Kreis Segeberg. Politik beschließt Prüfung: Können überdachte Stellflächen für Autos zum Klimaschutz beitragen? Wie hoch ist der Aufwand?

Ob Stadt oder Land – auf allen Ebenen gibt es zurzeit einen kräftigen Schub für den Klimaschutz. So wollen Grüne und FDP in Norderstedt städtische Parkplätze überdachen und auf den Carports Photovoltaik-Anlagen installieren lassen. Im Stadtwerkeausschuss haben sie beantragt, dass die Verwaltung prüfen soll, auf welchen Parkplätzen das Solarprojekt realisiert werden kann – der Antrag wurde einstimmig beschlossen.

Außerdem wollen die Parteien wissen, wie viel Strom die Sonne liefern kann, und wie sich der Stromeinkauf der Stadtwerke dadurch reduzieren würde. „Im vergangenen Umweltausschuss war sich die überwiegende Mehrheit einig, dass wir in Norderstedt zur Einhaltung unserer bundesweiten wie auch städtischen Klimaziele mehr bewegen müssen, um entsprechende CO2-Einsparungen realisieren zu können“, schreiben die Fraktionschefs Marc Muckelberg (Grüne) und Tobias Mährlein (FDP) in ihrem Antrag.

Photovoltaik: Norderstedter Parkplätze sollen zu Sonnenkraftwerken werden

Norderstedt verfüge über diverse freiliegende Parkplätze wie den Sommerparkplatz des Arriba-Bades, den Parkplatz am Stadtpark und Kulturwerk, die Stellflächen der Stadtwerke oder die des Seminarhauses und Rechenzentrums an der Ulzburger Straße. „Viele Bürgerinnen und Bürger installieren sich Solaranlagen auf ihre Dächer, und auch die Stadtwerke sollten ihre Bemühungen, mehr PV-Strom zu gewinnen, erhöhen“, heißt es im Antrag.

Umliegende Verbraucher wie das Kulturwerk, das Arriba-Schwimmbad und das Seminarhaus samt Rechenzentrum könnten den PV-Strom von den Carports nutzen. Was die Sonne liefert, könne in zusätzliche Ladesäulen für E-Autos und E-Bikes an den Parkplätzen fließen, nicht genutzter Strom in das städtische Stromnetz eingespeist werden.

Klimaschutz: Solar-Carports spenden Schatten und schützen vor Regen

Grüne und FDP sehen weitere Vorteile: Die PV-Carports spenden im Sommer Schatten, schützen vor Regen und Schnee und werten die Parkflächen optisch auf. Autorennen seien nicht mehr möglich – im Mai 2021 waren laute Partys und Autoposer auf dem Parkplatz ein großes Thema. Die Anwohner fühlten sich durch Lärm und den Qualm von durchdrehenden Reifen belästigt.

Auf der anderen Seite müsse die Stadt in die Installation investieren. Größere Fahrzeuge könnten die Fläche nicht mehr befahren, so dass eventuell nur ein Teil überdacht werden könne. Zudem müssten die PV-Anlagen vor Vandalismus geschützt werden. Auch in Bad Segeberg haben die Kommunalpolitiker angeregt, Großparkplätze mit Solarpaneelen zu überdachen – darunter auch die für die Karl-May-Spiele ausgewiesenen Parkflächen.

Klimaschutz: Norderstedt fördert Wärmepumpe plus PV-Anlage

Wer sich eine Wärmepumpe einbauen lässt und sie mit einer Solaranlage kombiniert, bekommt Fördergeld von der Stadt Norderstedt.
Wer sich eine Wärmepumpe einbauen lässt und sie mit einer Solaranlage kombiniert, bekommt Fördergeld von der Stadt Norderstedt. © dpa | Silas Stein

Erst vor kurzem hat der Umweltausschuss beschlossen, das Förderprogramm „Wärmeschutz im Gebäudebestand“ zu erweitern. Finanziell unterstützt werden Hausbesitzer jetzt auch, wenn sie eine PV-Anlage auf einem Gründach installieren. Auf einem begrünten Dach hätten die Solaranlagen einen erhöhten Ertrag, sagt Norderstedts Klimaschutzkoordinatorin Birgit Farnsteiner. Grüne Dächer böten Wärmeschutz und dienten als Regenspeicher.

Aufgenommen ins Programm wurde auch die Installation einer PV-Anlage in Kombination mit einer Wärmepumpe. Das städtische Programm sieht eine maximale Fördersumme pro Objekt und Kalenderjahr von 10.000 Euro vor. Alle Informationen zum Norderstedter Förderprogramm „Wärmeschutz im Gebäudebestand“ sind unter www.norderstedt.de/klimaschutz im Internet zu finden. Persönliche Fragen zum Förderprogramm beantwortet die Stabsstelle Nachhaltiges Norderstedt, Stephanie Remstedt, Telefon 040/ 535 95 542.

Norderstedt: Bürger und Bürgerinnen machen mit und rufen Fördergeld ab

Parallel zu den kommunalen Initiativen läuft der Auf- und Ausbau großer Solaranlagen. Hier war der Kreis Segeberg im Vorjahr Spitzenreiter in Schleswig-Holstein. Wegen seiner vielen zusammenhängenden Freiflächen gilt der Kreis als Solar-Paradies für Investoren, weitere PV-Anlagen sollen gebaut werden.

Auch das Interesse der Menschen am Klimaschutz im Norden ist stark gewachsen. Das zeigt die Reaktion auf das Förderprogramm des Landes „Klimaschutz für Bürgerinnen und Bürger“ – nach nur fünf Tagen war das Volumen für Balkonkraftwerke ausgeschöpft. Klimaschutzminister Tobias Goldschmidt zeigte sich begeistert über die hohe Resonanz: „Viele Menschen in Schleswig-Holstein haben richtig Lust auf die Klimawende.“

Balkonkraftwerke: Großes Interesse an den kleinen Kraftprotzen

Die Menschen haben großes Interesse an den kleinen Kraftwerken. Die Fördermittel waren schnell vergriffen.
Die Menschen haben großes Interesse an den kleinen Kraftwerken. Die Fördermittel waren schnell vergriffen. © dpa | Stefan Sauer

Balkonkraftwerke seien einfach zugänglich und leicht anzuschließen. Das mache sie zum Türöffner für privaten Klimaschutz. 763 Anträge für die Mini-Kraftwerke seien eingegangen. Damit seien die Fördermittel für die erste Antragsphase bis Ende März ausgeschöpft. Ab dem 31. März könne wieder eine Förderung für die PV-Stecker-Anlagen beim Land beantragt werden.

Nach wie vor gefüllt sei der Fördertopf für nicht-fossile Heizsysteme. Wärmepumpen werden mit bis zu 2000 Euro, Solarkollektoranlagen mit bis zu 900 Euro, Biomasseheizungen mit bis zu 900 Euro und ein Anschluss an ein Wärmenetz mit bis zu 500 Euro vom Land gefördert.

Photovoltaik: Bisher wurden 64 Anträge auf Wärmepumpen gestellt

Bislang wurden laut Klimaschutzministerium 64 Anträge für Wärmepumpen, zwölf für Solarthermieanlagen sowie vier Anträge für einen Wärmeanschluss gestellt.

Jeweils im Januar, April, Juli und Oktober können Interessierte Förderanträge stellen. Ist das Fördergeld ausgeschöpft, können Anträge erst wieder im nächste Zeitfenster gestellt werden. Damit will das Ministerium sicherstellen, dass die Förderung über mehrere Jahre ermöglicht wird. Informationen zum Förderprogramm gibt es hier.