Bad Segeberg. Bisher herrscht auf dem 3000 Quadratmeter großen Grundstück Stillstand. Was passieren muss, damit dort bald Tiny Houses stehen.
- Auf dem Grundstück an der Straße Bornwischen in Bad Segeberg sollte Tiny-House-Siedlung entstehen
- Das Problem: Die Fläche gehört nicht der Stadt, sondern einem anderen Eigentümer
- Bebauungsplan sieht Mini-Häuser vor
Auf der rund 3000 Quadratmeter großen Grünfläche an der Straße Bornwischen sollte Bad Segebergs erste Tiny-House-Siedlung entstehen. Doch derzeit wachsen die Brombeerbüsche und Gräser auf der Wiese munter weiter. Es sieht nicht danach aus, als würden hier in absehbarer Zeit die ersten Mini-Häuser aufgestellt werden. „Die Situation ist total verfahren. Momentan herrscht Stillstand“, sagt Ralf Schaffer.
Der Stadtvertreter der Freien Wählergemeinschaft BBS hatte schon vor einigen Jahren die Idee, Gebiete für Tiny-Häuser in der Stadt zu schaffen. „Ich habe mich damals selbst mit der Frage beschäftigt: Wie viel Quadratmeter brauche ich, um mich wohlzufühlen?“
Tiny House: Es gibt Hoffnung – Bekommt Bad Segeberg Mini-Haus-Siedlung?
Anfangs hat der Antrag des BBS in der Politik für Aufsehen gesorgt, einige belächelten ihn. Doch dann erkannte die Stadtvertretung den Zeitgeist und die Faszination für minimalistisches Wohnen und beauftragte die Verwaltung, Grundstücke für den Bau von Mini-Häusern in Bad Segeberg zu prüfen.
Die ungenutzte Wiese an der Straße Bornwischen eignet sich aus Sicht der Wählergemeinschaft perfekt für eine Tiny-House-Siedlung, denn: Der Bodenbereich ist von Schadstoffen befallen. Das heißt: Die Fläche ist nicht für normale Wohngebäude mit Keller geschaffen.
„Es gibt nur zwei Möglichkeiten“, sagt Ralf Schaffer: „Entweder wird das Grundstück zur Streuobstwiese, oder es wird mit Häusern bebaut, die nicht tief ins Erdreich müssen – so wie Tiny-Häuser.“
Siedlung: Interessenten wollten sich auf Warteliste setzen lassen
Als das Vorhaben in der Öffentlichkeit bekannt geworden ist, meldeten sich etliche Menschen in Bad Segeberg, die davon träumten, in einem Tiny House zu wohnen. Sie wollten sich auf die Warteliste setzen lassen – doch diese existierte noch nicht einmal.
„Die Nachfrage war so groß, wir hätten das Grundstück 20-mal bebauen können“, erzählt Schaffer. Der stellvertretende Fraktionsvorsitzende betreibt in Bad Segeberg eine kleine Kaffeerösterei. „Die Leute kamen zu mir in den Laden – sie wollten aber keinen Kaffee trinken, sondern fragten mich, ob sie ein Grundstück für ein Tiny House kaufen könnten.“
Bad Segeberg: Potenzielles Tiny-House-Grundstück gehört nicht der Stadt
Bad Segeberg hat also eine Fläche, die sich für den Bau von Tiny-Häusern eignet. Genügend Interessenten gibt es offenbar auch. Woran hakt es dann? Warum steht an der Straße Bornwischen noch kein einziges Häuschen?
Das Problem: Die Wiese in unmittelbarer Nähe zum Großen Segeberger See gehört nicht der Stadt. Sie konnte nicht, wie erhofft, Gebrauch von ihrem Vorkaufsrecht machen, um das Gelände von der „Freikirchlichen Gemeinde Gottes“ zu erwerben. Nach einem langen Rechtsstreit hat sie den Kampf um das Grundstück Ende des vergangenen Jahres aufgegeben. Nun gehört es einem anderen Käufer.
