Rickling. Claus Peter Boden fertigt in Rickling Tiny Houses. Welche besonderen Konstruktionen aus Holz er noch anbietet.
Der Duft von Holz liegt in der Luft. Claus Peter Boden liebt es, mit dem Material zu arbeiten. Auf seinem 5000 Quadratmeter großen Hof in Schönmoor in der Gemeinde Rickling stehen etliche Konstruktionen aus heimischer Lärche, Kiefer und Fichte. Tiny Houses. Bauwagen. Schiffe. Hundekörbe. Laubenbänke. „Ich lasse mir gerne etwas Neues einfallen. Dafür bin ich bekannt“, sagt der 58-Jährige und lächelt schüchtern.
Der Hype, der sich in den vergangenen Jahren in Deutschland rund um das Thema Tiny Houses entwickelt hat, überrascht ihn manchmal immer noch. Zahlreiche Interessenten besuchen Claus Peter Boden jede Woche auf dem Gelände seiner Firma „Winzigbauen“ am Kirschenweg. Derzeit stehen dort zwei fertige und abholbereite Mini-Häuser.
Tiny House: Ehemaliger Seefahrer baut ausgefallene Mini-Häuser
Ein 21 Quadratmeter kleines Haus wird kommende Woche an eine Frau in die Nähe von Berlin ausgeliefert. Das Tiny House ist ausgestattet mit einer Einbauküche, einem Ofen, einer Dusche und Toilette. Unter dem Bett im Schlafzimmer befindet sich ein großer Stauraum. Drei Monate haben Claus Peter Boden und sein dreiköpfiges Mitarbeiter-Team an dem Häuschen, das auch noch mit einer Solaranlage ausgestattet werden soll, gebaut. Kosten: rund 85.000 Euro.
Daneben steht ein 18 Quadratmeter kleines Modell. Es sieht ähnlich wie das andere – und doch ganz anders aus. Die Haustür und die Fensterrahmen sind ebenso grün gestrichen wie die Holzleisten im Innenraum.
Das 69.000 Euro teure Tiny House hat sogar eine eingebaute Fußbodenheizung. Auch die Raumaufteilung unterscheidet die beiden Häuser voneinander. Das Schlafzimmer befindet sich am anderen Ende und hat keine Tür. „Immer das gleiche Modell zu bauen, finde ich langweilig“, sagt Claus Peter Boden.
Materialien für Tiny Houses haben aktuell lange Lieferzeiten
Die Kundinnen und Kunden haben ihre Vorstellungen meistens in einer Handzeichnung festgehalten. Das Grundgerüst ist vorgegeben. Größe, Dachform und -eindeckung, Außenfassade, Dämmstoffe, Fenster und Türen sowie die Raumaufteilung und Innenausstattung können individuell gestaltet werden.
Lieferzeiten von Materialien müssen derzeit besonders bedacht werden. „Auf Holzfenster müssen wir momentan 16 Wochen warten – früher waren es sechs bis acht Wochen“, berichtet Boden. Die Trailer, auf denen die Tiny Houses gebaut werden, waren sonst sofort verfügbar. Auch sie haben inzwischen eine Lieferzeit von 16 Wochen. Auf dem Hof sind mehrere Fahrgestelle übereinander gestapelt. Der Firmenchef hat sie in weiser Voraussicht bestellt, um sie für den nächsten Auftrag vorrätig zu haben.
Firma „Winzigbauen“ baut im Jahr bis zu 15 Tiny Houses
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Claus Peter Boden ist als Schiffszimmerer sieben Jahre zur See gefahren. Danach hat er auf dem Bau gearbeitet – bis er sich schließlich 1999 als Garten- und Landschaftsbauer selbstständig gemacht hat. Vor sechs Jahren hat er sein erstes Mini-Haus gebaut. Als er beauftragt wurde, auf einem Campingplatz in Klein Rönnau ein Mobilheim neu zu verkleiden, wurde er gefragt, ob er eigentlich auch Tiny-Häuser bauen könne. Boden überlegte und dachte sich dann: Warum eigentlich nicht?
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Seitdem hat er rund 60 Stück gefertigt. Inzwischen stellt der Holzbetrieb zwölf bis 15 Tiny Houses im Jahr her. „Wir könnten noch mehr bauen, aber dann müsste ich auch mehr Leute einstellen“, sagt Boden. Die Nachfrage ist jedenfalls da. Aus ganz Deutschland melden sich Interessierte bei ihm. Seine Kunden seien „ganz liebe Menschen“, sagt er. „Sie wollen sich minimieren. Häufig ist ihnen ihr Einfamilienhaus zu groß geworden, wenn die Kinder ausgezogen sind.“
Tiny House: Claus Peter Boden lässt sich neue Spielereien aus Holz einfallen
Hinter den beiden Tiny-Häusern und einem ausgebauten Bauwagen sticht ein kleiner, weiß-blau gestrichener Holzwagen mit winziger Veranda ins Auge. Über der Eingangstür hängt ein Schild mit der Aufschrift „Strandhaus“. Drinnen befinden sich zwei Feldbetten. „Das ist für Radfahrer als Alternative zum Zelt gedacht, wenn sie zum Beispiel auf einem Campingplatz übernachten möchten“, erklärt Boden und schmunzelt über seine eigene Konstruktion.
Der kleine Zeltersatz ist genauso eine Spielerei wie der schwarze Bauwagen mit dem Zigarre rauchenden Totenkopf aus Holz an der Vorderseite. In der Mitte der Holzhütte steht ein Tisch. Bänke sind in die Wände integriert. Hier kann prima das ein oder andere Feierabendbier gemeinsam getrunken werden.
„Mir macht es einfach Spaß, Sachen aus Holz zu bauen. Das ist mein Hobby“, sagt Claus Peter Boden. Wer das über seinen Job sagen kann, der hat wohl vieles richtig gemacht im Leben.