ganz so klein ist es dennoch nicht geworden. 2,70 Meter bis zur Mastspitze misst die „Viggen“, ein imposantes Drei-Mann-Kielschiff, das den Schleswig-Holsteiner, der sowohl in der IG Uetersen als auch in der IG Tornesch Mitglied ist, drei Jahre Bauzeit gekostet hat.

Für Ausstellungen holt er seinen Schatz immer wieder gerne vom Dachboden. Erstmals präsentiert er ihn in Norderstedt, und am 1. Mai ist die „Viggen“ beim „Anschippern“ auf dem Mühlenteich im Rosarium in Uetersen in Aktion zu erleben.

Die Ausstellung „Modellbauträume 2 – funkferngesteuerte Modelle“ ist mittwochs bis sonnabends sowie am Karfreitag von 15 bis 18 Uhr geöffnet – sonntags, auch am Ostersonntag, sogar von 11 bis 18 Uhr. Der Eintritt kostet 5 Euro, ermäßigt 2,50 Euro; Kinder bis zwölf Jahre frei. Informationen und Reservierungen für Kindergeburtstage unter www.feuerwehrmuseum-sh.de.