Eigentümer kann Mini-Häuser aufstellen – oder die Fläche brachliegen lassen
Und dieser ist offenbar noch kein Fan des minimalistischen Wohnens. Den bestehenden Bebauungsplan – der ausschließlich Tiny-Häuser auf dem Gelände vorsieht – würde er gern ändern lassen, heißt es. Dafür müsste er aber Geld in die Hand nehmen.
„Und er bräuchte die Zustimmung der Politik“, betont Ralf Schaffer, der Verfechter einer Mini-Haus-Siedlung bleibt. „Wir haben eine Pattsituation: Entweder der Eigentümer baut Tiny-Häuser – oder die Fläche liegt brach.“
Was der Besitzer mit dem Grundstück plant, ist nicht bekannt
Was der Besitzer mit dem Grundstück vorhat, ist der Stadt nicht bekannt. „Wir wissen nicht, was er auf der Fläche geplant hat“, sagt Bauamtsleiterin Antje Langethal. Ein Antrag, den B-Plan zu ändern, liege jedenfalls nicht vor.
Hat Bad Segeberg noch andere Flächen, die sich für eine solche Wohnsiedlung eignen würden? „Nein“, sagt die Bauamtsleiterin deutlich, „es gibt eine große Konkurrenz um Flächen. Wir haben keine weiteren Gebiete für Tiny-Häuser.“
Tiny House: Wählergemeinschaft will keine „Ghettos“
Dem widerspricht die Wählergemeinschaft. Aus ihrer Sicht kämen noch andere Grundstücke in Bad Segeberg infrage. Das Problem: „Sie sind nicht im Besitz der Stadt“, sagt Fraktionsvorsitzender Jürgen Niemann. Und in den Köpfen von Investoren seien Tiny Houses noch nicht angekommen. „Das Tiny-Wohnen hat immer noch einen schweren Stand. Der Gordische Knoten muss erst platzen“, meint auch Ralf Schaffer.
Die BBS-Kommunalpolitiker betonen, dass sie keine „Ghettos“ in der Stadt schaffen wollen. Sie wünschen sich keine klassischen Tiny-Häuser auf Rädern, sondern richtige, feste Häuser – nur eben im Miniformat. „Das klassische Einfamilienhaus können sich viele Menschen nicht mehr leisten. Wir wollen ihnen aber weiterhin ermöglichen, Eigentum zu besitzen“, sagt Schaffer. Kleine Wohnhäuser wären da eine günstigere und zudem ökologische Alternative.
Tiny House: Mit einer Baugenehmigung wäre dauerhaftes Wohnen erlaubt
Ein weiterer Vorteil: Viele Menschen, die sich verkleinern möchten, suchen verzweifelt nach Flächen. In Deutschland gibt es bisher kaum Möglichkeiten, dauerhaft in einem Tiny House zu leben. Viele von ihnen stehen auf Campingplätzen – doch dort ist das Dauerwohnen nicht erlaubt. Die Häuser dürfen nur als Zweitwohnsitz genutzt werden und müssen jederzeit beweglich sein.
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In der Siedlung in Bad Segeberg wäre das anders: Dort braucht jedes Haus eine Baugenehmigung, damit es auf dem Grundstück stehen darf. Diese ermöglicht es Bewohnerinnen und Bewohnern, das ganze Jahr über in ihrem Mini-Haus zu leben, wie Jörg Angermann erklärt.
Der Zimmermann, der sich erst kürzlich der Wählergemeinschaft angeschlossen hat, ist Experte auf dem Gebiet – er hat schon etliche Tiny Houses in seinem Leben gebaut, die den Ansprüchen einer Baugenehmigung entsprechen.
Der BBS will sich auch künftig für eine Tiny-House-Siedlung in Bad Segeberg einsetzen. „Wir werden das Thema weiter forcieren und geeignete Grundstücke vorschlagen“, verspricht Gunther von Tluck von der Wählergemeinschaft.